Also, was dem Freddie Brower zu Beginn des Films passiert, müsste mir auch mal passieren…
Dies ist ein Columbo der Extreme. Er zeigt das dümmste und naivste Opfer der Serie, keiner macht aus so viel so wenig, und wir sehen den "traurigsten" Mörder, der die meisten Krokodilstränen vergießt.
Viele Details machen den Film abwechslungsreich, unterhaltsam, kurzweilig und erheiternd.
Offenbar haben die Macher dieses Columbos Lehren aus dem Vorgängerfilm (Tödliche Liebe) gezogen. Dort wurde das Motiv nicht herausgearbeitet, und es gab eine lächerliche Auflösung.
Hier im "Jackpot" ist das Motiv plausibel, es gibt 30 Millionen Gründe, die Überführung durch einen Fingerabdruck eines Schimpansen ist überzeugend, aber auch simpel und billig.
Indizien sind recht bescheiden. Lamarr ließ Freddie, als er ihn in die Badewanne legte, die Uhr am Handgelenk. Sie war ein Geschenk von ihm, sehr teuer und wasserdicht. Lamarr weiß nicht, dass Freddie die Armbanduhr verkauft und durch ein billiges Imitat ersetzt hat, welches nicht wasserdicht ist. Freddie hätte seine Armbanduhr also nicht ins Bad genommen. Aber wäre er mit einer wertvollen ins Bad gestiegen? Vielleicht war er zerstreut und vergaß, die Uhr abzunehmen? Was für sichere Schlüsse soll man ziehen?
Zudem plante Freddie den Kauf eines teuren Autos, telefonierte zuletzt häufig mit seinem Onkel und kaufte eine Kiste Champagner, obwohl er die Miete nicht zahlen kann (oder gerade deshalb?).
Den Durchbruch bringt Freddies Kamera. Die Gewinnzahlen sind die Blendenwerte, die Freddie als Fotograf vertraut sind. Kann man daraus schließen, dass Freddie der Lottogewinner ist? Von dieser Frage hängt alles ab.
Columbo begreift nun, dass Freddie ein "Problem" hatte, dieser nämlich seine Noch-Ehefrau Nancy betrügen wollte. Columbo erkennt die Zusammenhänge und kann Lamarrs Schuld beweisen, weil der Schimpanse eine Vorliebe für glitzernde Dinge hat, darunter das Medaillon, das Lamarr zur Tatzeit trug.
Raffiniert ist, wie Columbo Nancy überführt. Irgendjemand muss ja um 8 Uhr aus Freddies Wohnung angerufen haben. Columbo verdächtigt Nancy, weil sie das Scheidungsurteil nie unterschrieben hat, allerdings hat er sonst nichts gegen sie in der Hand. Columbo erklärt in Gegenwart Lamarrs Nancy zur Alleinerbin, worauf Lamarr ihre Mittäterschaft aufdeckt. Seit Dr. Kepples Überführung gab es kein Gelächter mehr. In der Vierecksbeziehung Freddie, Nancy, Lamarr und Mrs. Lamarr gibt es schließlich nur Verlierer.
Gefallen hat mir die Wohngemeinschaft, die abgehoben von den Problemen dieser Welt agiert. Lamarr wirkt auf mich etwas spröde, am besten wirkt er, wenn er seinen schlangengleichen Charme verbreitet.
Der Humor kommt nicht zu kurz. Aus der Sicht einer italienisch sprechenden Dame wandelt er vom "Penner" zum "hübschen Gesicht" und schließlich zum gewünschten Schwiegersohn. Witzig auch die Szene im Autohaus, wo Columbo erst nach Vorzeigen seiner Dienstmarke Einlass bekommt.
Der arme Schimpanse! Er kann nur zuschauen, wie sein momentaner Herr getötet wird. Immerhin gelingt durch ihn die Überführung des Mörders. Das war auch der Zweck seines Daseins.
Ich gebe diesem Columbo 4 Punkte.