Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Hier könnt ihr die einzelnen Folgen bewerten bzw. die Meinung der anderen Mitglieder lesen.

Wie bewertet ihr "Niemand stirbt zweimal"?

1/5 schlecht
10
26%
2/5 passabel / "na ja"
11
29%
3/5 gut
11
29%
4/5 sehr gut
4
11%
5/5 überragend
2
5%
 
Abstimmungen insgesamt : 38

Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon MrGrady » So, 06.01.2013 13:54


Bei dieser Folge muss ich nicht lange überlegen, welche Note ich gebe. Ich finde sie einfach in allen Belangen schlecht. Das fängt schon mit dem Mordmotiv an: Ein vermeintlicher Streit mit dem Opfer am Telefon und eine Versicherungspolice. Dafür tötet Jennings eine Frau, die er wegen ihres Geldes noch kurz zuvor heiraten wollte? Die Sache mit dem gefakten Anruf hätte jeder halbwegs normale Mensch mit seiner Geliebten besprochen, bevor er sie einfach über den Haufen schießt. Das hat für mich schon psychopathische Züge, was aber nicht zur Rolle passt - wir sind hier ja nicht bei "Ruhe sanft, Mrs. Columbo".

Als nächstes wird dem Zuschauer der exakte Mordablauf vorenthalten, weil das Drehbuch nach 45 Minuten eine dramaturgische Wende nehmen soll (um letztlich doch wieder beim bereits bekannten Mörder anzukommen). Wie schon mehrere Vorredner geschrieben haben, sind sowohl die verstellte Stimme der Schwester am Telefon als auch das straffreie Erschießen einer Toten jedoch ziemlich unglaubwürdig.

Ich hatte nach all diesen Schwächen wenigstens auf eine gute Auflösung gehofft, aber auch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Das Unterhöschen beweist doch letztlich nur, dass irgendjemand die Leiche schlampig angezogen hat. Das kann jeder x-Beliebige gewesen sein. Die Krähen sind ebenfalls lediglich ein (eher schwaches) Indiz.

Aufgrund des miesen Plots sind offenbar auch die Namensgeber in einen Streik getreten und haben die Folge einfach "Murder in Malibu" genannt. Wahrscheinlich hatten sie die Episode nach 15 Minuten abgeschaltet, was ich ihnen nicht verdenken könnte. Die deutschen Texter haben immerhin bis zur Mitte des Films geguckt, um dem Zuschauer mal wieder den Überraschungsmoment der Folge zu verraten (okay, nicht ganz so offensichtlich wie bei "Mord mit der linken Hand").

Meine Wertung: 1 Punkt. Ich kann mich an nichts Positives erinnern.
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Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon Oceanic » Sa, 12.01.2013 20:11


Super Kritik dem kann ich nur anschließen wie immer von Dir auch sehr schön geschrieben
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Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon Tommy Brown » Mo, 06.05.2013 11:45


1/5 = schlecht.

Gesichtet gestern Abend auf SuperRTL.

Zum ersten Mal, dass ich so negativ werte. Hier geht es leider nicht anders.

Die Darsteller sind allesamt eher schwach, zudem teils sehr nervig. Da hatte Columbo schon ganz andere Kaliber als Gegenspieler! Selbst Falk wirkt in der Folge weniger motiviert als sonst. Der Plot will überraschend sein, ist es aber nicht. Alles vorhersehbar:

Spoiler:
Dass in Wahrheit die Schwester des Opfers den nächtlichen Telefonanruf beim Mörder machte, dass derselbe Täter, der 30 Minuten später die zweiten Schüsse auf das bereits tote Opfer abfeuerte auch für die ersten Schüsse verantwortlich zeichnet etc.

Das alles war mir schnell klar, lange bevor es in der Folge aufgelöst wird.

