Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Hier könnt ihr die einzelnen Folgen bewerten bzw. die Meinung der anderen Mitglieder lesen.

Wie bewertet ihr "Zigarren für den Chef" ?

1/5 schlecht
2
3%
2/5 passabel / "na ja"
15
24%
3/5 gut
19
31%
4/5 sehr gut
22
35%
5/5 überragend
4
6%
 
Abstimmungen insgesamt : 62

Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon Doc Brown » So, 04.09.2011 22:36


Von mir gibt es 2 Punkte - ich werde mit dieser Episode nicht warm.

Der Mörder Roger Stanford gefällt mit überhaupt nicht. Er agiert mir viel zu hysterisch und kindisch. Die kratzige Synchronisationsstimme tut dann noch ihr übriges. :?

Das gleiche gilt für die Sekretärin. Sie agiert in ihrem Spiel ebenso viel zu hysterisch und übertrieben.

Ansonsten gibt die Folge auch in Sachen Indizien nicht gerade viel her. Columbo stellt relativ schnell fest, dass das Auto explodiert ist und wundert sich über Stanfords nervöse Blicke auf die Uhr. Das war es dann aber eigentlich auch schon. Mehr Indizien werden nicht zusammen getragen.

Witzig fand ich die Szene als Columbo und Stanford auf dem Firmengelände die Metalltreppen hinunter gehen. Erst sieht man nur eine Treppe, dann zwei, dann sogar drei und schließlich zoomt die Kamera weit weg, so dass man erkennt, dass beide hoch oben auf dem Firmengelände sind und noch viele Metalltreppen vor sich haben. Keine Ahnung, wie sie dort hingekommen sind, aber die Kameraarbeit in dieser Szene fand ich gelungen und brachte mich zum schmunzeln. :)

Die Überführungsszene ist dann der einzige gelungene Teil der Folge. Die letzten 10 Minuten sind wirklich spannend und packend. Man fiebert förmlich mit Standford mit und kann sehr gut seine steigende Nervosität bis hin zum Wahnsinn erkennen. Das haben alle drei Protagonisten schauspielerisch sehr gut umgesetzt, wobei Everett Logan etwas hölzern wirkt und leicht abfällt. Trotzdem ist die Szene unterm Strich gelungen.

Das ist aber insgesamt zu wenig. Es gibt etliche Folgen, die ich "Zigarren für den Chef" vorziehen würde. Daher gibt es nur 2 Punkte von mir.
Döp döp döp de de döp döp döp
(H.P. Baxxter)
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Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon Devlin » Mi, 20.06.2012 14:06


Knappe 4 Punkte von mir für "Zigarren für den Chef".

Der Beginn der Episode in der Dunkelkammer ist spektakulär (besser als bei "Negative Reaction") :)
Die Mordidee und die Durchführung mit der Bombe in der Zigarrenkiste ist genial!

Roddy McDowall als Roger Stanford gefällt mir sehr gut. Er spielt hervorragend die Rolle eines jungen, übermütigen Erben eines Chemiekonzerns. Einerseits mit Intelligenz und Mut gesegnet, aber auch sehr behütet und in heiklen Situationen so schnell nervös (das ständige auf die Uhr gucken).
Mit seiner jugendlichen Übermut und seiner verspielten Art setzt er ein hohes Tempo in die Episode und fordert Columbo heraus. Seine Schwäche ist, dass er auch das Naive eines jungen Menschen hat, er ist leichtsinnig und denkt ihm könne nichts passieren.
Er hat einige flotte Sprüche drauf und liefert sich ein spannendes Duell mit Columbo.

Quinzy als der Fahrer und nebenbei Dedektiven für Mr. Buckner oder Logan verkörpern dagegen gute Kontraste.
Ida Lupino als die Behütende des einzigen Stanford' Nachkommen passt gut in das Spiel.
Miss Bishop wirkt wiederum als sehr naives Frauenbild-nicht neu bei Columbo.

Die Beweisführung ist interessant aber sicher nicht herausragend.

