Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

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25
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3
6%
 
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon Oceanic » Sa, 24.11.2012 17:41


habe 2 Punkte gegegen ganz nett aber es gibt bessere :wink:
Göttlich Ihre Wandlung zu Knallharten Buisness Lady :smoke:
Leslie Nielson finde ich auch super (super sein Blick in den Hamburger Super " Einladung "
zum Essen von Columbo..
Ansonsten ist aber der Anfang schwer nervig weil gefühlte 30 Minuten die Alarmanlage schellt :?
Und der ganze Mord.. na also ich weiss nicht
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon sagittarius » Mi, 26.12.2012 22:09


Sie fühlt sich frei, sie blüht auf, ihr steht die Welt offen. Sie krempelt ihre Firma um. Mode ist ein Topthema. Die Schönheitssaloons gehören ihr. Einst lebte sie als Mauerblümchen, nun kann sie sich entfalten. Von ihrem dominanten Bruder wurde sie unterdrückt. Er hätte wohl nur einen wichtigen Geschäftspartner als Mann für sie akzeptiert. Für sie gibt es nun keine Grenzen mehr. Sie kann jetzt ihr eigenes Leben gestalten.
Sie kann die Veränderungen aber nicht verkraften. Das ist die Geschichte von Beth Chadwick.

Ihr bisheriger Geliebter verändert sich nicht, er ist eine Konstante. Genau das wird Beth schließlich zum Verhängnis. Den tugendhaften Peter Hamilton wollte sie heiraten, das war sogar das Mordmotiv; am Schluss lässt sie ihn fallen. Das verdeutlicht die Veränderung, die in Miss Chadwick stattgefunden hat.

Columbo kümmert das Gebaren von Beth wenig. Er sucht in aller Ruhe nach Indizien:
Wie kam die aktuelle Abendzeitung in die Nähe der Haustür, wenn Mr. Chadwick über die Veranda gekommen ist?
Wie kann die Glühbirne einer Außenlampe nach monatelangem Gebrauch ganz sauber sein? Seltsam, dass gerade jetzt eine kaputt gegangen ist.
Wie können die Schuhe von Mr. Chadwick sauber sein, wenn er über einen Rasen gehen musste?
Miss Chadwick hat zwar Antworten, aber genauere Nachforschungen gibt es da nicht.

Ja, der Ersatzschlüssel! Daran hat sie nicht gedacht. Wunsch, in einem Wachtraum materialisiert, und Fakten gehen auseinander. Aber Beth ist flexibel und kann auch in eine andere Richtung schießen.

Eine entscheidende (?) Szene sehen wir nach 21:40 Minuten. Beth schildert den Ablauf des Dramas: Schüsse, Alarmanlage. Aber niemand hakt nach. Auch Columbo nicht, der neben Beth steht und weder von ihr noch von Mr. Hamilton wissen will, was zuerst da war.
Dem Geliebten hätte doch auffallen müssen, dass die Schüsse zuerst da waren und dann erst der Alarm ausgelöst wurde.
Kriminalistisch weist dieser Columbo große Mängel auf. Columbos Aufführung am Schluss, um Miss Chadwick zu verwirren, ist sinnlos. Wenn Peter Hamilton seine Aussage gemacht hat, ist die Mörderin schon überführt.

Einige Szenen sind recht lustig.
Columbo dient als Kofferträger, der einem Taxifahrer Trinkgeld gibt. Ja, Columbo ist ein großer Mann von Welt! :)
Ein Hund, der nicht auf Columbo steht und ihn ständig anbellt: Vielleicht sollte Columbo sich selbst einen Hund anschaffen. :)

Zu den Nebenrollen: Das Dienerpaar bleibt unauffällig, Hamilton eher blass, was wohl daran liegt, dass man als ordentlicher Mensch schwer glänzen kann.
Die Mutter hingegen spielt ihre herrische Rolle ganz ausgezeichnet. Wie sie Beth zunächst runtermacht! Da spürt man, wie schwer Beth es bisher hatte, und dass sie keine Chance hatte, sich zu entfalten. Immer bevormundet und unterdrückt zu werden, führt irgendwann zu einer Explosion. Im Laufe der Handlung macht Beth sich auch von ihrer Mutter frei.

