von dille » Fr, 24.07.2009 13:51
Gastauftritte sind ja immer was Gefährliches. Klar, in jeder mehr oder weniger berühmten Serie tümmelt sich auch mal der ein oder andere Star, der nicht ans Set gehört, doch wichtig ist dabei, welche Funktion der Gastauftritt hat und wie er in das Drehbuch eingewoben wurde. Erweckt der Gastauftritt den Anschein eines Gastauftrittes nur um des Gastauftrittes wegen, kann dies sicherlich zwei Gründe haben: Der Gaststar plant sein Comeback, promotet gerade eine Single (sofern aus der Musikbranche) oder ein Album, steht gerade zur Wahl für ein politisches Amt (sofern aus der Politik) oder ähnliches. Der zweite Grund könnte sein: Mit der gezeigten Folge stimmt qualitativ was nicht und man versucht sie nun durch den Gastauftritt aufzuwerten. Das kann bedeuten: Eine Folge ist spannungsarm, hat Logiklöcher, ist in sich nicht schlüssig etc. Ein Gastauftritt kann (bei oberflächlicher Betrachtung) über diese Schwächen hinwegtäuschen (naja, die Folge war eigentlich gar nicht so schlecht, xyz hat nämlich mitgespielt...)
Und dabei fing' alles so gut an: Das nachvollziehbare Motiv und die interessant durchgeführte Tat sind schon mal wichtige Aufhänger, die darüber entscheiden, ob man bei einer Folge bleibt oder nicht (natürlich nicht als Columbo-Fan, da ist man widerstandsfähiger). Man dachte in der Tat, Creighton würde den perfekten Mord begehen, so akribisch, wie er alles vor- und nachbereitet hat. Erst als Neddy Hammond zum Hörer greift, nachdem er aufwacht und feststellt, dass Marcy tot ist, den Notruf wählen will, dabei aber nur die ersten zwei Ziffern wählt, kommen erste Zweifel auf. Na, wenn dieser Spur nicht nachgegangen wird, wenn das Telefon und die Tasten nicht auf Fingerabdrücke untersucht werden, dachte ich so bei mir. Und ich sollte Recht behalten. Und es geht wieter mit den Ungereimtheiten, die ihren unfassbaren Gipfel in der Auflösung haben: Zunächst einmal wäre da die Sache mit dem Champagner. Ob ein Stern oder zwei, dies hätte Creighton, der ja nach eigenen Angaben öfter mal Probleme mit dem Alkohol hat, unbedingt auffallen müssen; ich glaube kaum, dass seine Problemchen vom 1,99-Sangria vom Aldi um die Ecke herrühren. Er ist Fachmann, jahrzehntelang im Trinken erprobt, er weiß, dass es zwei verschiedene Sorten Chamapagner gibt: Den Fusel im heimischen Kühlschrank und den teuren bei sich im Büro. Menschenskinder, ich weiß doch auch, wieviele Sorten Joghurt ich im Kühlschrank stehen hab'! Als ob das nicht genug wäre, kommt dazu noch diese völlig hirnrissige Sache mit dem getürkten Blitzerfoto. Ja, ich muss schon sagen, da fühlte ich mich doch ein wenig vom Drehbuch veräppelt. Und zwar in doppelter Hinsicht. Mit einem Pappfoto ein Blitzerfoto zu manipulieren, ich glaube, darüber braucht man nicht zu diskutieren, das ist und bleibt abenteuerlicher Unfug. Doch dann stellt sich natürlich die Frage: Wer beschert Creighton denn da so'n tolles Alibi? Trish Fairbanks? Das kann ja wohl nicht sein, wusste sie doch erst von der Tat, als sie bereits geschehen war. Aber sie war’s tatsächlich, so, als hätte man bei der nächtlichen Bettlektüre des Drehbuchs gemerkt, dass die ganze Sache an dieser Stelle nicht ganz logisch ist und man da dringend noch eine Erklärung braucht. Übrigens auch gefährlich, bei 69 mp/h für kurze Zeit nichts zu sehen, und das, wo der Verkehr scheinbar alles andere als ruhig ist, wenn man sich die Abfolge der Bilder so anschaut. Übrigens auch gefährlich für Creighton, der sich damit zwangsläufig einen Mitwisser bescheren muss: Wenn ich angeheuert werde, für jemanden ein Alibi zu liefern, gehe ich doch davon aus, dass derjenige eine krumme Tour plant. Dass Creighton bei der Konfrontation mit Trish's Mordverdachtsversion aber so überrascht reagiert, überrascht allerdings mich wieder. Für die Qualität der Folge aber auch nicht weiter überraschend.
Und last but not least ist da die Sache mit den Beeren. Was beweist das schon? Dass Coleman in der Gegend war, aber nicht, WANN er dort war. Und die Beeren im Wagen des Gärtners? Nun, dann ist der Gärtner eben irgendwann einmal durch diese Straße gefahren und die Beeren regneten ihm prompt auf die Ladefläche. Dass Creighton sich dieser "Auflösung" so erbarmungslos hingibt, mag zudem höchst zweifelhaft sein. Hinsichtlich Logikfehler und Plausibilitätskonflikte überschreitet diese Folge also die Grenze des Erträglichen. Doch, womit könnte ein "Columbo" sonst noch punkten? Natürlich, mit Humor. Der war hier mal so und mal so. Die Szene im Gerichtssaal, wo Creighton das Plädoyer des Staatsanwaltes so empfindlich störte, hatte einen recht hohen Unterhaltungswert. Auch der running gag mit dem Stereorecorder kam gut. Die Szene mit der Reinigungskraft hätte besser sein können, wirkte die Besetzung der Putzfrau doch reichlich amateurhaft. Die Szene mit dem japanischen Gärtner war zu sehr auf albern getrimmt, wo sie doch einen für die Auflösung hohen Stellenwert hatte. Hier fand ich den Humor etwas deplatziert. Und da wäre da eben noch der Gastauftrtt von Little Richard. Ich denke, den können wir in die Sparte 'Humor' sehr wohl einordnen, denn welchen Stellenwert hätte er sonst haben sollen? Er quietscht am Klavier ein Liedchen, Columbo ist verzückt und holt die Luftgitarre heraus. Und so ist Little Richard doch tatsächlich bezeichnend für die komplette Folge.