Das Finale in der Seilbahn finde ich dagegen wirklich Spitze, die speziellste Umgebung eines Columbo Finales. Columbo kann seine Höhenangst gut überwinden. Roger muss im ernst annehmen es sei die Kiste mit der Bombe und gerät in Panik, was wirklich beklemmend wirkt und den Beweis liefert das er die andere Kiste manipuliert hat. Das wahnsinnige Gelächter ist die Verzweiflung eines jungen Menschen der sich für überlegen und unbesiegbar hielt.

Guck die Episode immer wieder gerne, kein absolutes Highlight für mich aber temporeich und mit sehenswerten Dialogen und Kameraeinstellungen.
So weit ____ und nicht weiter!
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Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon Tiktaalik » Mo, 10.09.2012 18:29


Untypisch ist, dass man den Mörder Roger Stanford direkt bei den Mordvorbereitungen sieht. Er bringt seinen Onkel mit Sprengstoff präparierten Zigarren um, weil er ihn aus der Firma werfen und einige Geheimnisse aufdecken will, z. B. seine Spielsucht oder seinen Handel mit Rauschgift. Die Mordmethode an sich ist zwar interessant, aber die Indiziensuche geht gegen null. Auch verstehe ich nicht, wieso Columbo für einen Vermisstenfall zuständig ist. Als einziges Indiz bemerkt Columbo, dass Stanford sehr aufällig auf die Uhr schaut, während er sich zusammen mit ihm das Band anhört. Das ist nicht einmal Durchschnitt. Dass der Schlussbeweis das positivste der ganzen Episode ist - und der ist nur gut - heißt schon einiges.

Dadurch, dass die Indizien fast nicht vorhanden sind, ist das Columbo-Mörder-Spiel stark eingeschränkt. Zu Beginn gibt es im Büro ein paar halbwegs passable Szenen, bevor sich das CMS dem Nullpunkt nähert.

Ein sehr großer Kritikpunkt an dieser Folge ist der Charakter des Mörders. Er soll wohl einen Verrückten darstellen. Das ist zwar eine schöne Idee, wenn Mr. Stanford denn wenigstens verrückt wäre. In meinen Augen ist er total kindisch und albern. Er beschießt die Angestellten im Büro zu Beginn der Folge mit Luftschlangen und macht Fotos von ihnen. Darüber konnte ich nicht lachen. Ebenso sein Verhalten gegenüber seinem Mordopfer gefiel mir nicht.

Ich weiß gar nicht, ob es an dem Mörder oder an dem Schauspieler liegt, aber er gefällt mir überhaupt nicht. Von den Nebendarstellern fällt nur Ida Lupina positiv auf.

Nur für einen guten Schlussbeweis und einer guten Nebendarstellerin kann ich leider keine 2 Punkte vergeben, daher: 1/5.
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Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon bluemink » So, 16.09.2012 19:44


Ich hab als Neumitglied in den letzten Wochen damit begonnen, mir nebst einigen Folgen, die ich noch nicht kannte (etwa die Hälfte), mir noch mal die ein oder andere mir bereits bekannte Folge reinzuziehen, gerade weil ich mich z.T. noch vage an die Erstausstrahlung im BR bzw. in der ARD erinnern konnte und als Untertitler das Vergnügen hatte, 2003 die deutschen Untertitel für diverse Folgen der ersten Staffel zu erstellen.

So umfassende und punktgenaue Kritiken, wie sie einige vor mir geschrieben haben - Martha, Kevin, Zimtspinne, Mr. Brimmer, Columbo-Freak, Sagittarius, Kevin usw. - werd ich mir wohl verkneifen, nicht zuletzt, weil das Meiste und "Wichtigste" zu den einzelnen Folgen wohl inzwischen gesagt sein dürfte und weil ich mich nicht zu den Begnadeten zähle, die sich einen komplizierten Plot samt Nebenhandlungssträngen und -figuren über Wochen, Monate oder gar Jahre merken können. Meine Beiträge werden sich daher wohl eher auf bestimmte Details bzw. die kontroverseren Aspekte der jeweiligen Folge beziehen, sprich was mir grad so frisch in den Sinn kommt, obwohl mir die von einigen hier favorisierte Aufdröselung in Regie, Drehbuch, Mord, Indizien, CMS, Humor, Schauspielleistung, Auflösung etc. schon sehr zusagt.