Dieser Columbo ist also nicht nur ein Krimi, dessen Schwäche offenbar ist. Es geht vielmehr um die Frage: Wie verändert sich ein Mensch, wenn eine bislang dominante Person nicht mehr da ist? Die Antwort hier ist ziemlich deutlich.

Früher gab ich zwei Punkte für die "Schritte aus dem Schatten". Heute würde ich wegen der Charakterstudie drei Punkte geben.
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon MrGrady » Sa, 29.12.2012 22:00


Eine nette und für mich unerwartete Abwechslung beim Charakter des Mörders bietet in meinen Augen die Episode "Schritte aus dem Schatten". Zu Beginn der Folge kam mir der Mord fast wie emotionale Notwehr vor. Der Bruder mischt sich ins Privatleben der Mörderin ein, die Mutter spielt sich wie ein Drachen auf. Die arme Beth ist echt nicht zu beneiden. Das ändert sich allerdings bis zum Ende der Folge, als sie in ihrem Machtwahn fast noch den Inspektor erschießt. Vom unterdrückten Mauerblümchen zur psychopathischen Killerin in nur 70 Minuten - Respekt! :wink:

Die Idee mit dem vorgeträumten Mord fand ich ganz nett, die tatsächliche Ausführung war allerdings so stümperhaft, dass ich als Zuschauer geradezu auf die Fehler der Mörderin gestoßen werde. Das hat mich ein bisschen an "Etüde in Schwarz" erinnert und ist für mich letztlich auch das große Manko der Folge. Es ist eine Gähn-Auflösung ohne Überaschungseffekt. Im Prinzip ist es sogar völlig überflüssig, dass Columbo die Szene aus der Mordnacht noch einmal nachstellt, denn für die Beweisführung braucht er es nicht. Dass sich Hamilton erst durch einen Tipp des Inspektors an die Unstimmigkeiten in der Tatnacht erinnert, ist zudem unglaubwürdig. Entweder weiß er, dass die Schüsse vor dem Alarm fielen und sagt es gleich, oder er hat es schlichtweg nicht bemerkt.

Trotz meiner Kritik lande ich am Ende aber noch bei 3 Punkten. Die Schauspieler haben mir durchweg gut gefallen, die Atmosphäre ebenso. Und die Indiziensuche des Inspektors war abgesehen vom Schlussbeweis ebenfalls spannend.

Lobend erwähnen möchte ich nicht zuletzt den deutschen und den englischen Titel der Folge. "Schritte aus dem Schatten" kann auf Beth übertragen werden, die sich aus der Herrschaft ihres Bruders befreit. Es kann aber auch auf das Eintreten des Bruders aus der Dunkelheit ins Haus bezogen sein. "Lady In Waiting" steht dieser Doppeldeutigkeit in nichts nach. Die gute Dame wartet sowohl im Bett auf ihr Opfer als auch im übertragenen Sinne auf die Befreiung von ihrem Bruder und die Verwirklichung ihrer Träume. Beides sind feine Wortspiele! :)
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon Doc Brown » Sa, 14.12.2013 14:42


Heute eine Bewertung zu der am Wochenende anstehenden Super-RTL-Folge.

Insgesamt erhält „Schritte aus dem Schatten“ vor mir 3 Punkte.

Der Anfang der Episode gefällt mir gut. Die Familienverhältnisse werden schlüssig erklärt und auch das Motiv ist meiner Meinung nach stimmig. Beth Chadwick wird seit Jahren so sehr durch ihren Bruder in ihren Freiheiten eingeschränkt, dass sie keinen anderen Ausweg als den Mord sieht. Da spielt sicherlich der aufgestaute Hass eine bedeutende Rolle.

