Bewertet: "Mord per Telefon"

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29
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Re: Bewertet: "Mord per Telefon"

Beitragvon der_wahre_hannes » Sa, 23.11.2013 01:35


Gerade gestern gesehen die Folge. Ist nach wie vor meine Lieblingsfolge, da es auch eine der ersten (wenn nicht gar DIE erste!) Columbo-Folge ist, die ich je gesehen habe. Meine Güte, was hab ich mich als kleiner Steppke damals bei der Anfangsszene gegruselt!

Aber von Anfang an: Die Folge beginnt sehr stimmig. Eine sehr gute Umsetzung der Eröffnungsszene von Citizen Kane. Man erwartet ja förmlich, dass gleich einer "Rosebud" sagt. Dass dies in Form einer Strohpuppe + Tonband geschieht, konnte man dann aber doch nicht im Voraus ahnen. Diese Vorschau auf den Mord ist ein ziemlich guter Kniff. Man spart sich "blutige Details" beim eigentlichen Mord. Was passiert, hat der Zuschauer ja schon an der Strohpuppe sehen können.

Das Zusammenspiel von Columbo und dem Mörder findet hier nicht so statt, wie man es aus anderen Folgen kennt. Das liegt zum einen daran, dass der Mörder - immerhin ein Psychologe - Columbo recht schnell durchschaut und ihm dies direkt ins Gesicht sagt. Zum anderen liegt es daran, dass Dr. Mason sehr distanziert, kühl und berechnend agiert. Dr. Mason will eben immer die Kontrolle behalten, so wie er es auch in seinen Seminaren lehrt. ER will bestimmen, wann er mit Columbo redet, ER will Joanne kontrollieren, ER will den Zeitpunkt bestimmen, an dem die Hunde eingeschläfert werden. Dabei sehen wir auch, dass er vor weiteren Morden (an den Hunden, an Joanne) nicht zurück schreckt.

Was dabei nicht ganz ins Bild passt ist, dass er erst eine ganze Weile nach dem Mord ins Haus des Opfers geht, um verdächtige Bilder verschwinden zu lassen und dass er die Sache mit dem Telefon übersehen hat (der Anrufer muss den Mord gehört haben, verständigte aber nicht die Polizei, er hinterlässt überall seine Spuren..). Aber ok, wenn der Mörder keinen Fehler macht, kann er auch nicht überführt werden. ;)

Vielleicht ist es hier auch das gleiche Problem wie schon bei "The Bye-Bye Sky High IQ Murder Case", wo sich der Mörder schon ZU überlegen fühlt und auf solche Details nicht mehr achtet, da er glaubt, das perfekte Alibi zu haben.

Interessant finde ich die Filmleidenschaft des Docs. Im wahren Leben ist er sehr berechnend, als Hobby zieht er sich in die Filmwelt zurück (ich bin mir da gerade nicht ganz sicher... hängt in seinem Filmzimmer nicht auch ein Poster von Mondo Cane an der Wand? Also mit "Traumfabrik" hat das sicherlich nichts zu tun...).

Somit ist der Doc trotz einiger haarsträubender Fehler eine der interessantesten Mörder bei Columbo. Und obwohl das Zusammenspiel zwischen Mörder und Columbo sich nicht so richtig entfalten kann, vergebe ich (auch aus Nostalgiegründen ;) ) 5/5 Punkten.
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Re: Bewertet: "Mord per Telefon"