Der ganze Plot erinnert stark an Derrick: Columbo arbeitet relativ intensiv mit Kollegen zusammen, ist auch in seinem Büro zu sehen, bringt diverse Familienmitglieder des Mordopfers zusammen um aus deren Reaktionen untereinander etwas herauszulesen (ein klassisches Derrick-Element) usw. Richtiges Columbo-Feeling kommt gar nicht auf. Der Mörder ist in dieser Episode ja auch nicht wirklich von Beginn an bekannt, Columbo fesselt aber nur dann richtig, wenn eben der Täter bekannt ist und das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Falk und dem Mörder im Mittelpunkt stehen. Zu raten wer es war, das kennt man aus genug anderen Krimis und ist in dieser Columbofolge außerdem schwach realisiert.

Spoiler:
Es wird zwar versucht, den Verdacht für den Zuschauer auf die Schwester zu lenken, also eine falsche Fährte zu legen, was aber nicht gelingt - zumindest bei mir ist es nicht gelungen.

Diese Episode wirkt beinahe wie ein x-beliebiger, billiger US TV-Krimi. Ich vermisse hier die Genialität und das besondere Columbo-Flair der Episoden aus den Siebzigern. Hinzu kommt eine schlechte, dt. Synchro. Wären alle Folgen so gewöhnlich, wäre die Reihe bestimmt niemals so ein großer Erfolg geworden...
Zuletzt geändert von Tommy Brown am Mo, 06.05.2013 12:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon Tommy Brown » Mo, 06.05.2013 12:10


zimtspinne hat geschrieben:
sunbeam hat geschrieben:
Völlig absurd finde ich es, dass Teresas Schwester sich aus heiterem Himmel in den Mörder verliebt.

Das hatte in der Tat beinahe soap-flair.

Ja, das war an Lächerlichkeit bzw. Unglaubwürdigkeit nicht mehr zu übertreffen. Aber das mit dem Soap-Flair trifft es dafür ganz gut. Die ganze Folge wirkt ja beinahe so, als sei sie dem Denver-Clan oder ähnlichem entsprungen. Gerade auch wegen der soap-mäßigen Darsteller.

MrGrady hat geschrieben:Bei dieser Folge muss ich nicht lange überlegen, welche Note ich gebe. Ich finde sie einfach in allen Belangen schlecht. Das fängt schon mit dem Mordmotiv an: Ein vermeintlicher Streit mit dem Opfer am Telefon und eine Versicherungspolice. Dafür tötet Jennings eine Frau, die er wegen ihres Geldes noch kurz zuvor heiraten wollte?

Diese Liebe war ja von ihm nur komplett vorgetäuscht und eiskalt berechnet, wegen ihres Geldes. Er bringt sie dann um, weil sie ihn plötzlich nicht mehr heiraten will. Er glaubt, aufgrund "ihres" nächtlichen Anrufes (seine aktuelle Bettgenossin liegt grad neben ihm), sie sei ihm hinter seine zahlreichen Affären gekommen. Also tötet er sie, um wenigstens an die eine Mio USD aus der LV zu kommen. Soweit ist das für mich schon nachvollziehbar.

MrGrady hat geschrieben:Die Sache mit dem gefakten Anruf hätte jeder halbwegs normale Mensch mit seiner Geliebten besprochen, bevor er sie einfach über den Haufen schießt.

Das ist mir noch gar nicht aufgefallen, aber stimmt!

MrGrady hat geschrieben:Wie schon mehrere Vorredner geschrieben haben, sind sowohl die verstellte Stimme der Schwester am Telefon als auch das straffreie Erschießen einer Toten jedoch ziemlich unglaubwürdig.

Das mit der Stimme ist für mich v. a. ein Problem der deutschen Synchro, weil sich hier die Stimme der Schwester sehr deutlich von der des Opfers unterscheidet, beim Telefonat aber plötzlich absolut identisch klingt. Hier hätte man ähnliche Stimmen nutzen sollen, am besten von derselben Synchronsprecherin, nur mit unterschiedlicher Klangfärbung. Die meisten Synchronsprecher haben das drauf.

Schwestern können durchaus ähnlich klingen, da seh ich jetzt nicht so das große Logikproblem. Grad am Telefon und in Rage und wenn der Angerufene aus dem Tiefschlaf gerissen wird, da ist es für mich nicht unmöglich, dass der Angerufene es nicht merkt, dass die falsche Person am Apparat ist.

