Als ich die Folge zum ersten Mal sah, das muss etwa Mitte der 90er gewesen sein, hatte ich bereits so ein dumpfes Gefühl. Doch zunächst zu was anderem. Achtziger-Flair und Traummusik dominieren hier eindeutig, dazu ein Hauch von Hollywood. Ein wirklich originelles Set für einen 'Columbo'. Ich glaube, es gibt nicht wirklich ein Umfeld, wo Columbo noch nicht ermittelt hat - natürlich immer hübsch im Rahmen der Upper Class, versteht sich. Die Folge fängt rasant an, zumindest schneller als die Bummelfahrt über's Filmgelände, wo man zwischen all den gutgelauten Besuchern schon bald ein verstörtes Gesicht erspäht und der geübte Zuschauer schnell weiß - aha, der wird dann wohl ermordet. Doch das Tempo wird in dieser Folge schnell zum Problem - und damit zum Problem zwischen den beiden Protagonisten: Columbo und Brady sind in ihrer Wechselseitigkeit zwar stimmig und machen schon Spaß, auch wenn Brady optisch eher so wirkt, als würde Columbo schnell die Oberhand gewinnen. Bradys selbstbewusst-arrogantes Auftreten allerdings hätte Columbo einen schwierigen Gegner bescheren können, wenn, ja wenn - der Zuschauer nicht nach den ersten siebeneinhalb Minuten Columbo-Mörder-Interaktion den Eindruck gewinnen würde, dass für Columbo bereits sonnenklar ist, dass Brady der Mörder ist. Dass Columbo auf irgendeine Weise mit seinen Ermittlungen zum Umfeld des Mörders geführt werden muss, ist verständlich, aber muss die erste Spur zum Mörder gleich so vernichtend eindeutig sein, dass es so einer geübten Spürnase wie Columbo gleich sämtliche Nebenhöhlen freipustet?*) Doch das nicht alleine, denn die Schnitzeljagd kann munter weitergehen (wohlgemerkt - das alles in den ersten siebeneinhalb Minuten): Die beiden Icecream-Soda-Becher stehen immer noch so auf der Theke, wie sie am abend zuvor dort platziert wurden; unerheblich, ob man das Gefühl hat, den perfekten Mord begangen zu haben und sich sicher wägt, die Leiche könne mangels Entstellung nicht identifiziert werden, die Gläser entsorgt man doch aber! Denn dass Brady doch eigentlich auf Spurenbeseitigung aus ist, zeigt die kurze Szene (wir sind immer noch in den siebeneinhalb Minuten), als Brady vor dem Bücherregal steht und schnell das Fotoalbum, das auf den Büchern liegt und das sich der Ermordete am Abend zuvor noch angeschaut hat, wieder zwischen den Büchern einordnet (übrigens vor den Augen von Columbo, auffälliger geht's wohl nicht). Aber bei den Eisbechern einen auf gelassen machen, obwohl sämtliche DNA-Spuren dran kleben - das alles trägt zu dem dumpfen Gefühl bei, das ich bei dieser Episode habe. Gerade die ersten Minuten sind immer so entscheidend - wird's leicht, wird's knifflig - aber hier geht's schon zu Beginn um die Frage, wie Columbo wohl den entscheidenden Beweis zur Überführung des Mörders aufbringt - bereits ein Schritt zu viel.
*) Oh, man kann ja sogar seine Beiträge ändern... ist mir gar nie aufgefallen. In meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich nämlich vergessen zu erwähnen, worin die erste Spur der Schnitzeljagd besteht: In dem Buch über die Filme des Alex Brady mitsamt bleistiftgeschriebener Nummer direkt in sein Büro. Wie kann Alex Brady zulassen, dass die von ihm entsorgte Leiche so ein Buch mit sich führt? Zumal eins im Taschenbuchformat, nicht etwa Miniatur... wenn auch damit nicht bewiesen ist, dass Brady der Mörder ist (ich glaub', es ginge juristisch gesehen wohl noch nicht mal als Indiz durch), so führt allein das Auffinden des Buches unweigerlich zu Brady - und NUR zu Brady. Die Eisbecher vermag ich dann auch nicht mehr zu verzeihen, zumal Columbo auch da schon wieder haarscharf an der Realität entlang spekuliert, ebenso wie mit den Todesumständen der Leiche ("als hätte er bei seinem Tod irgendwas festgehalten")... wohlgemerkt, das alles in den ersten siebeneinhalb Minuten - er klärt ja quasi schon den ganzen Mord auf (bis auf die Beweise) - was mir eindeutig zu schnell geht.