Bewertet "Mord in Pastell"

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Wie bewertet ihr "Mord in Pastell"

1/5 schlecht
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Keine Stimmen
2/5 passabel / "na ja"
0
Keine Stimmen
3/5 gut
8
14%
4/5 sehr gut
24
41%
5/5 überragend
26
45%
 
Abstimmungen insgesamt : 58

Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon Topi » Fr, 06.03.2015 21:05


Ich habe die Folge gerade wieder gesehen!
Mord in Pastell hat Luzifers Schüler vom Columbo-Thron verdrängt.
Diese Folge ist genial!

Begründung: Ich sehe dem Mörder und seiner Komplizin zu und denke, es geht um die Kunstsammlung. Dann erfahre ich bei der Testamentseröffnung, dass der Neffe die Bilder nicht erbt, sondern die "anstrengende Ex-Frau" des Onkels. Ein wenig wundere ich mich als Zuschauer, dass der Enterbte die Situation so gefasst nimmt - (umsonst gemordet, wie bblöd) Dass alles zu seinem großen Plan gehört ..... darauf kommt man nicht (nur Columbo... :smoke: )

Die Auflösung mit den Fingeradrücken ist die beste aller Columbofolgen (korrigiert mich, wenn es in einer anderen Folge am Ende einen besseren Clou gibt).

Ich liebe den Humor. Ich liebe das Künstlermillieu. Ich liebe die Details: Das Gemälde der Komplizin, das sie selbst als naives Mädchen entlarvt. (Sie war wirklich keine Realistin)

Dieser Columbbo ist ein Kunstwerk --- und für die, die Kunst nicht genießen: Ein Sahnestück!!

Kurze Frage an euch: (Ein Anrufer hat mich heute beim Gucken gestört :motz: ) Warum wurde die Waffe, die im Garten der Ex-Frau gefunden wurde "Waffe des Onkels" genannt?
Ist der Onkel mit einer Waffe aus seinem Haus getötet worden? Der Neffe hatte sie in seiner Tasche. Hat er sie vorher beim Onkel geklaut? - Oder hab ich das mit der Waffe falsch verstanden? Sie wurde nicht "Mordwaffe genannt. Da bin ich mir sicher.
Legen Sie Ihren italienischen Namen ab und beißen Sie erstmal auf nichts Hartes.
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon MrGrady » Sa, 07.03.2015 01:39


Ja, es ist eine Waffe, die dem Onkel gehörte - und die Tatwaffe. Sie wird bei Edna deponiert, um den Verdacht auf sie zu lenken.

Tolle Folge und vielleicht sogar wirklich die beste Auflösung. Der Mörder allerdings ist sehr unsympathisch und steht früh unter Verdacht. Mir fehlt ein bisschen die anfängliche Anerkenung von Columbo, das unterwürfige Getue. Aber trotzdem natürlich eine sehr gute Episode. Nicht ohne Grund habe ich hier meine Signatur gefunden....
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon Ken Franklin » Sa, 09.05.2015 16:48


Ich habe die Folge auch gestern Abend wieder einmal gesehen. Kurzum, sie ist wie aus einem Guss! Entgegen vieler anderer Meinungen mag ich Ross Martin als Dale Kingston. Er ist ein Arschloch und steht dazu :smoke: Er verbiegt sich nicht für andere Menschen und hält auch nicht mit seiner Meinung hinterm Berg. Man kann sich streiten, ob man mit solch einem Menschen klar kommt, aber er ist sehr authentisch!
Leider macht er sich sehr früh bereits für Columbo zum Verdächtigen, da beinahe jede Sekunde vor und nach der Mordzeit mit einem handfesten Alibi abgesichert ist. Den Parkplatzeinweiser, der ihm im Kofferraum nach einem fehlenden Manschettenknopf suchen hilft, damit nachgewiesen werden kann, dass kein Bild ist seinem Wagen ist. Den Maler bei der Vernissage nach der Uhrzeit gefragt usw. Columbo merkt schnell, dass ein zu abgesichertes Alibi wiederum auch verdächtig ist! :such: Schön finde ich den kurzen Einknick bei Columbo, als er bei der Testamentseröffnung dabei ist, und Kingston als enterbt da sitzt. Als er dann noch von Kingston selbst den Brief seines Onkels bekommt, wo daraus hervor geht, dass er von der Testamentsänderung wusste, zweifelt Columbo kurz an der nahezu sicheren Mordüberführung von Kingston. Das Pferd musste also neu von hinten bespannt werden! ?-/
Und natürlich der Schluss!! Ich stimme jedem zu, der diese Auflösung mit diesem wasserdichten Aha-Effekt als die beste aller Überführungen hält. Für mich auch eindeutig der coolste und beste Schluss der Reihe. :neig:
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon TheArrow1987 » So, 21.06.2015 14:38


