So, gestern nacht hab ich die Folge aufgefrischt und möchte auch meine Bewertung kurz auffrischen.
Als erstes mal ein Kompliment an die Hauptdarstellerin - in ihrem feuerroten Mörderkleid sieht sie umwerfend wie keine andere in der ganzen Columboreihe aus. Sie trägt das Kleid, wie frau solch ein Kleid tragen muss: stolz, mit Körperspannung und weiblicher Anmut. Sie hat natürlich auch die absolut perfekte Figur dafür.
Was für ein Jammer, dass in so einem makellosen Körper so ein kranker Geist wohnt
Da bin ich auch gleich bei meinem ersten Kritikpunkt.
Als treuer Columboanhänger bin ich natürlich vertraut mit den Eigensinnigkeiten dieser Serie.
Ich bin aber inzwischen auch treuer Anhänger vieler anderer Krimiformate und dadurch fällt es mir auch mehr als früher auf, wie Columbo doch in seiner eigenen Verbrecherwelt lebt, in der die üblichen Gesetzmäßigkeiten komplett außer Kraft gesetzt sind.
Ja, hin und wieder stört mich das.
Dies ist so eine Folge.
Dimitri ist eine tickende Zeitbombe, komplett unberechenbar und dazu noch psychotisch. Sie ist sogar deshalb in Dauerbehandlung, was dem Inspektor auch bekannt wird. Er hält Rücksprache mit ihrem Psychiater (er verschreibt ja auch Medis, also ist es nicht nur ein Gesprächstherapeut), der ihn ausdrücklich und eindrücklich vor dieser Person warnt. Nicht nur in Hinblick auf sich selbst (also Columbo), sondern auf Dritte und eigentlich auf die gesamte Menschheit bezogen.
Dennoch lässt Columbo die Dame weiterhin völlig unbehelligt herumlaufen und vergiftete Marmelade verteilen. Weiß er, ob sie die Gläser nicht auch parallel noch an andere verteilt, die an dem Verrat an ihrem Ex beteiligt waren oder die sie sich einfach als Beteiligte einbildet?
Hier überschätzt sich Columbo einfach für meinen Geschmack ein wenig zu sehr. Auch als er zu seinem Sergeanten meint auf dessen Fragen, ob er nie an eine Ermittlung in Richtung Falcon Rich dachte, vollkommen von sich eingenommen antwortet: "nie!".
Solche Anflüge von Größenwahnsinn mag ich nicht sonderlich, weil das komplett mit dem Beruf des Ermittlers in einem Verbrechen kollidiert. Der kann doch nicht einfach in Selbstherrlichkeit verdächtigen, wer ihm persönlich am verdächtigsten erscheint; er muss in alle Richtungen ermitteln, auch wenn sich ein Täter bereits sehr verdächtig verhält.
Das tut Columbo zwar immer recht gerne, aber hier hat mich einfach diese völlig unkritische Selbstüberschätzung mit dem "nie" gestört.
Sonst guckt Columbo ja auch schon in andere Richtungen, während oder bis er dann seinen Hauptverdächtigen hat.
Ja, und die tickende Zeitbombe hätte einfach in U-Haft gehört, spätestens, nachdem sie nachweislich vergiftete Marmeladengläser unter der Bevölkerung verteilt.
Ich frage mich auch, wie Columbo das als einfacher Inspektor legitimiert, so einen Aufwand mit gefakten Beerdigungen zu betreiben.
Sonst sind bei seinen "Überführungstricks" mal ein, zwei, drei Leute beteiligt, vielleicht noch ein Auto oder ein Chemiebaukasten, aber hier betreibt er einen unglaublichen Aufwand und lässt dabei eine unberechenbare psychisch kranke Person weiterhin frei herumlaufen. Nur damit sie in *seine* Falle tappt und er nachher als toller Mörderfänger dasteht.
Bei allem Verständnis für die altmodische und sonderkriminologische Ermittlungstätigkeit bei Columbo, das ist immer noch ein Krimiformat und ich finde das alles einfach nur ein bisschen zu haarsträubend und unrealistisch.
Der Sergeant gefällt mir gut; endlich mal einer, der Columbo auch mal hinterfragt und mit ihm auf Augenhöhe diskutiert. Ich finde ihn nicht devot.
Er hätte ruhig noch ein wenig forscher auftreten können, aber so richtig einen ermittlerischen Dialog führt doch in der gesamten Columboreihe keiner mit Columbo. Er soll als Einzelkämpfer gezeigt werden, dem höchstens mal hier und da ein paar Leute zur Hand gehen.
Wenn Columbo mit einem Untergebenen oder auch einem Vorgesetzen über seine Fälle "spricht", dient das immer nur der Unterhaltung und Ausschmückung, denn Columbo hört doch nicht auf das, was andere sagen und spätestens im dritten Satz entkräftet er eh jedes Argument.
Den einzigen, den man sowas wie "Partner" nennen könnte, ist der mexikanische Inspektor, mit dem Columbo tatsächlich mal diskutiert, aber auch dort behält er immer klar und deutlich Oberhand und ich hab nicht das Gefühl, dass er auch nur ein Argument des Gegenübers ernst nimmt. Es dient höchstens als Aufhänger für eine eigene Columbotheorie.
Ich muss schon zugeben, dass ich mit diesem Format nicht mehr so hundertprozentig und kritiklos mitgehen kann, da ich es schade finde, dass Columbo doch recht eindimensional und völlig ohne eigene Entwicklung und Geschichte dargestellt wird.
Da er ein so sympathischer, schrulliger und bescheiden wirkender Inspektor ist, wird seine bisweilen sehr unreflektierte und selbstbeweihräuchernde Ermittlungstätigkeit gut verschleiert.
uiiii.... ich glaube, so hart war ich noch nie mit Columbo