Die Mordvorbereitungen und der Plan werden durch den Traum von Beth Chadwick schön erklärt, das gefällt mir sehr gut. Doch der Plan geht schief und Beth rettet die Situation mit drei Schüssen auf den Bruder, aber dadurch entstehen einige Ungereimtheiten, die Columbo Futter für seine Ermittlungsarbeit geben. So wird die Folge nie langweilig. Columbo findet nach und nach immer weitere Indizien, die gegen die Theorie von Beth sprechen: die (zu) saubere Glühbirne, die Abendzeitung im Flur und das fehlende Gras unter den Schuhen von Bryce. Das sind klasse Indizien, absolut logisch und für den Zuschauer nachvollziehbar.
Während Beth das erste Indiz noch durch ihre fleißigen Reinigungskräfte erklären kann, gerät sie bei den anderen beiden Indizien gewaltig ins schwimmen.

Hier kommen wir dann auch zu meinem ersten Problem der Episode. Für mich ist die frühe Gerichtsverhandlung ein großes Ärgernis und logisch nicht erklärbar. Es kann doch erst dann zu einer Gerichtsverhandlung kommen, wenn die Polizei die Beweisaufnahme abgeschlossen hat, oder? ?-/
Columbo ist noch in den laufenden Ermittlungen und stellt berechtigte Fragen. Trotzdem wird Beth sehr zügig freigesprochen. Wie konnte man überhaupt so schnell die Gerichtsverhandlung ansetzen? Columbo ist mit den Ermittlungen noch nicht am Ende, die Staatsanwaltschaft muss erst mal die Akten sichten, die Geschworenen müssen gefunden werden usw. Das ist für mich großer Käse. Zudem ist er für mich unlogisch, warum Columbo trotz des Freispruchs weiter ermitteln kann.

Ein zweites Ärgernis ist die Wandlung der Mörderin. Ich finde die Idee grundsätzlich gut und auch nachvollziehbar. Beth wird durch ihren Bruder eingeschränkt und bevormundet, nach seinem Tod fühlt sie eine Befreiung. Sie legt sich eine neue Frisur zu, kauft neue, peppigere und farbenfrohere Kleidung, ist fröhlicher und aufgeschlossener. Kurz: Sie kann zum ersten Mal ihre Persönlichkeit frei entfalten.
Bis hierhin kann ich ihre Wandlung noch nachvollziehen, aber gegen Ende hin wird sie zur Tyrannin. Sie agiert selbstherrlich und anmaßend. Sie bestimmt über ihren Freund, zwingt ihm den neuen Posten und die Verlobung auf, möchte die Geschäftsführung der Firma übernehmen und duldet keinen Widerspruch. Wer ihren Kurs hinterfragt, dem wird die Kündigung nahegelegt. Als Peter ihre Wandlung hinterfragt, droht sie mit der Trennung. Das ist nach meinem Dafürhalten zu viel der Wandlung. Bis zur Mitte der Episode fand ich ihre Wandlung wesentlich subtiler und gelungener, am Ende wird dem Zuschauer dann mit dem Holzhammer die Persönlichkeitsänderung aufgezeigt. Tut mir leid, aber hier wurde ein guter Ansatz gegen die Wand gefahren, weil man es einfach übertrieben hat. Die Persönlichkeitsänderung ist absolut logisch, aber am Ende wirkt Beth auf mich total unglaubwürdig und nur noch wie eine Karikatur ihrer selbst.

Unter den beiden Kritikpunkten leidet schlussendlich auch das CMS. Durch die Selbstherrlichkeit und Arroganz von Beth, gepaart mit dem überhasteten Freispruch vor Gericht, geht sie überhaupt nicht mehr auf Columbos Argumente ein. So kommt das CMS nie in Gang. Jedes Aufeinandertreffen von Columbo und Beth spätestens ab etwa der Hälfte der Episode ist verschenkte Sendezeit.

Umso besser sind allerdings die Szenen von Columbo und Peter Hamilton, hier kommt ein Zusammenspiel mit Substanz zusammen, das die kriminalistische Handlung voran bringt.

Die Auflösung ist dann sehr schwachbrüstig. Hier wird dem Zuschauer kalter Kaffee vorgesetzt, da waren die Autoren sehr unkreativ.
Zudem ist es äußert fraglich, ob die Zeugenaussage von Peter vor Gericht ausreicht, um Beth zu verurteilen. Ganz davon abgesehen, kann Beth aufgrund der Ne bis in idem-Regelung vermutlich nicht noch einmal angeklagt werden. Auch hier stellt sich wieder die Frage, warum sie so überhastet freigesprochen wurde.