Dieser Schauspieler spielt den Mörder gut, in der Rolle hätte es keinen besseren geben können. Sehr unsympathisch, das bringt er gut rüber.
Der Schluss ist lustig, wo der Mörder sagt, Columbo hat die Bilder grade eben berührt, und Kohlumpp dann mit den Handschuhen aus der Jackentasche, die Gestik, wie ein echter Italiener.
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon Klaus » Fr, 09.10.2015 23:55


Da ich diese Folge nicht auf DVD besitze, habe ich sie jetzt nach vielen Jahren mal wieder auf zdf_neo anschauen können und zur Feier des Tages Carstens frühere Bewertung nachstehend reaktiviert, die für mich zu den besten Beiträgen gehört, die jemals in diesem Forum geschrieben worden sind! :klatsch:

martha hat geschrieben:Hollywood war ja letzte Nacht wieder im Oscar-Fieber(Deutschland hat auch einen abgestaubt-Hurra!!! :klatsch: )
Gäbe es jedoch einen Oscar in der Kategorie "Fiesester Schurke in einem Heizdecken-Film", wäre die Trophäe mit Sicherheit an Ross Martin verliehen worden. :wink:

Selten hat man wohl so eine Genugtuung und Erleichterung verspürt, wenn der Mörder am Ende überführt wird, wie in "Mord in Pastell".
Dale Kingston's Großkotzigkeit zeigt sich ja schon in der überdimensionalen Breite seiner Krawatte.
Was ich ihm aber besonders übel nehme: Er erschiesst seinen Onkel, noch bevor dieser das schöne Chopin-Stück auf dem Klavier zu Ende gespielt hat. Pfui! Ein Kunstliebhaber als Musikbanause! 8O Die paar Sekunden bis zum letzten Takt hätte er nun wirklich noch abwarten können. 8)
Andererseits ist damit klar: Die Rolle des Mörders ist für mich perfekt besetzt. Das ist so ein Mörder-Typ, dessen kriminelle Laufbahn sicher schon in frühester Jugend begann, als er andere Kinder vom Nachttopf geschubst hat.
Ross Martin wirkt bisweilen sicher sehr ungehobelt, aber er hat eine atemberaubende Präsenz und heuchlerische Perfektion:
Er mordet kaltblütig, er entledigt sich eiskalt seiner Komplizin und versucht noch ganz hinterhältig seine Tante der Polizei auszuliefern.
So viel kriminelle Potenz passt auf keinen Bierdeckel mehr :!: :!: :!:
Und zwischendurch lacht er noch breitgrinsend auf einer Kunstausstellung mit einigen "Schicki-Micki-Omas" um die Wette, als ob er nebenberuflich noch als "Kukident-Model" arbeiten würde. :wink:

Bei dieser Kunstausstellung dachte ich übrigens schon, ich hätte ein Deja-Vu-Erlebnis. :o Hatte ich das nicht alles schon letzte Woche in "Playback" gesehen???
Schon wieder verschafft sich der Mörder sein Alibi durch den Besuch einer Vernissage. Schon wieder schaut er auffallend oft auf seine Uhr. Schon wieder befragt Columbo anschliessend die Ausstellungsleiterin. :x :x
Manchmal wünschte man den Columbo-Machern doch ein bisschen mehr Phantasie im Kaschieren von wiederkehrenden Handlungssträngen!!!
Ansonsten kommt schnell der Verdacht auf, dass den Drehbuchautoren die Ideen ausgehen.
Ein leicht fader Beigeschmack bleibt auf jeden Fall. Schade!
Aber diese Kritik betrifft ja eher die zeitlich spätere Folge "Playback".