Fang ich mal an mit "Zigarren für den Chef", einer Folge, an der sich die Gemüter ja offenbar mächtig reiben. Der Titel kam mir bekannt vor, aber erinnern konnte ich mich letztlich nur noch an den durchgeknallten Mörder und die Seilbahn.

Im Unterschied zu vielen hier halte ich Roddy McDowall für einen ziemlich genialen Mörder und eine willkommene Abwechslung zum gängigen Mörderschema - unkonventionell, facettenreich, und somit relativ schwer greifbar, aber genau das macht für mich den Reiz der Figur aus. Der in jeder Einstellung spürbare Wahnsinn (zur Zwangsjacke fehlt sicher nicht viel) mag dem ein oder anderen zu dick aufgetragen sein - für mein Empfinden wirkt das jedoch weitgehend plausibel. Ein Studienkollege (später ebenfalls Doktor der Chemie) verhielt sich seinerzeit ähnlich nervig und infantil und tut es vermutlich auch heute noch. Schuld ist wohl, wie auch bei Stanford, ein übertriebenes Geltungsbedürfnis aufgrund eines schlechten Elternhauses - tja, die Realität schreibt ja oft die abgedrehtesten Geschichten! Beim erneuten Anschauen der Folge fielen mir dann noch etliche Nuancen in McDowalls Mimik auf - etwa wie er gelangweilt den Staub von der Schreibtischlampe bläst, als Columbo ihn und Miss Bishop im Büro konfrontiert. Wirklich köstlich!

So sehr mir die Besetzung der Hauptrolle gefällt (für mich schon mal die halbe Miete), so frustrierend empfinde ich - mal wieder - die durchweg schwach entwickelten Nebenfiguren - da können gute Darsteller wie Ida Lupino oder William Windom leider nicht viel ausrichten. Letzterem verpasste Synchronsprecher Robert Naegele dann auch noch einen ulkigen schwäbischen Akzent, der mich genauso nervt wie die bayrische Synchronstimme der farbigen Empfangsdame in der Synchro der vorausgehenden Folge "Schritte aus dem Schatten". (Ich komme zwar selbst aus Bayern, aber in einer amerikanischen Serie hat so ein Akzent meiner Meinung nach nix zu suchen.) Tommi Pipers Stimme hör ich übrigens sehr gern, ebenso wie die von Klaus Schwarzkopf. Auch wenn sie mit den Originalstimmen wenig bis nichts gemeinsam haben - sie passen einfach.

Da mir Columbos oftmals übertriebener Humor in der Regel weniger zusagt, war ich hier von der Umkehrung der Humorträger durchaus angetan. Stanfords Begegnungen mit Columbo (etwa "Sind Sie Roger Stanford?" - "Ja, könnte man sagen", oder die "Retourkutsche" mit der Uhr) blieben mir jedenfalls sehr positiv im Gedächtnis hängen. Überhaupt ist das die Art von sarkastischem Humor, wie ich sie mir z.B. in "Alter schützt vor Torheit nicht" gewünscht hätte.

