Ich fall gleich mal mit der Tür in's Haus und oute mich als grosser Fan dieser Folge.
Das war ich auch schon, bevor ich die herrliche und hingebungsvolle Columbo-Würdigung gelesen habe, die "red shadow" hier gestern in's Forum gestellt hat, trotzdem passt eine positive Bewertung dazu dann doch wesentlich besser als ein Verriss, und somit bin ich froh, dass nicht schon am Sonntag die Folge "Blumen des Bösen" lief.(Was will ich damit wohl für die Bewertung der nächsten Woche andeuten?
)
Ich geb ja gerne zu, dass "Ein Denkmal für die Ewigkeit" ein wenig unspektakulär daherkommt. Betonfundamente sind nun mal nicht gerade berühmt für ihre Vitalität, aber die Geschichte, die um sie herum aufgebaut wird, nötigt mir doch ein paar Höchstnoten ab, insbesondere in den Bereichen Spannungsaufbau, Mordplanung, Humor und Nebendarsteller.
Besonders gelungen finde ich immer jene Columbo-Folgen, wo die Profession des Mörders(hier der Architekt) Grundlage seines schurkischen Handelns ist.
Colonel Rumford mordet mit Hilfe einer Kanone, der "Edle-Tropfen-Fetischist" Carsini macht sich zunutze, dass man im Weinkeller auch Leichen lagern kann, und Baumeister Markham möchte noch vor dem Richtfest seines Neubaus einen leblosen Untermieter einziehen lassen.
Die Umstände zwingen ihn dazu: Die Leiche des Geldgebers Beau Williamson darf nicht gefunden werden, weil Markham aufgrund des Testaments dann seine Träume nicht verwirklichen könnte.
Das heisst, die Endlagerung der Leiche ist kein Akt der Willkür, keine einfach so dahingeworfene Idee der Columbo-Macher.
Das Ganze ist die Summe aus Markham's beruflicher Tätigkeit und testamentarischer Begleitumstände. Klasse
Erfreulich nachvollziehbar ist diesmal auch, warum Columbo sich am Mörder festbeisst(was ja leider nicht immer der Fall ist):
Columbo kennt das Testament, er weiss um Markham's Liebe für klassische Musik, und zufällig platzt er noch in eine Vorlesung, wo Markham gerade über ägyptische Grabkammern referiert.
Zwar weiss ich nicht, warum man sowas Architekturstudenten kurz vor der ersten Staatsprüfung erzählen muss(mir wurde das schon als Schulstoff in der 5. Klasse beigebracht), aber vielleicht ist das deutsche Bildungssystem ja auch besser als sein Ruf.
Um noch kurz bei der Mordplanung und Columbo's Vorgehen zu bleiben: Als ich mir die Folge Sonntag abend anschaute, hatte ich im Hinterkopf natürlich "Columbo-Freak's" Einwand, dass man die Suche nach Beau Williamson doch da hätte ansetzen sollen, wo er zuletzt gesehen wurde.
Und da fiel mir tatsächlich der Jockey auf
, der ein guter Zeuge gewesen wäre. Andererseits ist es dann doch sicherlich ausschlaggebender, dass Williamson's Auto am Flughafen stand, also weit weg von den Stallungen.
Ich würde den Mordplan somit als annähernd perfekt bezeichnen
Die beiden Fehler, die Markham dann aber doch gemacht hat, führen zu schönen Indizien:
Markham hört klassische Musik im Radio. Übrigens fand ich es sehr amüsant, dass sowohl bei Markham's erster Autofahrt, als auch bei der letzten mit der Leiche im Kofferraum immer der 2. Satz aus dem 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms aus dem Radio tönte. Dieser Klassiksender scheint nicht gerade über ein üppiges Musikangebot zu verfügen.
Und nach Brahms wird am Ende von Columbo auch noch Beethoven erwähnt: So deutsch war wohl noch keine Columbo-Folge.
Der zweite Fehler Markham's ist ja dann noch einer aus der Kategorie "Datt konnte der Mörder nun wirklich nicht wissen": Der wichtige Arzttermin von Williamson.
Die Arzt-Szene gefällt mir sehr gut: kein pflegeleichter Weißkittel, sondern ein spröder, schon leicht seniler Aufdringling.
Die Frage "Was fehlt Ihnen denn?" wird in seiner Praxis wohl hauptsächlich von den Patienten gestellt.
In Puncto Humor gesellt sich dann noch die herrliche Bauamts-Szene dazu: eine ungemein detailgetreue Studie über Bürokratismus und "Beamten-Ärsche"(ich hoffe, ich hab jetzt keinen beleidigt
)
Das ist für Columbo-Verhältnisse schon überdurchschnittlich guter Humor.
Patrick O'Neal spielt seinen Part passabel. Er ist sicher nicht der beste Columbo-Schurke, aber für mich war's okay. Zu mehr Überschwang kann ich mich nicht hinreissen lassen.
Herausragend ist in dieser Folge aber die Figur von Williamson's Ex-Frau. Glänzende Rolle.
Da ist Dampf in der Hütte! Ein burschikoses Weibsbild mit Haaren auf den Zähnen. Unkonventionell in den Umgangsformen(Wer hat jemals zu Columbo "Mein Schatz" gesagt?)
Flotte Bemerkungen wie aus dem Korsett geschleudert("Da ich ja nun mal halb nackt vor Ihnen stand, sind Sie ja quasi mein Freund.") Herrlich!!!
Die Frau würde auch in der Kirche noch mit dem Klingelbeutel Musik machen.
Enttäuscht bin ich ein wenig von der Schluss-Szene. Das wirkt dann doch ein wenig lieblos abgespult, dramaturgisch ein echter Flopp. Da will ich mehr Ergriffenheit sehen, die Pleite des Mörders muss in seinem Gesicht geschrieben stehen.
Ansonsten sind für mich aber alle Kriterien erfüllt, um für die Folge 4 Punkte zu geben.