Die Besonderheit von "Mord in Pastell" hat "Columbo-Freak" ja bereits erwähnt(dabei hatte ich schon gehofft, dass das nur mir aufgefallen wär. Mist! :wink: ):
Die Mordplanung erstreckt sich praktisch über die gesamte Distanz des Films. Der Mörder "arbeitet", wie "Freak" es so schön nennt, bis zum Schluss.
Das ist dann doch ungewöhnlich. Natürlich müssen die Schurken auch in den Folgen "Tödliche Trennung" oder "Ein gründlich motivierter Tod" noch einen zweiten Mord begehen, um lästige Zeugen zu beseitigen, allerdings ist das immer mehr aus der Not heraus geboren.
Dale Kingston aber hat bereits von Anfang an einen "3-Stufen-Plan" im Kopf:
:arrow: Ermordung des Onkels(als Fundament)
:arrow: Beseitigung der Mordgehilfin(Frauen quatschen halt zu viel rum :wink::Risikobeseitigung)
:arrow: der Tante den Mord "in die Schuhe schieben"(als finales Meisterstück)

Das ist zwar 'n ziemlicher Umweg, um an die Gemäldesammlung des Onkels zu kommen, aber das Testament lässt ihm ja keine andere Wahl.
Durch das geänderte Testament sieht es ja auch zunächst so aus, als wenn Kingston gar kein Motiv gehabt hätte, seinen Onkel in die "Horizontale zu schicken".
Das ist wirklich sehr ausgeklügelt und raffiniert durchdacht. :!:

Der Überführungs-Clou ist in den bisherigen Bewertungen ja schon überschwänglich gelobt worden.
Hervorzuheben ist sicher Columbo's Ausdauer, satte 5 Minuten mit den Händen in seinen Manteltaschen herumzustehen. So lange musste er sicher kaum mal auf seine geliebte Zigarre verzichten. :wink:

Alles in allem ist das eine sehr runde Sache, eine sehr temperamentvolle, farbige Folge mit einem erstklassigen Schurken und kriminalistisch abwechslungsreicher Handlung.
Schade nur, dass die Kamera in der Szene mit dem Akt-Modell so unglücklich hinter der Staffelei des Malers postiert war.
So konnte man gar nicht richtig erkennen, warum Columbo so peinlich berührt war... :oops: :oops:
:) :) :) :) :)


Auch wenn dieser spitzenmäßigen Bewertung eigentlich nichts hinzuzufügen ist, möchte ich zu dieser Episode noch einige Anmerkungen machen. Einen noch größeren Kotzbrocken als Dale Kingston in der gesamten Serie zu finden, dürfte nicht nur mir ausgesprochen schwerfallen. Dies fängt schon auf der Vernissage an, wo er mit seinen ausgesprochen dünnen Witzchen zumindest noch einige deutlich in die Jahre gekommene Kunstliebhaberinnen zum Lachen bringt. Das vergeht ihm aber spätestens nach seinem Auftritt im Fernsehstudio, wo er sich gegenüber Columbo schon sehr aggressiv aufführt ("Von mir aus schnüffeln Sie 'rum, soviel Sie wollen. Den Kleiderschrank empfehle ich Ihnen besonders. Und vergessen wir auch nicht den Blick unters Bett. Die Wohnung ist voll von gestohlenen Bildern! Hier der Schlüssel zu meiner Wohnung. Wenn Sie fertig sind, legen Sie ihn bitte unter die Fußmatte, wenn ich bitten darf. Nein, es gibt kein zurück. Ich will es. Verschaffen Sie sich ruhig eine Vorstellung davon, wer ich bin und wie ich so lebe") und ihm seinen Wohnungsschlüssel unter die Nase hält, den Columbo trotz aller gegenteiligen Beteuerungen letztendlich natürlich dankend annimmt. Und das ist dann auch im wahrsten Sinne der Schlüssel für die am Schluss perfekt inszenierte Überführung von Kingston, als Columbo in dessen Wohnung in seine Mappe greift und seine eigenen Fingerabdrücke auf den gestohlenen Bildern hinterlässt.