Obwohl die Handlung theoretisch viel hergibt, ist für mich das Drehbuch bzw. dessen Umsetzung eine echte Zumutung. Vor allem beim umständlichen Mittelteil mit der Schreibmaschine, den vielen Namen (Benson?), der Erklärung von Quincys Funktion, dem fingierten Foto und den entsprechenden Konsequenzen bis hin zu den Kündigungen und dem nicht enden wollenden Wortschwall bei der Überführung in der Seilbahn hab ich beim ersten - übermüdeten - Anschauen nur Bahnhof verstanden. Insgesamt hätte man da weniger quatschen sollen und mehr zeigen müssen, oder vielmehr beides trennen, was aber wohl im Hinblick auf die kurze Laufzeit der Folge nicht möglich war. Auch wirken viele Szenenübergänge aufgrund der hier eindeutig zu knapp bemessenen Produktionszeit sehr abrupt und stümperhaft, sodass ich nicht selten das Gefühl hatte, mich vor lauter Bild- und Wortinfo in die jeweilige Szene "einfinden" zu müssen. Bei "Columbo" will ich auch mal entspannen können.

Fehlt noch die klaustrophobische Überführung, die natürlich überzeugen kann, wenn auch fraglich sein dürfte, ob ein Chemie- und Logikgenie wie Stanford tatsächlich in Columbos Falle gegangen wäre.

Unterm Strich bleibt hier für mich angesichts der überfrachteten Handlung und dem Mangel an Indizien zu wenig für eine wirklich "gute" Folge. Da ich aber den Mörder auch noch beim wiederholten Anschauen enorm unterhaltsam fand, vergebe ich hier gerne 3 Punkte.
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Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon martha » So, 16.09.2012 20:54


bluemink hat geschrieben:Ich hab als Neumitglied in den letzten Wochen damit begonnen, mir nebst einigen Folgen, die ich noch nicht kannte (etwa die Hälfte), mir noch mal die ein oder andere mir bereits bekannte Folge reinzuziehen, gerade weil ich mich z.T. noch vage an die Erstausstrahlung im BR bzw. in der ARD erinnern konnte und als Untertitler das Vergnügen hatte, 2003 die deutschen Untertitel für diverse Folgen der ersten Staffel zu erstellen.



Herzlich willkommen!
Kannst du darüber berichten, wie du dazu kamst, Untertitel für Columbo-Folgen zu erstellen.
Hätte mich interessiert.
Das hört sich ja toll an.

Grüße
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
"Martha."
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Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon Tiktaalik » So, 16.09.2012 21:20


Erst einmal willkommen im Forum, bluemink! Es ist immer schön, jemanden Neuen hier begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, dir gefällt es hier :)

bluemink hat geschrieben:So umfassende und punktgenaue Kritiken, wie sie einige vor mir geschrieben haben - Martha, Kevin, Zimtspinne, Mr. Brimmer, Columbo-Freak, Sagittarius, Kevin usw. - werd ich mir wohl verkneifen

Aha, so sieht dann also eine kurze Bewertung aus. Da bin ich auf deine langen Bewertungen sehr gespannt :)

bluemink hat geschrieben:Ich hab als Neumitglied in den letzten Wochen damit begonnen, mir nebst einigen Folgen, die ich noch nicht kannte (etwa die Hälfte), mir noch mal die ein oder andere mir bereits bekannte Folge reinzuziehen, gerade weil ich mich z.T. noch vage an die Erstausstrahlung im BR bzw. in der ARD erinnern konnte und als Untertitler das Vergnügen hatte, 2003 die deutschen Untertitel für diverse Folgen der ersten Staffel zu erstellen.

Kann ich daraus schließen, dass du alle Folgen auf DVD hast? Falls ja, wirst du die Folgen dann in der Reihenfolge bewerten oder querbeet, so wie du gerade Lust auf eine bestimmte Folge hast?
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Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon bluemink » So, 16.09.2012 23:33


martha hat geschrieben:Herzlich willkommen!
Kannst du darüber berichten, wie du dazu kamst, Untertitel für Columbo-Folgen zu erstellen.
Hätte mich interessiert.
Das hört sich ja toll an.

