von smeagol » Sa, 13.10.2018 16:10
Um es vorweg zu nehmen, mit dieser Folge kann ich mich nicht so erwärmen. Erst mal ist es nun mal so, dass bei Columbo die Interaktion der Figur Columbo das Salz in der Suppe ist. Kommt diese Figur nicht vor, so ist es halt ein gewöhnlicher Film. Und hier geht es nun mal eine gute halbe Stunde, bis Columbo zum Vorschein kommt. Diese halbe Stunde zieht sich dann auch eher langatmig durch. Das liegt auch daran, dass man bald mal herausbekommt, was der Freddy Brower machen möchte und wie das heruaskommen wird. Ich weiss sogar, was sich das Filmteam ausgedacht hat: Da ist eine längere Handlungsstory bis zum Mord und die müssen wir irgendwie aufpeppen. Man hat es dann mit einem anderen Stil versucht, nämlich die Ganzen Szenen bis zum Mord als Thriller zu inszenieren. Es wird ein Spannungsbogen aufgebaut, der mit entsprechender Musik untermauert ist und mit dem Erwachen des Opfers aus der Ohnmacht unter Wasser gipfelt. Da muss ich einfach sagen, dass mir das gar nicht gefallen hat. Der Stil passt nicht zu einem Columbo und zudem werden bei Columbo zwar immer mal wieder brutale Morde durchgeführt, aber der Todeskampf wird dann doch nie ansatzweise so heftig gezeigt. Das finde ich unpassend und stösst mich gar ab.
Gleich nach dem Mord gibt es dann auch den grossen Überraschungsmoment für den Zuschauer. Die Nancy stösst dazu und siehe da, der Täter und sie sind ein paar und haben den Mord zusammen geplant. Das ist zwar einerseits dann wirklich verblüffend, aber stösst mich gleich nochmals ab. So eine hinterlistige Hexe (passt zwar zum "Lieblingsonkel") geht mir ganz schön auf den Nerv und zweitens vermeidet es, dass man auch beim Opfer etwas den Fehler sucht.
Columbo ist dann schön am Indizien suchen. Die findet er auch, interessant z.B. mit der Uhr. Allerdings sind diese natürlich kaum genug aussagekräftig. Es kommt ein wieder eher langwieriger Mittelteil, wo es um Beerdigung, flowerpower Gruppe etc. geht. Erst am Schluss gibt es Schwung rein. Aber da passiert es dann auch schon. Columbo präsentiert den Fingerabdruck des Affen, der beweist, dass Leon Lamarr beim Tatort war. Dieser Schlussbeweis ist gut, kommt aber ziemlich aus dem Nichts. Man kommt sich dann auch etwas "für Dumm verkauft" vor, weil man sich vorher versucht auszudenken, wie nun mit den Indizien eine Stichfeste Überführung gelingt. Ich meine, irgend einen klaren Beweis kann man ja immer erfinden, der dann präsentiert wird. Schwach. Das Gute ist, dass Columbo den Leo und die Nancy gegeneinander ausspielen lässt und sie sich so beide ans Messer (oder ins Gefängnis ohne den Gewinn) ausliefern. Das ist wirklich gut gemacht von Columbo und dem Drehbuch. Aber auch hier: Die Schauspielerische Umsetzung gleicht hier eher einer Posse in einem Volkstheater, als einem guten Fernsehfilm.
Ein weiterer guter Moment ist, also Columbo versehentlich um die teuren Juwelen mitbietet. Da Lamarr selbst mitsteigert, kommt dieser schon in Panik, als sein Gebot immer wieder überboten wird. Und erkennt, dass Columbo es ist. Witzig aber auch genial, da Columbo ihm hier so richtig auf den Versen ist. Und zum Glück nicht mit dem Ende, dass Columbo tatsächlich was ersteigert hätte, was ich wiederum nicht originell gefunden hätte.
Noch zwei drei Anmerkungen:
Da möchte der Freddy von seiner Nochfrau, dass diese auch die Schulden mitteilt. Im Gegenzug ist er aber gleich danach nicht bereit, seinen Riesengewinn mit ihr zu teilen. Da kann man natürlich schon auch von Karma reden, dass das nicht gut kommt.
Der Freddy ist schon sehr unvorsichtig und Weltfremd. Lässt einfach seinen Onkel seinen Gewinn abholen im Vertrauen, dass das dann nicht rauskommt. Er müsste doch wissen, dass solch hohen Beträge immer nachverfolgt würden und sein Lieblingsonkel wohl nie die Absicht haben wird, den Gewinn zurück zu geben.
Der Leo und die Nancy planen die Tat gemeinsam. Also wusste Nancy da ja, dass ihr Ehemann den Jackpot geknackt hatte. Da könnte sie doch einfach die Zeit spielen lassen und die Hälfte des Gewinns einfach so einkassieren, ohne einen Mord Mitverschulden zu müssen. Entweder ist sie total verliebt, total blöd oder total eiskalt.
Da hat der Freddy noch keinen Pence von dem Gewinn und kann nicht mal seine Miete zahlen, aber er lässt sich schon mal einen teuren Sportwagen kommen. Sehr weltfremd.
Schauspielerisch mag neben dem immer tollen Peter Falk nur der Rip Torn als Leo Lammar überzeugen, der jedoch phasenweise etwas gar theatralisch.
Zur Bewertung: Geht für mich auf Niveau Passabel, 2 Punkte. Wobei ich hier die gute Endauflösung mit einberechnet habe, ansonsten wären es eher nur ein Punkt.