Natürlich habe ich auch die (leider leicht verhüllte) Szene mit dem schönen blonden Aktmodell wieder sehr genossen!!! :D Und als die Blondine Columbo fragte "Sind Sie auch Künstler?", musste ich unwillkürlich an seinen Auftritt als Kunstbanause in der Galerie aus "Playback" denken, mit dem feinen Unterschied, dass sie den Inspektor in seinem ganz speziellen Outfit möglicherweise selber für ein Kunstwerk gehalten hat... :wink:

Da ich mich erneut wie in kaum einer anderen Folge derart wohl gefühlt habe bei der Überführung des Mörders, wo ein arroganter und von sich derart überzeugter Kotzbrocken sekündlich zum planlosen Nervenbündel mutiert, ist mir selbige trotz einiger leichter Schwächen glatte vier Punkte wert!

Gruß
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon MrGrady » Fr, 22.01.2016 23:38


Dieser Kotzbrocken von Mörder ist für mich immer wieder sehenswert. Diese geschwollene Sprache, dieses intellektuelle Getue und diese ständig spürbare Arroganz. Einfach super! Ich habe diese Folge kürzlich meinem Bruder gezeigt, der sich bislang nicht für Columbo interessiert hat, und es war ein voller Erfolg. Seitdem wollte er bereits mehrere Folgen sehen. An diesen Mörder kam in puncto unsympathische Ausstrahlung ansonsten aber nur noch Dr. Mayfield heran :wink:
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon Dr. Bart Kepple » Sa, 23.01.2016 14:15


MrGrady hat geschrieben:Dieser Kotzbrocken von Mörder ist für mich immer wieder sehenswert. Diese geschwollene Sprache, dieses intellektuelle Getue und diese ständig spürbare Arroganz. Einfach super! Ich habe diese Folge kürzlich meinem Bruder gezeigt, der sich bislang nicht für Columbo interessiert hat, und es war ein voller Erfolg. Seitdem wollte er bereits mehrere Folgen sehen. An diesen Mörder kam in puncto unsympathische Ausstrahlung ansonsten aber nur noch Dr. Mayfield heran :wink:


"Mord nach Rezept" hatte den wohl arrogantesten Mörder. Ich finde den aus "Mord in Pastell" und Mayfield aber auch noch unsympathischer, was einzig an den Opfern liegt. So liebenswerte alte Männer einfach so zu ermorden... die tun mir immer so leid.

Die Folge ist eine der ganz starken insgesamt. Der Fall ausgeklügelt, die Vertuschung super, die Auflösung grandios für ein befriedigendes Ende. Die Chemie zwischen Columbo und Mörder passt, wenn auch nicht auf die optimale freundliche Art ("Waffen des Bösen" als Referenz). Aber es funktioniert hier auch sehr gut, weil es die andere Wechselwirkung hat: Columbo bringt Mörder auf die Palme. Schlimm sind die Folgen, welche gar keine Beziehung aufbauen (die allerletzte Folge mit der Disco ist hier wohl die Negativ-Referenz).

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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon MrGrady » Di, 26.01.2016 02:56


Ja, "Mord nach Rezept" ist schon ein toller Film. Den sehe ich mir regelmäßig in der Weihnachtszeit an. Hat schon Tradition, auch wenn es noch kein richtiger Columbo für mich ist. Die Rolle des Inspektors ist noch zu tough, aber die Mörderrolle ist wirklich optimal besetzt. Ein echter Maßstab für die Serie.
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon Werderaner » Sa, 13.02.2016 13:12


Die Folge erhält bei mir 4/5 Punkte und es wurde hier im Grunde alles schon wunderbar analysiert.