Das mit dem straffreien "Erschießen einer Toten" sehe ich auch kritisch. Dass das straffrei sein soll, ist lachhaft. Da gab's auch mal einen anderen Krimi, wo's um genau so etwas ging. Oder war's sogar eine Gerichtsdoku zu einem Realfall? Weiß grad nicht mehr genau. Jedenfalls waren da Schüsse auf eine bereits tödlich getroffene Person ein ernstes, rechtliches Problem. Denn es lag ja eine Tötungsabsicht vor und deshalb kam's auch zur Verurteilung. Außerdem ist es nahezu unmöglich, gerichtsmedizinisch festzustellen, in welcher Reihenfolge mehrere Einschüsse erfolgten. Bei 30 Minuten Abstand mag das evtl. noch irgendwie möglich sein, ich halte es aber auch dann noch für unwahrscheinlich.

MrGrady hat geschrieben:Ich hatte nach all diesen Schwächen wenigstens auf eine gute Auflösung gehofft, aber auch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Das Unterhöschen beweist doch letztlich nur, dass irgendjemand die Leiche schlampig angezogen hat. Das kann jeder x-Beliebige gewesen sein. Die Krähen sind ebenfalls lediglich ein (eher schwaches) Indiz.

+1

MrGrady hat geschrieben:Die deutschen Texter haben immerhin bis zur Mitte des Films geguckt, um dem Zuschauer mal wieder den Überraschungsmoment der Folge zu verraten.

Ja, das ist wirklich völlig unverständlich! Was soll so was denn bitte? :(
LG, Tommy
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Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon MrGrady » Mo, 06.05.2013 14:56


Tommy Brown hat geschrieben:Das mit dem straffreien "Erschießen einer Toten" sehe ich auch kritisch. Dass das straffrei sein soll, ist lachhaft. Da gab's auch mal einen anderen Krimi, wo's um genau so etwas ging. Oder war's sogar eine Gerichtsdoku zu einem Realfall? Weiß grad nicht mehr genau. Jedenfalls waren da Schüsse auf eine bereits tödlich getroffene Person ein ernstes, rechtliches Problem. Denn es lag ja eine Tötungsabsicht vor und deshalb kam's auch zur Verurteilung.


In Deutschland ist das definitiv so. Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass man bei den Amis straffrei auf Leichen schießen darf. Die haben zum Herumballern zwar insgesamt eine laschere Einstellung als wir, aber das geht dann doch zu weit.
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Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon Devlin » So, 29.12.2013 15:51


"Niemand stirbt zweimal" ist eine Episode der 2 Ära, die ich mir in den 90 er Jahren recht oft angesehen habe. Gestern habe ich sie mir wieder mal angeschaut.

Die Atomsphäre gefällt mir, die vielen schönen Aussenaufnahmen sprechen für die Episode!
Anfangs ist auch das kriminalistische Interessant, es könnte ein echt guter Krimi werden.
Das Motiv ist nicht sehr ausgeprägt, eine Kurzschlusshandlung wie es scheint, und dann doch so gut durchgeplant von Jennings ?-/
Wenn ich mich nicht getäuscht habe, ist deutlich sichtbar, dass das tote Opfer vor dem Tresor liegend noch atmet. Aber das wäre dann wohl eher was für die Filmfehler.
Der Mörder muss also improvisieren und seinen Plan ändern. Anfangs interessanter Formelwechsel, die Frage steht im Raum, wenn Jennings auf die Tote geschossen hat, wer gab dann die tödlichen Schüsse ab?

Die weiteren Ermittlungen und den Mittelteil fand ich dann doch sehr langatmig, Jennings der mit jeder Frau was hat völlig übertrieben. Ein gutes CMS kam in meinen Augen nie zustande, was zum einen Teil an Jennings liegt und zum anderen an der Verworrenheit der Story.

Jennings als Mörder kann ich nichts abgewinnen, für mich kein ebenbürdiger Gegner für Columbo, wirkt sehr fade und ohne Charisma. Dann eher noch die Schwester von Goren.
Allgemein aber finde ich die Darsteller nur knapp durchschnittlich. Ausser die Steuerberaterin von Jennings vielleicht, die authentisch und keck wirkt "ich wette mit niemandem der mir Geld schuldet".
Aber vorallem Schulz finde ich noch gut, erfrischend und abwechslungsreich wie er mit Columbo zusammen ermittelt.