Beitragvon Magnum86 » Fr, 11.11.2016 23:55


Ein absoluter "Columbo Schatz". Dies ist eine Episode welche ich mir immer wieder ansehen kann. Gut gewählte Darsteller, passende Musik und schöne Sets. Vorallem gefällt mir die verlassene Westernstadt und die Einrichtung des Filmzimmers des Mörders.
Sehr orginelle Mordmethode. Nur das EKG kam dem Mörder ja zeitlich nicht gerade gelegen :D
Der Täter spielt sehr kühl und distanziert...passt aber irgendwie zu dem Charakter. Überhaupt eine ziemlich emotionslose Person der gute Doc. Aber stark und überzeugend gespielt.
Jedoch ist mir die späte Szene mit den Fotos als Zeitfüller vorgekommen.
Abgesehen davon ist ausserdem Kim Catrall in ganz jungen Jahren zu sehen. Macht die Sache nicht überragend aber ordentlich würd ich mal behaupten.
Schön und witzig auch die Szenen mit Hund :D
Super Ende. Clever gemacht von Columbo das er die Hunde umtrainiert hat :neig:
Für mich eine ganz klare 5er Folge.
"Nein Ma'am wir sind Musiker"
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Re: Bewertet: "Mord per Telefon"

Beitragvon smeagol » Do, 11.10.2018 14:31


Das ist ja mal ein Start in eine Folge. Wie die Hunde auf ihre "Aufgabe" trainiert werden und dann die hängende Puppe zerfetzen, nachdem im Lautsprecher Rosebud erklungen ist. Ja, da ist man voll drin und man sollte nicht enttäuscht werden. Die Szenerie wiederholt sich nun beim realen Mord und man ist wieder mitten drin im Geschehen. Das ist ausgesprochen gut gemacht. Wie vieles Anderes in dieser Folge. Dr. Eric Mason, ein Psychopat erster Sorte, führt seine Seminare bis zum Äussersten, herrscht die Teilnehmer an in der Suche nach ihrer "Selbstbestimmung", eine Ironie in sich selbst. Aber an seinem Auftreten sieht man, was für ein Fanatiker da am Werk ist. Dies zeichnet sich auch durch sein Handeln mit seinem Umfeld, Ehefrau und Geliebten beseitigen und auch alle anderen, die nicht passen. Seine Fanatik steigert sich im Moment am Telefon nach erfoglter Tat, da meint man tatsächlich, der Hannibal Lecter persönlich sei zur Tat geschritten..

Columbo agiert in dieser Folge sehr geschickt. Etwa als er den Tatort betritt fällt ihm gleich das ausgesteckte Telefon auf. Oder er kombiniert den Telefonton danach, dass das Opfer angerufen wurde und die Tat genau da stattgefunden hat. Das ist beste Qualität und Columbo setzt sich so gleich auf Ebene des Täters. Diesen kann er dann mehr und mehr anhand von Indizien und Zusammenhängen in die Enge bringen. Sehr gut gefällt mir, dass Columbo die Einzelheiten herausfindet und ein ganzes, stimmiges Bild zusammenstellt. Jetzt kommt aber erst der schwierige Teil für Columbo. Er muss irgendwie beweisen, dass die Hunde entsprechend abgerichtet wurden, und er muss das Auslösewort finden. Dafür agiert Columbo für einmal direkt, indem er den Täter mit Wortspielen fordert. Diese Szenen sind vom Besten. Da sind Columbo und Eric Mason wirklich auf einer Höhe und spielen dieses Spiel mit offenen Karten. Auch der Täter weiss da nun, dass Columbo das Wort sucht.. Aber Columbo wäre eben nicht Columbo, wenn er nicht noch einen Schritt weiter denken würde. Geschickt hat er ein Aufnahmegerät bei sich versteckt, das immer dann aufnimmt, wenn gesprochen wird. So zeichnet Columbo nicht nur die Wortspiele auf, sondern die gesamte Unterhaltung bishin zum Punkt, wo Mason tatsächlich das Wort Rosebud erwähnt. Das kann man nun als Schludrig von Mason bezeichnen, aber ich glaube, es war eher eine Arroganztat, dem Inspektor das Wort beiläufig zu sagen, wo er genau weiss, dass er es im Wortspiel tunlichst nicht gesagt hatte.