Zum Episodentitel wurde hier schon alles gesagt. Der ist einer der gelungensten der gesamten Reihe.

Unter dem Strich also eine Episode, die mit dem Mordplan - der überraschenderweise durchkreuzt wird - und der Wandlung der Mörderin sehr gute Ansätze bietet, aber durch den weiteren Verlauf der Handlung gegen die Wand gefahren wird. Daher gibt es nur 3 Punkte. Schade, dass das Potenzial verschenkt wurde.
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon Frank.Columbo » Sa, 13.09.2014 12:02


Einer der hinterhältigsten, kaltblütigsten Morde die ich bisher gesehen habe in Columbo. Das Opfer tat mir hier wirklich total Leid, wie kann man nur so berechnend und ohne jedes Gefühl/Emotion einen Bruder umbringen, auch war das Motiv für mich nicht ganz nachvollziehbar!?!?!??


Die Mörderin ist unausstehlich, unsympathisch ohne Ende! Sie hat zwar den Mord raffiniert geplant (auch wenn einiges schief geht in der Mordnacht) verhält sich aber danach mehr als nur auffällig. Sie kauft sich teure Sachen, ist gut gelaunt,krallt sich kaltschnäuzig die Chef-Position und der Tot ihres Bruders scheint sie überhaupt nicht, zu keiner Sekunde zu berühren und dies zeigt sie auch noch öffentlich jedem!

Ich war so Froh das Columbo sie noch geschnappt hat, die Auflösung war wirklich sagenhaft spannend und genial. Auch Leslie Nielsen in der Nebenrolle als Freund der Mörderin zeigt sein Talent als Darsteller und bereichert diese Episode. Trotzdem nur 3 von 5 Punkten wegen der unausstehlichen Mörderin!
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon MrGrady » Di, 26.01.2016 02:46


Trotz der sehr vorhersehbaren Auflösung sehe ich mir diese Folge gerne immer wieder an. Susan Clark gelingt es recht glaubwürdig, die anfangs sympathische Mörderin immer unsympathischer erscheinen zu lassen. Eine sehr gute schauspielerische Leistung. Die Inszenierung ist überdies künstlerisch sehr anspruchsvoll. Musik und Kameraeinstellungen sind kein TV-Mainstream. Die Macher haben sich Gedanken gemacht. Der Film ist keine 08/15-Ware. Er ist zeitlos schön. Mittlerweile gebe ich vier Punkte. Daumen hoch!
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon OpenOcen » Mo, 13.02.2017 13:18


Re: @Philipp025
Beitragvon Venus » Di, 16.12.2008 09:58
martha hat geschrieben:
Ich kenn mich mit dem US-Geschworenensystem leider nicht aus, aber in Deutschland wäre es doch wohl tatsächlich so, dass man nach einem Freispruch für das gleiche Vergehen nicht noch mal verurteilt werden darf.

Gibt's keinen sachverständigen Juristen hier im Forum? :wink:

@Martha: Es ist umgekehrt, in Deutschland kann man nochmal verurteilt werden, aber in den USA wäre Beth strafrechtlich davon gekommen, zivilrechtlich wäre sie aber noch belangbar.

§ 362 StPO Deutschland:
Die Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges Urteil abgeschlossenen Verfahrens zuungunsten des Angeklagten ist zulässig,
1. wenn eine in der Hauptverhandlung zu seinen Gunsten als echt vorgebrachte Urkunde unecht oder verfälscht war;
2. wenn der Zeuge oder Sachverständige sich bei einem zugunsten des Angeklagten abgelegten Zeugnis oder abgegebenen Gutachten einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Verletzung der Eidespflicht oder einer vorsätzlichen falschen uneidlichen Aussage schuldig gemacht hat;
3. wenn bei dem Urteil ein Richter oder Schöffe mitgewirkt hat, der sich in Beziehung auf die Sache einer strafbaren Verletzung seiner Amtspflichten schuldig gemacht hat;
4. wenn von dem Freigesprochenen vor Gericht oder außergerichtlich ein glaubwürdiges Geständnis der Straftat abgelegt wird.