Was allerdings auch nicht so richtig ins Bild passte.
Der gut (aber nicht brillant) gespielte Kinston randaliert beim Vortäuschen des Einbruchs ja ziemlich in der Bude rum.
Ist das nicht ausgesprochen überflüssig für einen Täter, der sich dann zielstrebig die wertvollsten Bilder schnappt?

Anfangs lässt der skrupellose Gangster Columbo auch ganz gut abtropfen, als der wieder altbekannt die MIthilfe erbittet.
Sinngemäß kam da: "Ich bin nur Kunstkritiker. Der Detektiv sind sie."
Diese abgebrühte Linie behält Kingston aber nicht bei. Viel zu theatralisch spielt er seine Alibis aus, was irgendwann auch schlechteren Ermittlern auffallen müsste.

Die Polizistin Sally, die bei der Fluchtrekonstruktion half, fand ich viel hübscher als das (überflüssige (weil der Dame auf dem Bild gar nicht ähnlichen) Blondinenmodell.
Leider findet sich der Name der angezogenen(!) Schönheit in keiner Besetzungsliste, obwohl sie sogar was sagen durfte.

Am 24. Juli 1975 schrieb ich nach der deutschen Erstausstrahlung in meinem kleinen Tagebuch: "Kunst schwört Morde herauf --> gut!" :)
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon martha » Sa, 13.02.2016 19:14


Werderaner hat geschrieben:Was allerdings auch nicht so richtig ins Bild passte.
Der gut (aber nicht brillant) gespielte Kinston randaliert beim Vortäuschen des Einbruchs ja ziemlich in der Bude rum.
Ist das nicht ausgesprochen überflüssig für einen Täter, der sich dann zielstrebig die wertvollsten Bilder schnappt?


Ja, das ist schon sehr rabaukenhaft.
Ich muss bei Kingston ja immer an Schillers Glocke denken:
"Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann sich kein Gebild gestalten."
Er scheint mir von Natur aus nicht so der Typ zu sein, der feinsinnig sülzend über ein Gemälde philosophiert.
Ich seh ihn immer mehr so mit Metzgerkittel und Schlachtmesser in der Hand auf ein Rind losgehen.
Man sieht ja später auch, wie er mit seiner Komplizin umgeht.
Er streckt sie mit einem groben Stein nieder.
Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob dieser Mann im richtigen Beruf zu Hause ist.
Aber gut: Er ist mit Bildern aufgewachsen und musste sich wohl zwangsläufig mit diesem künstlerischen Metier anfreunden.
Selbst eine in der Jugend entwickelte Schlachthof-Faszination mag da für die Berufsfindung keine entscheidende Rolle mehr gespielt haben.
Aber so gewisse Brachialaktionen möchte er dann doch noch gerne ausspielen.
Für mich bleibt Dale Kingston eine der reizvollsten Mördergestalten.
Das ist nicht so glatt...nicht so logisch...aber höchst interessant.
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
"Martha."
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon Dr. Bart Kepple » Sa, 13.02.2016 21:57


martha hat geschrieben:Ich seh ihn immer mehr so mit Metzgerkittel und Schlachtmesser in der Hand auf ein Rind losgehen.


Er hätte auch den Killer in "No Country For Old Men" spielen können. Sieht ziemlich ähnlich aus und hat diesen Charakter.
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon OpenOcen » So, 12.02.2017 23:56


So dieser Fall kann nur eine 4 oder 5 bekommen.

Der Mörder richtig fies und überheblich, glaubte bis zu letzt, Columbo überlegen zu sein. Am Ende in dem furiosen Finale muss er sich eingestehen dass er doch überführt ist.

Genial der Trick mit der Hausdurchsung, noch genialer Columbos Reaktion und der tolle Plan den Mörder zu überführen.

Einziger Minuspunkt, ist der Trick mit der stehengebliebenen Uhr. Also das war mir ne Spur zu viel.