Das Finale dann schon typisch Columbo und nicht schlecht, wenn auch nicht wirklich stichhaltig.
Der Humor ist auch noch ein Plus der Episode. Columbo am Frühstück während der Fahrt zum Tatort, als er beinahe mit seiner Karre abgeschossen wurde. Es tauchen auch wieder mal die Eier auf, und das Problem mit den Eierschalen. Zwischen Schulz und Columbo einige spassige Einlagen. Und der Arzt im Krankenhaus, der eher aussieht wie ein Schlachter :)
Alles in Allem reicht das aber nicht für eine wirklich gute Bewertung, auch wenn ich die Episode nicht total schlecht finde.
2 Punkte
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Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon Knatterton » Mi, 11.02.2015 20:51


Tja so richtig war ich heute nicht bei der Sache. Ich war als Assistent wohl keine große Hilfe für COLUMBO. :(
Lag vielleicht auch an dieser Folge! Raucht der Inspektor jetzt nur noch E-Zigarren? :smoke:
Es dampft gar nicht mehr so übertrieben. :*-(
"Sämtliche Fragen die ich eben noch hatte, sind mir vor Freude glatt entfallen."
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Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon Trenchcoat » Mi, 11.02.2015 21:38


Von mir bekommt die Folge eine 2. Ganz so schlecht wie Bluthochzeit ist sie nun auch wieder nicht.
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Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon Topi » Do, 12.02.2015 14:50


Ich kämpfe zur Zeit mit meiner Internetverbindung, die ständig abbricht.
Gestern hab ich einen kurzen Post zu "Niemand stirbt zweimal" geschrieben.
Ich finde ihn heute nicht mehr. Falls ich mich vertan hab und der Beitrag anderswo abgespeichert worden ist, sorry.

Als ich diese Folge vor Jahren gesehen habe, erschien mir auch vollkommen absurd, dass sich die Schwester des Opfers plötzlich auf den zuvor verachteten Liebhaber ihrer Schwester einlässt.
Ich sehe das jetzt etwas anders.
Die Schwester passt nicht in sein Beuteschema. Sie ist zu korpulent und auch mindestens zehn Jahre zu alt, um dem Kerl zu gefallen. Das ist es, was beim Zusehen stört, nicht, dass sie mit dem nun doch eine Affaire beginnt.
Wenn sie jung und knusprig wäre, würde man einfach denken: "Schau an. Alles nur Theater, aus Eifersucht. Sie hatte schon immer ein Auge auf ihn geworfen."

Grüße
Topi

Ach so, die Punkte. Ich habe 2 gegeben, weil das Columbofeeling da war.
Die Geschichte leider nicht gut. Hier wurde schon alles dazu gesagt.
Legen Sie Ihren italienischen Namen ab und beißen Sie erstmal auf nichts Hartes.
Topi
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Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon smeagol » Di, 16.10.2018 14:11