In Deutschland ist es genau so, dass bei einem Freispruch kein neues Verfahren gemacht werden kann. Es gab sogar einen Mordfall, wo der Täter freigesprochen wurde. Im nachhinein wurde er per DNA-Beweis überführt, konnte aber nicht mehr verurteilt werden. Einfach mal googlen.

NUN zur folge:

einmal hatte ich sie gesehen. Gestern nun ein zweites Mal. Der Mordplan war sehr gelungen, zuerst konnte ich die Mördern auch verstehen, aber hinterher hat sie auch ihren schlechten Charakter gezeigt. Nun ein Colombo Mörderdialog kam nicht recht zu stande, weil die Mördern früh genervt war und abgeblockt hat. Insgesamt eine gelungene Folge, aber für 5 Punkte hat es nicht gereicht. Daher solide 4 Punkte von mir.
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Re: @Philipp025

Beitragvon Andreas » Mo, 03.04.2017 11:35


martha hat geschrieben:
WalterJörgLangbein hat geschrieben:Philipp schrieb:

»Aber warum durfte Columbo weiterermitteln? Vielleicht war die Gerichtsverhandlung ja ein Fake, so wie man heute sagen würde.«

Ein guter Hinweis. Das hatte ich, ehrlich gesagt, noch nie bedacht. Nach der Gerichtsverhandlung wäre die Sache doch erledigt gewesen. Die Polizei hätte wohl oder übel ihre Untersuchung einstellen müssen.

Walter


Ich kenn mich mit dem US-Geschworenensystem leider nicht aus, aber in Deutschland wäre es doch wohl tatsächlich so, dass man nach einem Freispruch für das gleiche Vergehen nicht noch mal verurteilt werden darf.

Gibt's keinen sachverständigen Juristen hier im Forum? :wink:


Ich bin kein Jurist, bin mir aber sicher, dass es sich nicht um eine Gerichtsverhandlung handelt, wie wir so sie sonst aus US-Serien kennen, sondern vielleicht um den Abschluss einer Art Vorverhandlung oder Untersuchung, in der festgestellt wird, ob die Untersuchungsergebnisse der Polizei überhaupt für eine Anklage reichen. Auch für sowas werden zumeist Geschworene benötigt; das kam einige Male in "Quincy" vor.

Dass dies hier auch hier der Fall ist, dafür gibt es mehrere Indizien:
Die Geschworenen entscheiden, dass nach den vorliegenden Ergebnissen der Bruder in Folge eines Unfalls ums Leben gekommen ist, und nicht ob die Schwester schuldig oder nicht schuldig ist. Von "schuldig" oder "nicht schuldig" ist hier nicht die Rede; es wird ausschließlich der Tathergang beurteilt. Sie wird also (noch) nicht angeklagt.

Und dann noch etwas, dass mir sofort ins Auge gesprungen ist Der Vorsitzende trug keine Robe, wie man es normalerweise bei Richtern gewohnt ist.


Kurz und knapp: Ich denke, sie wurde also in der Folge noch nicht angeklagt.
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon Patrick_B » So, 13.01.2019 22:13


Der siebte Columbo bringt mal wieder etwas Neues auf den Tisch: das Opfer, um das es nicht schade ist. Peter Hamilton ist ein Arsch - den Freund seiner Tochter mit Kündigung zu drohen weil ihm seine Nase nicht passt, ist unterste Schublade. Und auch wenn das alleine kein guter Mordgrund wäre (entweder wird er entlassen und findet mit seinem Background ohne weiteres eine andere gute Stelle, oder er bricht die Beziehung mit Beth ab und dann war er wirklich ein falscher Freund), ist das offensichtlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Beth war offensichtlich das ganze Leben unter den Fittichen ihres Bruders und ihrer Mutter, die ihr keine Luft zum Atmen lassen.

