Gestern zur SuperRTL-Ausstrahlung eines bisher für mich unbekannten "Columbos" saß ich natürlich pünktlich vor dem Bildschirm und habe die Wiederkehr des Inspektors nach seiner Dienstpause von 11 Jahren (er saß zwischendurch bestimmt mit seiner Frau in einem Gefängnis in Uganda fest
) gespannt beäugt. Und was soll man sagen: Er meldet sich ruhig und furios zugleich zurück und wenn auch nicht mit einer perfekten, so doch mit einer sehr zufriedenstellenden Episode.
Ich möchte mit den negativen Aspekten der Geschichte beginnen und diese beziehen sich in der Tat eher auf die Story als solche, denn wenngleich sie sehr spannend und abwechslungsreich ist, so kommt man doch nicht umhin, ihre Glaubhaftigkeit enorm anzuzweifeln. Würden sich ranghohe Militärs so einfach austricksen lassen? Würden sie sich nicht einmal die Stadtpläne ansehen? Würden sie wirklich nur diese nicht sonderlich fälschungssicheren Tests von Personen durchführen lassen, die entweder mit der Testperson verbandelt oder selbst von zweifelhaftem Ruf sind? Und nicht zuletzt der Schluss: Würde der Mörder wirklich versuchen, Columbo zu töten? Nun gut, um des Beweises willen tut er es halt.
Auch muss ich leider sagen, dass gerade die Szenen am Tatort in Max' Werkstatt ein wenig sehr lang und teilweise gar überflüssig geraten sind (Columbo legt seinen Kopf zum ersten Mal in die Guillotine; diese Szene hat keinen Sinn außer dem Zuschauer ins Gedächtnis zu rufen, dass Zauberer ihre Tricks nicht verraten - aber gut, das hätte man einfacher haben können).
Tja, aber damit erschöpft sich meine Kritik auch schon. Und ich gehe zum Positiven über, dessen es viel zu suchen und zu finden gilt. Aus diesem Grund werde ich mich kurz fassen und die Aspekte kurz in einzelnen Stichpunkten anreißen:
- Wer uninteressantes, saubergebürstetes und föngetrocknetes 80er-Jahre-Flair erwartet, wird nur teilweise befriedigt. Der Folge wohnt eine starke Atmosphäre inne, die vor allem von den Gesprächen und Tests Elliott Blakes mit den Regierungsbeauftragten im Institut herrührt. Diese moderne Atmosphäre konstrastiert perfekt mit der altmodischen und "verkramt" aussehenden Werkstatt des "Magnificent"-Zauberkünstlers.
- Anthony Andrews macht seine Sache sehr gut und gibt einen würdigen Wiedereinstiegsschurken ab. Mir persönlich gefällt auch die Columbo-Mörder-Beziehung, bei der ich mir nur noch nicht ganz schlüssig bin, in welche Richtung ich sie einordnen soll. Einerseits ist mit Andrews durchaus sympathisch, andererseits scheint Columbo ihn überhaupt nicht zu mögen und lässt ihn mehrfach wunderbar auflaufen. Wie sich Blake vor ihm mit der Schwingungsgeschichte zum Deppen macht, ist einfach großartig.
- Diese Folge aus der neuen Ära zeigt, dass Kinderrollen bei "Columbo" nicht einfach nur immer naseweis, nervig und vorlaut sein müssen, sondern auch naseweis, nervig, vorlaut und gleichzeitig ziemlich cool sein können.
- Die Mordmethode ist natürlich auch genial.
- Das Verschließen des Zimmers nach der Tat ebenso. Ich liebe Locked-Room-Mysteries.
- Beide Fotoabmaltests der Folge sind hochspannend und sehr dicht fotografiert und geschnitten. Eindeutige 5-Punkte-Szenen.
- Columbo wird am Beginn gebührend wieder eingeführt und erhält eine kleine, geschmackvolle Exposition.
Unterm Strich macht das wirklich gute 4 von 5 Punkten, sodass die Folge wesentlich besser abschneidet als ich, z.B. aufgrund der Kritik im "Columbo"-Fanbuch, erwartet hätte. Einige kleine Längen und sehr viele Unwahrscheinlichkeiten stehen modernen und pittoresken Bildern, einer abwechslungsreichen Geschichte mit vielen Glanzpunkten und guten schauspielerischen Leistungen von Mörder, Opfer und Beteiligten gegenüber. Guter Einstieg!