Grüße

Erst mal danke für die netten Willkommensgrüße, auch an die anderen hier im Forum! :D

Zu deiner Frage: Ist wirklich nur halb so toll, wie sich das vielleicht zunächst anhört. Ich hab damals hauptsächlich als Übersetzer gearbeitet und kam über Kollegen 2002 zum Untertiteln. Wie man das ja leider auch von anderen Berufssparten her kennt, hat die Branche im Lauf der Zeit, so ab 2004, ihre Produktion immer mehr zu Hungerlöhnen "ausgelagert", sodass man plötzlich nicht mehr von den Einkünften leben konnte, schon mal gar nicht hier in London. Rückblickend muss ich sagen, dass für mich die Übersetzung der Handvoll Columbo-Folgen (Untertitelung orientiert sich aufgrund der in der Regel stark begrenzten Zeichenanzahl nicht an bereits vorhandenen Synchronfassungen) ein echtes Highlight waren - seufz! Z.T. eine ziemliche Herausforderung, zumal bei Columbo vergleichsweise schnell gesprochen wird. Von der ersten Staffel gefiel mir damals am besten "Mord in Pastell", gefolgt von "Tödliche Trennung" und „Mord mit der linken Hand“.

Kevin hat geschrieben:Erst einmal willkommen im Forum, bluemink! Es ist immer schön, jemanden Neuen hier begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, dir gefällt es hier :)

Jau danke, immer besser! :D

Kevin hat geschrieben:Aha, so sieht dann also eine kurze Bewertung aus. Da bin ich auf deine langen Bewertungen sehr gespannt :)

Tja, da hab ich wohl den Überblick verloren ... :wink:

Kevin hat geschrieben:Kann ich daraus schließen, dass du alle Folgen auf DVD hast? Falls ja, wirst du die Folgen dann in der Reihenfolge bewerten oder querbeet, so wie du gerade Lust auf eine bestimmte Folge hast?

Nein, ich muss gestehen, dass ich mir (aus Gründen der Eitelkeit?) bislang nur die erste Box zugelegt habe. 8) Da es aber nun auch eine ganz tolle Website gibt (Namen darf ich an dieser Stelle wohl nicht nennen?), wo man alle Columbo-Folgen sowohl im Original als auch in der Synchronfassung gucken kann und bei mir zudem CDs und DVDs selten ihren Platz in die entsprechenden Hüllen zurückfinden, werd ich's wohl nicht zuletzt der Ordnung halber erst mal bei der Online-Lösung belassen. Und damit's nicht zu vorhersehbar und langweilig wird, gucke und bewerte ich die Folgen querbeet.
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Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon MrGrady » Di, 25.12.2012 14:02


Die Auflösung dieser Folge war für mich ein echtes Highlight, als ich Anfang der 90er-Jahre Columbo auf RTL gesehen habe. Die Szene blieb mir über 20 Jahre in Erinnerung. Die Stimmung in der Seilbahn, die ablaufende Uhr und das Durchdrehen des Mörders finde ich noch heute atmosphärisch sehr gelungen. Ich muss sagen, der bekloppte Täter stört mich nicht. Er ist für mich eine willkommene Abwechslung in der Serie. Das Motiv (er will die Macht in der Firma an sich reißen) ist für mich klar. Das kindische Getue habe ich eher als Täuschungsmanöver der Mitmenschen gesehen. Der Typ ist halt relativ schlau und kokettiert mit diesem Kinderkram.

Was mich mittlerweile jedoch ziemlich stört, ist der stümperhafte Mord und die schwache Indiziensammlung. Wir als Zuschauer wissen dank des typischen Columbo-Aufbaus ja von Anfang an, was passiert ist. Wie Columbo auf die Zigarren und die Bombe kommt, ist hingegen reichlich dünn. Auch die Mordmethode überzeugt mich nicht, da nicht planbar war, wo die Bombe explodiert. Nicht zuletzt der hier schon mehrfach erwähnte Logikfehler mit dem Öffnen der Zigarrenkiste auf dem Anrufbeantworter. Das wusste der Mörder ganz genau, er hätte niemals auf den finalen Trick hereinfallen dürfen. Ein echter Bock!

Alles in allem für mich aber dennoch eine durchschnittliche Folge, die ich mit 3 Punkten bewerte. Weniger bringe ich nicht übers Herz bei einer Episode, die sich derart nachhaltig in meine Erinnerung gebrannt hat.