Von daher empfinde ich leichte Sympathie für die Mörderin, zumindest die erste Hälfte des Films. Danach wandelt sich ihre Persönlichkeit so stark, ich vermute Überkompensation, dass sie arrogant und unsympathisch wird. Ihre Qualifikation, eine so große Firma zu leiten, mag ich nicht zu beurteilen, aber die gezeigten Szenen sehen nicht danach aus.

Wie auch immer, der Mord war gut ausgedacht (auch wenn mich viele Stunden Law & Order zur Annahme verleiten, dass das eigentlich nicht komplett straffrei ausgehen dürfte), aber alles geht furchtbar schief. Beth Chadwick wird zur Improvisation gezwungen und dann taucht auch noch ein Zeuge auf, der ihr am Ende zum Verhängnis wird. Ihre Panik wird vom Regisseur mit dieser "Traumsequenz" gut rübergebracht, hat mir gefallen.

Columbo ist in guter Form, folgt seinem Bauchgefühl und findet einige gute Indizien. Wenn mich eines stört, dann dass er viele der Untersuchungen sowohl die Unterhaltung mit dem Freund schon vor der Vorverhandlung hätte führen können. Die Interaktionen mit der Mörderin haben mir gefallen, da sie offensichtlich nicht damit umgehen kann, weil sie sich nach der Vorverhandlung bereits in Sicherheit gefühlt hat. Sehr schön, wie sich zwanghaft versucht, gegenüber Columbo die starke Frau zu spielen, aber - kaum aus der Tür - vor Wut die Glühbirne zerschmettert.

Die Auflösung ist gut, wenn auch nicht sonderlich überraschend. Die Scharade am Schluss war unnötig, aber man darf Columbo auch mal eine Genugtuung gönnen. Der Fall ist zwar nicht wasserdicht, aber ein guter Staatsanwalt sollte eine Verurteilung schaffen. Ich habe grundsätzliche Probleme mit Zeugenaussagen habe (wenn man weiß, wie das menschliche Gedächtnis funktioniert, dann weiß man wie wenig die wert sind), aber wir als Zuschauer wissen ja, dass der Freund richtig liegt und daher kann ich das ignorieren.

Alles in allem eine durchschnittliche Folge, die nichts herausragend, aber auch nichts schlecht macht. Gutes Fernsehen, ich habe mich nicht gelangweilt, 3/5 Punkte.
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon Columbologe » Mo, 14.01.2019 17:51


@Patrick_B Bryce Chadwick heißt das Arsch, nicht Peter Hamilton. :wink:

"Dann taucht auch noch ein Zeuge auf, der ihr am Ende zum Verhängnis wird."
Ich frage mich, ob Beth sich nicht selbst zum Verhängnis wurde. Hätte sie sich nicht so sehr gewandelt, hätte Peter womöglich zu ihr gehalten und beide hätten ihre Liebe leben können.

Das Vorbildliche an diesem atmosphärischen Oldie: Nahezu nichts, was Columbo herausfindet, blieb dem Zuschauer vorenthalten. Wer den Ermittlungsverlauf und das Ende also nicht vorhersehen kann, muss sich später über sich selbst ärgern: "Wieso bin ich darauf nicht von alleine gekommen?"

Der Originaltitel "Lady in Waiting" ist wieder herrlich doppeldeutig: Zunächst wartet Beth geduldig auf ihren Bruder, um ihn zu ermorden. Später blüht das Mauerblümchen zur stattlichen Dame auf, die lange auf diese ersehnte Transformation warten musste.
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon Patrick_B » Mo, 14.01.2019 21:55


Upps. Ich bin echt schlecht mit Namen und muss mir die immer aus den Zusammenfassungen rauskopieren, da hab ich wohl schön danebengegriffen :D
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon Ulf » So, 19.05.2019 09:40


Patrick_B hat geschrieben:... den Freund seiner Tochter mit Kündigung zu drohen weil ihm seine Nase nicht passt, ist unterste Schublade.