Das ist eine Folge, welcher an sich einige gute Sachen angedacht hat, die leider weniger oder gar nicht so toll umgesetzt worden sind.
Wenn ich auf die guten Ideen schaue:
Der Mord wird mit einem zu späterem Zeitpunkt ausgeführten zweiten Schuss aus einer anderen Waffe kaschiert. Das ist wirklich eine geniale Idee, wenn man dazu noch eine passende Story erdenken würde. Gäbe es einen Grund, warum Wayne Jennings auf seine tote Geliebte schiesst, so könnte man tatsächlich von einem Befreiungsschlag erster Güte sprechen. Insbesondere Jennings ausgesprochen geschickt auf die ungeplante Störung durch die Kabelleute reagiert hat. Das Verzweiflungsthema will hier aber nicht so richtig aufgehen.
Wir sehen den Mord nicht tatsächlich, was bei Columbo immer heisst, dass da irgendwas unvorhergesehenes passieren wird. Auch die Idee gefällt mir hier gut, dass der Täter bis zur Hälfte anhand dem zweiten Schuss gejagt wird, dieser sich danach "befreien" kann und auch das Gefühl hat, dass er nun aus dem Schneider sei.
Die Schwester des Opfers, die ist nun wirklich so was von zerfressen von Neid und Eifersucht. Ihr Beschützergetue nehme ich ihr von Anfang an nicht ab. Als fleissiges Mauerblümchen im Schatten der schönen, durch schreiben erfolgreichen Schwester, ist sie nahezu am explodieren. Dass sie Jennings mit dem gefakten Telefonanruf aktiviert, ist nicht als Schutz für die Schwester gemeint, sondern das Vermiesen deren Lebensstil und Freude. Auch wenn Jennings ein Frauenheld und Aufreisser erster Güte mit Affären ist, hat das ja schlussendlich nicht zu bedeuten, dass er und Theresa nicht eine glückliche Ehe führen könnten. Diese Figur ist zwar fast eine Zumutung zum Schauen, andererseits aber eine richtig gute Umsetzung. Dass der Jennings sie am Schluss rumkriegt, ist eine logische Schlussfolge.. sie beerbt ihre Schwester mit dem, was sie so voll Neid gebracht hat und findet daran eine Genugtuung. Diese Wandlung von Hass, Eifersucht, Ablehnen und trotzdem vor allem Haben wollen finde ich sehr gut umgesetzt.

Dann kommen aber die Punkte, die nicht gefallen. Was ist denn nun das Motiv des Mörders? Dreht er durch, weil Theresa ihn (gefälscht) nicht heiraten möchte? Will er einfach an die Versicherungssumme ran? Schade, da habe ich auf eine Antwort gewartet, insbesondere es einem die ganze Folge durch einfach nicht klar wird, was nun Motiv ist. Wenn ich da eine Einschätzung geben sollte, dann eine Kombination von beidem. Jennings wollte durch die Heirat ein unbekümmertes, arbeitsfreies Leben führen. Als das scheinbar nicht aufgehen will, beschliesst er halt, an die Versicherungssumme zu kommen. Allerdings muss man ihm schon auch attestieren, dass da einiges an Verzweiflung zu spüren ist bezüglich der angeblich zerbrochenen Hochzeit.
Irgendwann kommt heraus, dass es einen früheren Schuss gab, der für den Tod verantwortlich ist. Das ist für die Story so natürlich notwendig, trotzdem muss man sich fragen, warum dies die Gerichtsmedizin nicht von Anfang an erkennt, dass da zwei verschiedene Treffer im Opfer sind..
Dass der Täter auf das tote Opfer geschossen hat, dürfte ihn, wie hier auch schon erwähnt, nicht gänzlich von einer Schuld freisprechen. Das heisst auch, dass er natürlich für den Mordfall weiter ein klarer Tatverdächtige wäre.
Die Auflösung kommt mir wieder mal etwas aus dem Himmel heraus. Schön wäre gewesen, wenn man als Zuschauer das Schild des Höschens mal vor der Auflösung gesehen hätte. Man hätte da zumindest das Gefühl, dass man hätte drauf kommen könnte. So ist es halt einfach wieder mal hinkonstruiert, schade. Zumal so ein Schild nun wirklich nicht so klein ist, dass es nicht auffällt, wenn es vorschaut.
Den Höschen Beweis finde ich eh komisch. Erstens kann ein Höschen auf zwei Arten falsch angezogen werden: entweder ist die Innenseite des Höschens nach aussen gedreht oder das Höschen wird, was vorne und hinten angeht, falsch angezogen. Bei beiden Varianten ist das Schild dann auf der falschen Seite. Zweite Variante sollte an sich auffallen, da Damenhöschen nur dann sinnvoll abdecken, wenn sie in der Beziehung her richtig rum angezogen sind :) . Ersteres könnte natürlich zutreffen, würde aber bedeuten, dass das Schild aussen vorstehen sollte. Wie auch immer ist so ein verkehrt angezogenes Höschen nur ein Indiz, dass das Opfer nach dem Mord noch eingekleidet wurde. In der Hektik könnten wohl alle, gleich ob nun Mann oder Frau, das Höschen falsch rum anbringen.
Zum Wayne Jennings: Bitte, liebe Frauen, sagt mir, dass dies nicht der Typ Sunnyboy und Frauenheld schlechthin ist.. dann ist meine Männerwelt wieder in Ordnung. :) Ausser einem gewinnbringenden Lächeln finde ich an dem nun wirklich herzlich wenig anziehend..
Zur Wertung: Für mich etwas zwischen 2 und 3 Punkten. Da ich keine halben Punkte vergeben kann werte ich hier auf zwei runter, was für mich stimmiger ist. Also ein gutes Passabel.
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Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon Columbologe » Mi, 24.10.2018 09:01


