Ich gebe 5 Punkte – weil in dieser Folge bis 5 Minuten vor Schluss wirklich ALLES richtig gemacht wird.
Der zeitversetzte Mord ist von Corman sehr clever ausgetüftelt und zwar so gut, dass er fast sowohl den Liebhaber seiner Frau umbringt als auch seine Noch-Ehefrau hinter Gitter bringt. Außerdem hat Corman mehrere Optionen: Ermittelt die Polizei schlampig und stempelt den Tod von Adam Evans als Unfall ab, dann ist er zumindest den Liebhaber los und hat wieder den Zuspruch des Schwiegervaters und der Ehefrau. Kommt die Polizei dahinter, dass es kein Unfall war, kann er alles seiner Frau anhängen. Nicht schön, aber sehr clever und kreativ von Corman.
Neben den für Corman unschädlichen Fehlern wie der falschen Gangstellung des Wagens und den ungenutzten Streichhölzern in der Hemdtasche von Evans macht Corman aber noch weitere Fehler, die Columbo schließlich auf die richtige Spur führen.
Evans hat einen Parkschein bei sich, der Columbo vermuten lässt, dass Evans an seinem Todestag doch bei Corman in der Praxis war. Außerdem ist die Dosis des Giftes zu hoch. Evans hätte unmöglich zwei Gläser trinken können, es muss also jemand das Gift nachträglich in den Mixer gekippt haben. Die Ermittlungsarbeit von Columbo ist toll anzusehen.
Der Mörder Wes Corman passt für mich in der Rolle des schmierigen, arroganten Zahnarztes, der mehr Schein als Sein darstellt. Klar gibt es charismatischere oder eloquentere Mörder oder Mörder mit besserer, tieferer Charakterzeichnung. Aber die Figur Corman geht für mich in Ordnung. Ich denke, Corman hat einfach nicht viel mehr zu bieten.
Richtig witzig ist die Episode auch noch. Alleine schon der erste Auftritt Columbos ist herrlich. Er gerät in einen Stau und versucht verzweifelt sein Blaulicht anzuschließen: Hektische Suche nach dem Blaulicht, fragender Blick auf das Blaulicht, erneutes Kramen und dann der ungläubige Blick auf die Bedienungsanleitung und das verzweifelte Kratzen am Kopf. Herrlich. Dazu noch die Kommentare des Fahrers hinter Columbo („Ja, ja sie sind Polizist und ich bin Arnold Schwarzenegger“; Columbo: „Angenehm!“).
Oder auch als Columbo Corman erzählt, dass ein Cousin seiner Frau sich immer gesund ernährt hat, weder geraucht noch getrunken hat und obendrein regelmäßig Sport getrieben hat: „Doch plötzlich auf der Straße, zack, da war es dann aus mit ihm.“ „Ein Herzschlag?“ „Nein, er wurde von einem Bäckerwagen überfahren!“.
Wie oben schon erwähnt, habe ich an den ersten 85 Minuten nichts zu kritisieren. Ich finde noch nicht mal ein Haar in der Suppe. Leider ist aber die Überführung dann doch etwas schwach. Auch wenn Corman in Chemie schlecht war, ist es schon äußert fraglich, warum er sich von Columbo so überfahren lässt. Noch eine Szene vorher war er so herrlich arrogant, weil Columbo ihn als Täter vermutet, aber keinen Beweis hat. Kurze Zeit später knickt er dann wie ein kleines Kind ruck zuck ein und gibt alles zu, noch bevor der Zahn gezogen wird. Das ist sehr ärgerlich.
Mit einer besseren Überführung wäre dies die perfekte Episode geworden.
Fazit: Trotz der schwachen Überführung gibt es von mir 5 Punkte, weil alles andere überragend ist. Da sehe ich mal großzügig über diese dilettantische Überführung hinweg.