Das ist der Bruder, nicht der Vater, der Täterin. :wink: (In der deutschen Synchro)
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon smeagol » Mi, 30.09.2020 14:36


Mit dieser Folge werde ich nicht wirklich glücklich obwohl sie durchaus ein paar gute Elemente hat.
Offenbar wurde hier im Forum ja schon so einiges gesagt. Zu den positiven Elementen ist sicher die Umsetzung mit der verinnerlichten Tat als Vorstellung und der darauf folgenden realen Abwicklung zu erwähnen. Hier wird der Zuschauer bewusst in die Situation geführt und sieht, dass da was ziemlich schief geht. Dies ist vor Allem so toll, weil es homogen wirkt. Man merkt die anfängliche Überzeugung aber auch Ängstlichkeit der Täterin. Man erkennt, dass plötzlich alles heikel geworden ist und vor Allem in kürzester Zeit entschieden und gemacht werden muss. Genial ist da der Einbau der fast nicht aufhörenden Alarmanlage, die nicht etwa dezent eingearbeitet ist sondern in voller Lautstärke dröhnt. Weniger motivieren mich die psychedelischen Video und Musik in dieser Phase. Das dürfte doch sogar für die 70er Jahre etwas dick aufgetragen gewesen sein :-) .

Columbos Arbeit ist durchaus gut. Er findet die verschiedenen Unstimmigkeiten, und vor Allem sind das Sachen, die tatsächlich schlüssig sind und nicht einfach hereinkonstruiert. Exemplarisch die Zeitung, welche da liegt (ja, die Zeiten wo es Abendausgaben gab..) und es keine Erklärung gibt, woher die kommen soll.

Ok, der Columbo ist da am Ermitteln und plötzlich kommt dieses Gerichtsurteil mit dem Freispruch der Täterin. Was nur ist da, wem auch immer, in den Sinn gekommen, das so zu machen?? Irgendwie hat man das Gefühl, mit den psychedelischen Elementen und dieser Story, dass da tatsächlich was eingeworfen wurde.. Eine Gerichtsverhandlung wird immer nach den Ermittlungen stattfinden, bei einem Tötungsdelikt wird das Monate dauern. Auch in den USA. Und wenn die Verhandlung ist, dann wird nicht mehr ermittelt, auch der Columbo nicht. Dieser grobe Schnitzer ist leider nicht zu akzeptieren und macht einiges kaputt, kommt die Täterin doch so in eine viel zu grosse Machtrolle.

Apropos Machtrolle, die scheint der Täterin ja sehr zu gefallen. Schon kurz nach der Tat macht sie nur noch, was ihr passt und nimmt auf niemanden Rücksicht. Im Normalfall würde ich ja sagen: selbst wenn die Tat so aufgeht wie geplant, ist es da nicht schlimm, mit dieser scheinbaren Last zu leben? Die Frau zu sein, die ihren eigenen Bruder in versehen Umgebracht hat. Ich glaube schon. Ihr macht es hier aber überhaupt nichts aus die Leute zu brüskieren. Und offenbar hat sie das schon länger geplant, denn das wird aufgezeigt mit dem schon länger bestellten Sportwagen. Nein, wir haben hier nicht ein verschüpftes Mauerblümchen sondern ein veritabler hinterlistiger Drachen, der sprichwörtlich über Leichen geht. Das stösst mich auch ziemlich ab.

Wenn wir zum Guten zurückkommen: Die Auflösung Columbos ist doch echt gut gelungen. Erstens mal hätte man dies als Zuschauer tatsächlich merken und selbst drauf kommen können, dass da ihre Aussage eben nicht aufgeht. Und zweitens dürfte es damit für die Täterin tatsächlich schwierig werden, da noch raus zu kommen, denn ihre Aussage passt nun gar nicht mehr zum tatsächlichen Ablauf. Warum Columbo dafür die Tat nochmals selbst nachspielt und sich damit gar in Lebensgefahr begibt, ist mir schleierhaft, da dies ja wirklich nicht nötig ist. Weiter gefallen hat mir der dezent aber sehr fein eingesetzte Humor. Etwa, wenn Columbo die Koffer schleppt und vom Taxifahrer als "sind ein Mann von Welt" betitelt wird. Oder Columbo seine Zigarre im Schönheitssalon abgeben muss und die Dame kaum weiss, wie sie dieses Ding nun halten soll. Oder dort Columbo von einer anderen Dame regelrecht mit Haarspray besprüht wird, dass dieser sich nicht weiter nähert..
Schauspielerisch sei vielleicht noch Leslie Nielson hervorgehoben, der der Figur Hamilton einen sehr edlen (wenn auch etwas gar überkorrekten) Charakter gibt.