Natürlich ist es auch etwas Glück, aber eben auch die Genialität von Columbo, dass er die Hunde doch noch zum reagieren bringt. Doch noch ist der Täter nicht überführt, dazu muss dieser sich selbst verraten. Columbo lässt die Hunde "umprogrammieren", dass sie nicht mehr töten sondern Küsschen geben. Mason konfrontiert er dann mit den Anschuldigungen, worauf dieser die anwesenden Hunde auf Columbo hetzen will. Die reagieren zwar, geben aber eben Küsschen.. und Mason ist überführt. Hier ergeben sich für mich so die zwei kleinen abfallenden Punkte. Erstens sind Hunde keine Maschinen und sie lassen sich zwar was erlernen und reagieren auf Worte, aber dass sie in kurzer Zeit "umprogrammiert" werden können, ist nun wirklich Unsinn. Auch das Erlernen der Hunde ist zeitaufwändig (was aber hier ev. nicht gezeigt wird, aber zeigt, wie aufwändig der Mason seine Tat aufgebaut hat). Weiter gefällt mir hier Mason nicht so. Seine Tat würde unweigerlich zu seiner Verhaftung plus Schuldeinbekenntnis führen. Das zeigt aber ev. auch, wie kaltblütig er handelt.

Ansonsten gibt es noch Nebenrollen. Die labile Frau, die da bei Mason lebt. Sie stellt wieder mal etwas dar. Der Täter hat zwar Macht über sie, verliert diese aber durch seine Taten immer mehr, was ihn selbst zu Fall bringt. Ähnliches sehen wir dann auch bei Barsini.
Auch Humor ist zu finden, diesmal von der subtileren Art. Etwa wenn Columbo meint, auch "Hund" könne zum Wachhund gemacht werden, dieser aber nur wie immer teilnahmslos in die Welt schaut..

Da meint Columbo am Schluss "Wirklich ganz einfach, der Fall. Nicht, dass ich besonders schlau wäre," etc. Da muss ich ihm schon etwas widersprechen. Es gibt zwar einige Hinweise und Fahrlässigkeiten. Aber der Fall ist so geschickt als Unfall kaschiert, dass da die volle Arbeit von Columbo von Nöten war. Fazit: 5 Punkte, schauen.
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Re: Bewertet: "Mord per Telefon"

Beitragvon Columbologe » Fr, 12.10.2018 12:22


Passend zum Thema Wortspiele (der frz. Titel dieser Folge ist "Jeux de mots") ist auch der US-Titel ein solches: Anstatt "how to deal a murder" wird aus dem "deal" ein "dial". :D
Trotz brillanter Ermittlungsarbeit und Kino-Nostalgie kein absoluter Höhepunkt: Die Mordmethode mit Hilfe von Tieren entspringt "Blutroter Staub" und einen Psycho-Doktor als Widersacher hatten wir schon in "Mord nach Rezept" und "Der Schlaf, der nie endet".
Dr. Mason ist keine harte Nuss für Columbo und der Mordfall ist tatsächlich "furchtbar einfach". Es wurde der naheliegendste Beweis (registrierter Anruf vom Anschluss des Herzdoktors ins Haus von Dr. Mason zur Todeszeit) gar nicht mal benötigt.
Außerdem hätten die Köter am Schluss eigentlich über ihr Herrchen herfallen müssen, denn Columbo hat ja niemals Rosebud gesagt. :)
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Re: Bewertet: "Mord per Telefon"

Beitragvon Patrick_B » So, 28.04.2019 21:31


Die letzte Staffel der 70er geht hervorragend weiter: Dr. Mason - ein ungehobelter Klotz, der sein Geld damit verdient, in vermutlich teuren Seminaren leere Plattitüden abzusondern - bringt den ehemaligen Lover seiner Frau um. Der Plan ist gut (bis auf das offensichtliche Gotcha, die Aufzeichnung der Telefonverbindungen, der wie üblich von den Drehbuchautoren ignoriert wird), aber etwas schlampig umgesetzt. Mason hinterlässt eine ganze Reihe unnötiger Indizien, allerdings muss man anerkennen, dass dies ohne einen genialen Ermittler wie Columbo wohl niemals aufgefallen wäre.

