von smeagol » So, 29.12.2019 15:15
Dr. Collier hat eine Vorliebe für medizinische Experimente, Kontrolle und labile Frauen. Mit seiner Patientin, die er regelmässig zur Behandlung mit Drogen (wohl etwas Ko Tropfen ähnliches?) bewusstlos und gefügig macht, führt er eine Beziehung. So kann man den Doktor charakterisieren. Er lebt etwas in seiner Machtwelt, steht über den Sachen.
Die erste Tötung folgt ja im Affekt. Der Ehemann der Geliebten wird gegen sie handgreiflich und Dr. Collier schlägt mit der Feuerkralle zu. Das ist zwar etwas gar heftig für die Notwehr, aber trotzdem kann man hier keinesfalls von Mord reden. Grundsätzlich könnten die beiden die Polizei rufen und er käme, auch in den USA, wohl mit einer kleinen Strafe davon. Und die Episode wäre nach 10 Minuten zu Ende, was mir eigentlich ganz recht gewesen wäre. Stattdessen wird Columbo nun eine Geschichte mit zwei Einbrechern aufgetischt, und der findet natürlich die kleinen Unstimmigkeiten. So weit so nicht besonders gut. Dr. Collier fühlt sich nun wie länger wie mehr von Columbo unter Druck gesetzt, obwohl er das gegen aussen nicht zeigt. Und er kommt zu einer drastischen Lösung. Er schlägt vor, Nadia Donner einem Lügentest zu unterziehen, um die Sache endlich zu beenden. Tatsächlich hat er mit dem Vorwand aber vor, sie nochmals in Hyptnose zu setzen, ihr einzugeben vom Balkon zu springen, wenn er sie anrufe. Es soll so aussehen, als habe Sie ihren Mann getötet und nun Selbstmord begangen. Diese zweite Tötung, die klar ein Mord ist und zudem verzwickt zu lösen, die hätte ich gerne von Columbo ermittelt gesehen. Aber Columbo findet da nur Hinweise und sagt selbst, dass er keine Beweise gefunden hätte. Stattdessen bemüht er sich nochmals mit der Tötung von Herr Donner. Ein blinder "Zeuge" kann aufgefunden werden. Columbo wendet den Trick an, dass er diesen blinden Mann präsentiert, der augenscheinlich sehen kann, aber man sieht, dass dies nur gespielt ist. Dr. Collier fühlt sich dabei in Sicherheit, weiss er doch, dass der Mann eben blind ist und nichts identifizieren kann. Nun kann dieser Mann aber tatsächlich sehen und Dr. Collier verrät sich, indem er zusehends nervös reagiert. Am Schluss präsentiert Columbo den wahren blinden Zeugen, das andere war sein Bruder. Columbo präsentiert also einen Trick, hinter dem noch ein weiterer Trick verborgen ist.
Als erstes komme ich auf diese abschliessende Lösung. Selbst dies zu beschreiben ist alles Andere als einfach und beim ersten mal sehen ist man wirklich schlussendlich sehr überrascht, wie Columbo hier die Wende herbeiführt und wie der Trick funktioniert. Aber es ist trotzdem wieder mal mehr Schein als Sein. Entgegen anderen Fällen, wo sich der Täter nicht mehr herausreden kann, ist hier nach wie vor wenig bewiesen. Und der Zeuge bleibt eben nach wie vor blind. Dr. Collier kann nun immer noch irgend eine Geschichte erfinden oder er kann auch einfach die Wahrheit zu dem Fall sagen. Es ist ja nach wie vor eine Tötung im Affektzusammenhang und damit wohl mit einer bedingten Strafe abgetan. Der eigentliche Mord wird von Columbo nicht weiter behandelt, weil er ja keine Beiweise habe. Dies ist enttäuschend. Dr. Collier scheint die Frau ja tatsächlich zu lieben. Trotzdem lässt er sie dann bewusst und ohne grosse Zweifel in den Tod gehen. Das ist für mich sehr Fragwürdig und passt nicht zusammen. Columbo findet ja immer mal wieder Hinweise, die sonst keinem auffallen würden. Hier etwa ein Zündstein, welcher am Tatort gefunden wurde und vom Täter stamme. So was ist mir dann doch wieder mal sehr weit hergeholt. Auf den Humor müssen wir in dieser Episode weitgehenst verzichten.
Ein psychologischer Aspekt ist mir dann doch noch wichtig zu erwähnen: Der Täter begeht den eigentlichen Mord ja nur dadurch, als dass er sich in die Enge gedrängt fühlt. Interessanterweise macht der Täter den entscheidenden Anruf gar im Beisein von Columbo! Hier kann man durchaus darüber diskutieren, in wie weit die penible Ermittlung selbst die zweite Tötung herbeiführen. Alles in Allem finde ich, haben wir hier für einmal eine klare Niederlage Columbos und seines Stils.
Zur Bewertung: Wie schon geschrieben enttäuschen mich hier viele Sachen. positiv ist, dass die Geschichte ein gutes Tempo ohne Längen hat und auch recht unterhaltsam zum schauen ist. Auch finde ich den Täter durchaus gut gespielt. Dadurch gibt es immerhin noch zwei Sterne.