Irgendwie motiviert mich diese Folge wenig, sie wirkt auf mich destruktiv. Und wegen der Geschichte mit der eingebauten Gerichtsverhandlung komme ich nicht über ein passabel. Es ist einfach keine Wohlfühlfolge noch eine, die einem packt. Zwei Punkte also.
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Re: Bewertet: "Schritte aus dem Schatten"

Beitragvon Andreas » Sa, 19.03.2022 21:15


smeagol hat geschrieben:Ok, der Columbo ist da am Ermitteln und plötzlich kommt dieses Gerichtsurteil mit dem Freispruch der Täterin. Was nur ist da, wem auch immer, in den Sinn gekommen, das so zu machen?? Irgendwie hat man das Gefühl, mit den psychedelischen Elementen und dieser Story, dass da tatsächlich was eingeworfen wurde.. Eine Gerichtsverhandlung wird immer nach den Ermittlungen stattfinden, bei einem Tötungsdelikt wird das Monate dauern. Auch in den USA. Und wenn die Verhandlung ist, dann wird nicht mehr ermittelt, auch der Columbo nicht. Dieser grobe Schnitzer ist leider nicht zu akzeptieren und macht einiges kaputt, kommt die Täterin doch so in eine viel zu grosse Machtrolle.

Irgendwie motiviert mich diese Folge wenig, sie wirkt auf mich destruktiv. Und wegen der Geschichte mit der eingebauten Gerichtsverhandlung komme ich nicht über ein passabel. Es ist einfach keine Wohlfühlfolge noch eine, die einem packt. Zwei Punkte also.


Ich habe das schon mal erwähnt, und da ich diese Folge gerade wieder sehe, muss ich es noch mal sagen:


Das, was wir in dieser Folge zu sehen kriegen, war garantiert KEINE Gerichtsverhandlung.
Es handelt sich um den Abschluss der Untersuchung, bei der gelegentlich auch Geschworene zum Einsatz kommen. Das ist die sogenannte Coroner's Jury (im Gegensatz zur Grand Jury). Hier wird lediglich über die Todesursache oder Todesumstände enschieden.
In dieser Verhandlung wird noch niemand angeklagt.

Das sieht man auch gut in dieser Folge: Die Jury stellt lediglich fest, dass der Bruder bei einem Unfall ums leben gekommen ist. Eine Grand Jury hingegen hätte über schuldig oder unschuldig entschieden.
Beth war hier noch nicht angeklagt und es ist auch weder von schuldig noch unschuldig die Rede.

Mit dieser Verhandlung wurde - wie gesagt - nur die Untersuchung abgeschlossen. Und natürlich darf Beth noch angeklagt werden - aber nur, wenn neue Indizien oder Beweise vorliegen. Und hätte die Jury gesagt, dass es kein Unfall war, dann hätte gegen Beth Anklage erhoben werden dürfen - in einer richtigen Gerichtsverhandlung.

Ich kann mich also nur noch wiederholen:
Es handelt sich hier NICHT um eine Gerichtsverhandlung und Beth wurde in der Folge auch noch nicht angeklagt. Es läuft hier alles mit rechten Dingen ab. Kein Schnitzer!

Ich habe schon mal gesagt: Bei Quincy kamen solche Verhandlungen öfter vor. Und der Vorsitzende war auch kein Richter, sondern der Leiter der Untersuchungen. Deshalb trägt dieser auch in dieser Folge hier keine Robe. Und Geschworene kommen auch hier deshalb zum Einsatz, weil dies dem amerikanischen Rechtsempfinden entspricht, dass man quasi dem Bürger von der Straße in möglichst vielen Abschnitten und Bereichen der Justiz die Entscheidungsgewalt überträgt.
Andreas
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