Wieso zeigt diese Folge in keiner Szene das berufliche Umfeld ihres Protagonisten (Tennis)? Warum erkennt Wayne nicht, dass die Stimme am Telefon gar nicht seiner Verlobten gehört? Wenn er während dieses Anrufs sowieso eine andere Frau neben sich im Bett liegen hat, wieso würde es ihm etwas ausmachen, von Theresa verlassen zu werden? Wieso führt er kein klärendes Gespräch mit ihr über den plötzlichen Sinneswandel? Wieso gleich Bang Bang? Wieso wird Wayne nach dem versuchten Mord wie ein bemitleidenswertes Unschuldslamm behandelt? Ist versuchter Mord ein Kavaliersdelikt in Los Angeles? Wie lässt sich beweisen, dass Theresa gewusst hat, wie rum man das Unterhöschen anziehen soll und hätte sie es theoretisch im verschlafenen Zustand nicht selber falsch anziehen können? Eine besonders kluge Mörderin hätte das sogar absichtlich machen können, um den Verdacht auf einen Mann zu lenken.
Diese lahme und unausgegorene Krimi-Seifenoper markiert den Tiefpunkt der ansonsten so reich mit Juwelen bestückten Kultserie.
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Re: Bewertet: "Niemand stirbt zweimal"

Beitragvon ChryZ » Sa, 29.08.2020 23:00


Ich habe bei der Bewertung etwas mit mir ringen müssen, ob nun 2 oder 3 Punkte. Aber "gut" wäre hier wohl tatsächlich etwas zu viel gewesen, daher "passabel".

Per se finde ich Abweichungen vom üblichen Muster nicht verwerflich (siehe auch "Der alte Mann und der Tod"), aber hier ist die - an sich gute - Grundidee mit den 2 Morden nicht aufgegangen. Denn dass der zunächst mehr oder weniger klare Mörder erst fallen gelassen wird, um ihm dann später doch noch zu überführen, ist zumindest mal einmalig.

Allerdings schaffen es die Darsteller, Jennings und die Schwester, nicht, diese Idee gut zu transportieren. Mord aus Affekt ist jetzt auch nicht Columbo-untypisch, aber zumindest im späteren Verlauf hätte man Jennings Motive besser ausspielen bzw. erklären müssen. Auch dass er wegen des Schießens auf die Leiche straffrei davon kommt, wirkt unplausibel (hier hätte man bspw. ein Strafmaß aussprechen müssen, welches bei Mithilfe zur Auflösung des eigentlichen Mordes reduziert werden könnte o.Ä.). Als sich die beiden gegen Ende auch noch wild-knutschend um den Hals fallen, dachte ich: Die haben gemeinsame Sache gemacht! Auch wenn es letztendlich nicht so war, wurde die Spannung dann doch relativ lange hochgehalten. 1-2 potenzielle Mörder hätten der Folge aber noch gut getan. Wenn man schon den eigentlichen Mörder nicht kennt (bzw. den wirklichen Mord nicht sieht), braucht man m.M.n. mehr Personen.

Was mich aber am meisten stört, ist die Beweislage. Weder der vermeintliche Einbruch kann wirklich verworfen werden, noch ist das Label im Höschen ein stichhaltiger Beweis für den eigentlichen Mord. Auch bei anderen Folgen gibt es eher "dünne" Auflösungen, aber bei diesen emotionalen Charakteren wäre es eigentlich ein Leichtes gewesen, eine Falle für ein Geständnis zu legen.

Fazit: Da hätte man mehr draus machen können, schade.
ChryZ
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