Zuletzt zum Thema Titel: "Zigarren für den Chef" zählt für mich zu den besseren Namen in deutscher Übersetzung. Er macht neugierig und ist sogar ansatzweise doppeldeutig. Wie wir wissen, geht es ja nur vordergründig um Zigarren. Positiv außerdem, dass der Titel mal ohne Mord oder Tod auskommt. "Short Fuse" bedeutet frei übersetzt etwa "Durchbrennen/durchdrehen" und bezieht sich sowohl auf den irren Charakter des Mörders als auch auf die Mordmethode - Letzteres unterstelle ich zumindest den Machern, um meine Theorie von der Doppeldeutigkeit der Originaltitel aufrecht erhalten zu können :wink:
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Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon OpenOcen » Mi, 15.02.2017 11:07


Diese Folge hatte ich als 4-5 in Erinnerung. Endlich mal ein witziger/komischer Mörder.

Nach dem ich die Folge gestern gesehen habe, muss ich sagen: 3 Punkte, mehr kann ich leider nicht geben.

Columbo kommt aus einem nicht genannten Grund direkt auf den Mörder, er lässt uns wenig an den Ermittlungen teilhaben, weshalb auch kaum Indizien ans Tageslicht kommen.

Der Schluss in der Golden gefällt mir gut, kann aber den Rest jetzt nicht so raus reißen.
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Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon smeagol » So, 02.09.2018 19:35


"Zigarren für den Chef" ist noch einer der ganz frühen Folgen, man merkt aber, dass hier bereits die typischen Elemente und Charakteren ausgearbeitet sind. Etwa Columbos Fähigkeiten für die Einzelheiten, sein Wesen. Aber auch das Zusammenspiel zum Täter. Auch den Humor hat man schon rein gebracht, zum Glück sogar mehr mit Situationskomik und witzigen Gesprächen.
Auffallen tut hier sicher die Person des Täters, Roger Stanford. Das ist nicht ein Muttersöhnchen. Auch nicht ein versnobter Jungunternehmer. Nein, das ist einer, der bereits so einiges Erfahren hat, was so hinten durch läuft und dies auch selbst anwendet und vor Allem nach aussen spielt. Mit seinem Verrückten Verhalten zeigt er, was er von den Leuten haltet, andererseits ist er stark manipulativ und weiss leider seine Erfahrungen nicht positiv bei sich anzuwenden. Gespielt ist das super, ich schaue im sehr gerne zu.
Zum Fall gibt es nicht viel zu erzählen. Bombe in der Zigarrenkiste geht hoch, nachdem diese geöffnet wurde und eine Verzögerungszeit abgelaufen ist. Das Funktioniert auch wie gedacht. Columbo ist mir hier wieder mal etwas gar hellseherisch. Klar kann man irgendwann in den Untersuchungen auf die Zigarrenkiste kommen. Aber woher nur nimmt er die Idee, dass es genau so gewesen ist? Das hängt für mich an einem viel zu dünnen Faden. Die Geschichte plätschert dann von der Story her im Mittelteil etwas daher.
Ganz toll finde ich dann die Überführung. Columbo ist sich mit der Zigarrenkiste einigermassen sicher und stellt eine Falle. Fallen kriegen wir ja immer mal wieder mit. Die meisten sind gut und verblüffend, zumindest beim ersten sehen. Einige sind auch eher schwach. Diese hier ist meiner Meinung richtig gut. In der Gondel der Luftseilbahn präsentiert Columbo die vermeintliche Zigarrenkiste, die offenbar nicht geöffnet wurde. Nicht genug, öffnet Columbo die Kiste und sagt, dass damit die Mordthese widerlegt sei. Dass Roger Stanford da nicht nur weiche Knie kriegt, sondern in allerhöchste Panik verfällt, ist gut nachvollziehbar. Nach ihm müsste das Ding ja in Kürze explodieren. Panisch versucht er die Zigarren aus der Kabine zu kriegen, was ihn natürlich als Täter identifiziert. Wirklich herrlich ist hier, dass Columbo grossartig von Unfall und kein Mord und seine Theorie sei widerlegt und er entschuldige sich etc. spricht, während dem Täter nichts anderes übrig bleibt, als sich selbst zu entlarven. Grossartig.
Schon hier war es dem Team offenbar wichtig, eine Moral auszuarbeiten und die Taten mit den Folgen zu beschreiben. Roger ist sowohl hintergangen wie auch Täter. Sein selbstherrliches Verhalten, den Chefposten übernehmen, verdiente Personen zu entlassen, die "Geliebte" benutzen etc., das rächt sich am Schluss. Wer schlechtes sähet wird dies auch ernten.
Ich werte diese Folge mit 4 Punkten. Wunderbar gespielt. Interessante Gedankengänge und Entwicklungen (was mir immer gefällt). Eine super Überführung. Für fünf Punkte fehlt mir dann doch etwas mehr Story und realistische Ermittlung.
smeagol
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Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon Columbologe » Fr, 12.10.2018 12:13


