Vor den weiblichen Fans der Krimi-Autorin Abigail Mitchell hält Columbo eine Rede: Er mag seine Arbeit, die Welt ist voller netter Menschen, er mag manchmal sogar Mörder, weil an jedem etwas Nettes ist. Gottlob ist diese Episode geistvoller, als es diese Rede vermuten lässt.
Mrs. Mitchell hält Edmund für den Mörder ihrer geliebten Nichte und schließt ihn in ihren Tresorraum ein, wo er erstickt. Ihr Plan ist fast perfekt. Aber warum spielt Edmund das Spiel mit, indem er sich verabschiedet und heimlich wie ein Dieb zurückkehrt? Wird er nicht misstrauisch?
Nur: Das Testament, die Erbschaft, das Geld, der Schmuck und die Kombination zum Tresor machen ihn blind. Mrs. Mitchell ködert Edmund, wie man eine Maus mit Speck ködert. So wie Edmund sich verhält, könnte man ihn für schuldig halten.
Nun kommen Edmunds Autoschlüssel ins Spiel. Was soll Mrs. Mitchell tun? Edmund ist im Tresor, der Anwalt kommt, um sie abzuholen und die Schlüssel liegen auffällig auf einem Tisch.
Liegen lassen darf Mrs. Mitchell die Schlüssel nicht, denn sie will ihre Bedienstete später die Alarmanlage einschalten lassen. Das ist nötig, um zu erklären, wie der vermeintliche Einbrecher Edmund sich einsperren konnte. Durch das Auftauchen der Bediensteten hat Edmund, um unentdeckt zu bleiben, die Tresortür versehentlich verschlossen und war gefangen. Wenn die Bedienstete aber die Autoschlüssel sieht, könnte sie misstrauisch werden und Alarm schlagen.
Mitnehmen darf Mrs. Mitchell die Autoschlüssel aber auch nicht, denn logischerweise muss Edmund, der mit dem Auto gekommen ist, diese Schlüssel bei sich tragen. Mrs. Mitchell hat da ein Problem!
Sie hätte die Schlüssel an einem unauffälligen Ort legen sollen, den auch Edmund benutzt haben könnte. Der Sandkasten ist aber eine schlechte Wahl. Warum sollte der Einbrecher Edmund dort seine Autoschlüssel verbergen?
Nachdem Mrs. Mitchell die Autoschlüssel von ihrer Sekretärin Veronica erhalten hat, behauptet sie, die Schlüssel im Garten nahe eines Hintereingangs gefunden zu haben. Dummerweise weist ein vor Tagen gemachtes Foto nach, dass an dieser Stelle keine Autoschlüssel lagen. Mrs. Mitchell ist schon fast überführt.
dille hat geschrieben:Das angebliche Auffinden des Schlüssel unter dem Busch hätte ja gut sein können, der Inspektor hätte dagegen auch nichts sagen können, doch rein zufällig gab es von dieser Stelle ein Foto, auf dem der Schlüssel aber nicht zu sehen war. Nun gibt es zig-millionen Möglichkeiten, den Schlüssel irgendwo im Garten zu deponieren, doch es wurde ausgerechnet eine Stelle ausgewählt, die dokumentiert werden kann. Überzogener Zufall.
Edmunds Weg vom Auto zum Hauseingang ist ja bekannt. Nur auf diesem Weg kann er die Autoschlüssel verloren haben. Also macht man hier Fotos. Und hier sollte Mrs. Mitchell die Autoschlüssel dann auch gefunden haben. So groß ist der Zufall dann nicht mehr.
Aber da die Polizei die Umgebung des Tatorts routinemäßig absucht, hätte sie die Schlüssel finden sollen, hätten sie dort gelegen.
Die Sekretärin spielt eine seltsame Rolle: Sie gibt Mrs. Mitchell einfach die Schlüssel mit Wünschen über ihr zukünftiges Gehalt. Weiß sie überhaupt um die Bedeutung? Veronica hält einen Mordbeweis in Händen, denn sie hat gesehen, wie Mrs. Mitchell in diesem Aschenbecher rumwühlte. Ihr muss doch klar sein, dass ihre Chefin eine Mörderin ist. Ich würde mich an ihrer Stelle nicht mehr in den Tresor trauen.
Mrs. Mitchell ist lebenslustig und unbekümmert, manchmal infantil, sie wirkt nicht wie jemand, der sein Liebstes verloren hat. Das tragische Element ist wenig überzeugend. Sie parodiert Columbo sogar: Bei einer Szene im Garten läuft sie hinter Columbo her mit den Worten: "Ich hab' noch eine Frage". Zudem hat sie auch eine zynische Komponente. Da ist nicht nur ihre Aussage, wonach Edmund Sauerstoff verbraucht hat, weil er im Dunkeln Streichhölzer anzündete (siehe Beitrag von dille). Als Columbo am Schluss die Kästen zusammensetzt, macht sie böse Bemerkungen über die Versuche des Eingeschlossenen, eine Nachricht zu hinterlassen. Da passen Charaktereigenschaften nicht zusammen.
Die Kratzspuren des Opfers hätte man früher finden müssen. Komisch, dass erst Columbo aufmerksam wird, dazu im Dunkeln.
Die Filmmusik passt gut zur Episode und zum museumsreifen Haus der Mrs. Mitchell.
Ich gebe diesem Columbo 4 Punkte.
"So was wie den perfekten Mord gibt es nicht. Das ist nur eine Illusion."