Trotzdem gebe ich 5 Points.
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon Patrick_B » Sa, 12.01.2019 15:46


Hier ist wieder einmal ein Film, in dem der Mord selbst nur kurz gezeigt wird. Der Mord geschieht direkt in der ersten Minute, wir sehen die unmittelbaren Vertuschungsaktionen und schon tritt Columbo auf den Plan. Der Mord ist trotzdem sehr gut durchdacht, was wir aber erst im Laufe der Episode zu sehen bekommen. Ich persönlich mag es lieber, wenn wir als Zuschauer am Anfang mehr Details bekommen, aber das funktioniert trotzdem gut. Das einzige, was ich schade finde, ist dass wir das Opfer überhaupt nicht kennenlernen. Da leidet mein Investment in die Mördersuche.

Auf der anderen Seite gibt es genug Gründe für den Zuschauer, auf das Scheitern des Mörders zu hoffen: Kingston ist meiner Erinnerung nach der größte Kotzbrocken der Columbo-Geschichte, da kommen höchstens noch die Herren Restaurantkritiker (Murder Under Glass/Mord a la Carte) und Arzt (A Stitch In Crime/Zwei Leben an einem Faden) ran. Schon beim zweiten Treffen tritt er Columbo so dermaßen feindselig gegenüber, dass mein geliebter Tanz zwischen Columbo und Mörder nie zustande kommt. Auf der anderen Seite ist das Verhalten auch logisch - wozu auf die Spielchem des Polizisten eingehen, wenn er sowieso der offensichtliche Hauptverdächtige ist, und das auch noch zum übergreifenden Plan gehört?

Im Gegensatz zu vielen anderen Columbo-Episoden treten einige wichtige Nebenpersonen auf: die Komplizin (also wie die sich in einen Arsch wie Kingston vergucken kann, geht mir nicht in den Kopf - nicht mal beim Treffen vor dem Mord spielt er die Zuneigung ansatzweise glaubwürdig vor), die Ex-Frau und der Anwalt. Die Ex-Frau war mir ein bisschen zu übertrieben dargestellt, aber insgesamt fand ich die schauspielerischen Leistung gut genug.

Die Auflösung endet in einem super Gotcha-Moment, auch wenn die Überführung insgesamt auf Glück basiert. Dass Columbo in Kingstons Apartment einschläft, ist meiner interpretation nach Zufall - Columbo konnte schließlich nicht ahnen, dass der Täter belastendes Material mitbringt. Dass er die Bilder antatscht, halte ich dagegen für pure Absicht, also muss ich ihm mindestens schnelle Auffassungsgabe attestieren.

Außerdem muss ich die Szene kritisieren, in der Columbo die Vermieterin interviewt. Die Szene ist zwar super witzig (Columbo wird über die Verwandtschaft zugetextet, obwohl das normalerweise sein Part ist), aber ist inhaltlich überflüssig. Alles in allem sehe ich diesen Film immer wieder gerne, trotz ein paar Schwachpunkten. 4/5 Punkte von mir.

Oh, und Suitable for Framing ist ein grenzgenialer Titel, das muss ich noch schnell loswerden.
Patrick_B
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon Columbologe » Sa, 12.01.2019 20:54


"Suitable for Framing" ist deswegen so ein genialer Titel, weil er doppeldeutig ist: "to frame someone" bedeutet "jemanden belasten", und belastet wird diese Person hier mit Bildern in Rahmen. "Rahmen" bedeutet auch "frame". :D
Die Szene mit der Vermieterin bringt Columbo zwar nicht weiter in seiner Ermittlung, aber es ist herrlich, ihm dabei zuzusehen, wie er auch mal in eine Sackgasse ermittelt. Das verschärft den Eindruck, dass Kingston eine besonders harte Nuss ist. Tatsächlich hat dieser Mörder keinen Fehler gemacht, bei dem man ihm unterstellen müsste "Das hättest du aber doch bedenken müssen!" - und ich weiß keinen zweiten Columbo-Gegner, bei dem ich das sagen könnte.
Im englischsprachigen Fan-Blog "Columbophile" wird die Überführungsszene mit Kingstons anschließender Sprachlosigkeit als bester TV-Moment in der Geschichte des Fernsehens bejubelt - und da jubele ich aus vollem Herzen mit.
"Mord in Pastell" ist die einzige Episode, die in Deutschland schon im Jahr 1973 ausgestrahlt wurde (die Pilotfilme außen vor). Einen besseren Columbo-Start konnte man nicht hinlegen.
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Re: Bewertet "Mord in Pastell"