Columbos Ermittlungen sind allesamt stimmig und nachvollziehbar. Leider kommt er an das entscheidende Indiz, das Angriffswort, nur durch Zufall und die Dummheit/Arroganz des Täters, aber das möchte ich den Film gar nicht negativ anrechnen - also mir fällt hier auch keine elegantere Lösung ein. Am Ende zeigt sich Columbo selbst als Meister der Manipulation, konfrontiert Mason mit all seinen Fehlern und provoziert ihn zu einem Mordversuch. Das ist alles meisterhaft umgesetzt, aber trotzdem findet sich hier mein zweiter großer Kritikpunkt: die Hunde sind dafür trainiert, denjenigen anzugreifen, der das Wort sagt. Wenn Columbo die Hunde nicht umtrainiert hätte (was ich in der Kürze der Zeit für völlig unrealistisch halte, aber damit kann ich leben), hätte Mason sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst ans Messer geliefert. Außerdem hat Columbo weder einen Zeugen noch sonst einen Beweis für den Mordversuch und somit lässt sich dieser vor Gericht nicht hieb- und stichfest nachweisen.

Diese Folge ist eher ernst gehalten und hat nur einen großen humoristischen Moment (Dog auf dem Hundetrainierplatz). Dieser ist allerdings genial, hier musste ich tatsächlich laut lachen. Auch die schauspielerischen Leistungen der Haupt- und Nebendarsteller sind ohne Fehl und Tadel. Damit kann ich ohne Gewissensbisse fünf Punkte vergeben.
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Re: Bewertet: "Mord per Telefon"

Beitragvon Columbologe » Mo, 29.04.2019 13:18


Passend zum Thema "Wortspiele" (französischer Titel) ist auch der US-Titel ein solches: Anstatt "How to Deal a Murder" wird aus dem "Deal" ein "Dial", womit auf die Wählscheibe des Telefons angespielt wird.
Trotz brillanter Ermittlungsarbeit und Kino-Nostalgie ist diese Blender-Episode nicht das Highlight, für das man sie aufgrund der originellen Mordmethode im ersten Moment halten möchte. Dr. Mason ist keine harte Nuss für Columbo und wäre eigentlich schon am zweiten Tag gegrillt, wenn Columbo sich die Mühe machen würde, die er sich in Staffel 2 in "Wenn der Eismann kommt" und "Doppelter Schlag" gemacht hat und die Telefongesellschaft daraufhin überprüft hätte, von welchem Anschluss aus denn nun angerufen wurde. Nie wäre es so wichtig gewesen wie hier.
Die Mordmethode mit Hilfe eines Tieres ist nicht mehr wirklich neu, wurde doch in "Blutroter Staub" dem Opfer auch mit einem wildgewordenen Fleischberg das Lebenslicht gelöscht. Einen Psycho-Doktor hatten wir sogar schon zweimal: in "Mord nach Rezept" und "Der Schlaf, der nie endet".
Einen zweiten Mord scheint Columbo verhindert zu haben. Wollte Dr. Mason nicht gerade seine bildhübsche Untermieterin erwürgen, als Columbo ohne zu klingeln ins Haus hereinplatzt? Dass dieser Handlungsfaden danach nicht mehr aufgegriffen wird, ist ein wenig unverzeihlich.
Einen möglichen dritten Mord (an sich selbst) konnte Columbo auch verhindern, obwohl ja eigentlich keine Gefahr bestanden hätte, den wer nicht aktiv Rosebud sagt, wird erfahrungsgemäß auch nicht von Laurel & Hardy zerfleischt.
Der Mordfall ist wirklich "furchtbar einfach", wie Columbo es auch selber verlauten lässt. Mit dem Billiardqueue wie W.C. Fields den Spielball zu treffen ist da um Einiges schwieriger.
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