Ungeschickt vom Drehbuch: Die Mordmethode verlangt ein unvermeidbares Nebenopfer, den Chauffeur. Um dessen Ableben schert sich Columbo aber gar nicht, dabei hätte er doch ebenso gut das geplante Opfer sein können. Es wäre sogar ein besonders cleverer Mordfall geworden, wenn wider Erwarten nicht der Reiche auf dem Rücksitz das beabsichtigte Opfer gewesen wäre sondern nur der Fahrer.
Als wäre Roddy McDowall nie über sein Image als Ex-Kinderstar hinweg gekommen, spielt er hier mit 43 einen Twen mit der geistigen Unbekümmertheit eines Teenagers. Das ist nicht unbedingt, was einen Columbo-Schuft von Format kennzeichnet.
Weiteres Defizit: Fehlende clevere Kombinationen in einer Mörderjagd, die sich allzu sehr auf ihren mental spektakulären Seilbahn-Showdown verlässt.
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Re: Bewertet: "Zigarren für den Chef"

Beitragvon Patrick_B » Mo, 14.01.2019 22:16


Dies war immer meine Lieblingsfolge der ersten Staffel und der Moment, in dem sich meine Liebe zu dieser Serie zementierte (eigentlich hätte ich mir diesen Kommentar für die nächste Folge aufheben sollen...). Ich habe ein riesiges Herz für joviale Mörder, siehe auch Waffen des Bösen, und deshalb hat mich der Film auch nach dem x-ten Ansehen direkt wieder in den Bann gezogen. Ja, Roger Stanford übertreibt es total und ich möchte nicht mit ihm zusammenarbeiten, aber das ist mir in diesem Fall egal: ich liebe dieses Schauspiel.

Der Mord an sich ist gut geplant und ich konnte keine Logiklöcher erkennen. Und es läuft ja auch alles nach Plan und Columbo kann Roger nur durch einen Trick entlarven. Im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, dass ich es den Drehbuchschreibern abnehme, dass der geniale Mörder auf diesen Trick wirklich reinfällt, aber egal. Die Reaktion des Mörders sowohl des Zeugen macht das wieder wett. Aber warum Columbo bei der zweiten Fahrt plötzlich keine Höhenangst mehr hat, muss man nicht verstehen.

Allerdings muss ich feststellen, dass sich Columbo ziemlich schnell auf den wahren Täter und Mordverlauf einschießt, obwohl es wenige richtige Hinweise gibt. Auch die Rolle des Chauffeurs als zweites Mordopfer findet erstaunlich wenig Aufmerksamkeit und in der Mitte flacht der Spannungsbogen doch etwas ab.

Aber wisst ihr was? Das ist mir alles wurscht, ich könnte mir die Folge trotzdem direkt nochmal anschauen. Ich gebe vier Nostalgiepunkte.
Patrick_B
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