Beitragvon Tiktaalik » Mi, 23.10.2019 11:57


In dieser Episode geht es direkt zur Sache. Der Mord geschieht noch in der ersten Minute und die Kameras, die anschließend die Bilder aus nächster nähe zeigen, verraten
dem Zuschauer bereits das Mordmotiv - auch wenn mir dieser Aspekt erst nach mehrmaligem Ansehen aufgefallen ist. Mir gefällt die Idee, wie Dale Kingston anschließend
mittels einer Heizdecke den Mordzeitpunkt verfälscht und die Tat nach einem Einbruch aussehen lässt. Dazu verschafft er sich durch seine Komplizin ein wasserdichtes
Alibi für den angeblichen Zeitpunkt des Mordes.

Indizien gibt es sehr viele und sie wissen alle zu gefallen: Da für eine Person zu viele Bilder gestohlen werden sollten, müssen zwei Täter am Werk gewesen sein.
Aufgrund der Absätze war einer von ihnen eine Frau. Da die Verandatür nicht von außen aufgebrochen sein konnte, ist dies nur eine falsche Fährte und der Mörder besitzt
vermutlich sogar einen Schlüssel. Damit kommen nur noch sehr wenige Personen als Täter infrage. Zudem findet Columbo heraus, dass Kingston sehr häufig nach der Uhrzeit
gefragt hat. Höchst interessant ist hier, dass der Mord zwar der früheste der gesamten Serie ist, die Ausführung des gesamten Plans aber bis kurz vor Schluss dauert.
Um sein Ziel zu erreichen, muss Kingston nämlich nicht nur seinen Onkel erschießen, sondern auch den Mord der Erbin Edna Matthews anhängen.

Ebenfalls positiv hervorzuheben ist hier der fiese Charakter des Mörders, der über die vollen 70 Minuten glaubhaft agiert und wunderbar von Ross Martin gespielt
wird. Die tollen Leistungen der Nebendarsteller (Kimt Hunter als Edna Matthews sowie Don Ameche als Anwalt Frank Simpson) möchte ich aber keineswegs unterschlagen. Dass
ich für das CMS in dieser Folge 5 Punkte vergebe, liegt nicht nur am überragenden Hauptdarsteller Ross Martin, sondern auch an seinem brillanten Zusammenspiel mit
Peter Falk. Dabei war es sicher von Vorteil, dass sich die Schauspieler kannten (Peter Falk verhalf Ross Martin zu dieser Rolle, als dessen Karriere ins Stocken geriet.)

Mich beeindruckt, mit welcher Hartnäckigkeit und Konsequenz Columbo Kingston immer wieder bearbeitet. Er folgt ihm fast überall, weshalb es zahlreiche großartige
Dialoge zwischen den beiden gibt. Dies führt dazu, dass Kingston so genervt ist, dass er ihm sogar seinen Haustürschlüssel ausleiht, welcher bei der Überführung des
Mörders eine zentrale Rolle spielt.

Nicht weniger begeistert bin ich aber von der Auflösung, die für mich zu den besten der gesamten Serie gehört. Der Mörder wird hier aufgrund von Columbos (!)
Fingerabdrücken überführt. Wie der Inspektor dies bewerkstelligt, verdient allerhöchsten Respekt. Dazu ist das Finale überragend inszeniert, da dort sehr viel Spannung
aufgebaut wird. Sehr passend ist dazu, dass Kingston sich bis zum Schluss mit allen Mitteln wehrt, sogar Columbo der Beweisfälschung bezichtigt.

Für diese Episode kann es für mich nur eine Punktzahl geben: 5/5
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