von smeagol » Do, 18.10.2018 13:08
Fielding Chase als Figur mag ich nicht wirklich. Dieser Fiesling, dem jedes Mittel recht ist, um Quote zu machen und Selbstwertgefühl am fliegen zu halten, der ist nun wirklich unsympathisch, was mir leider auch ein klein wenig den Spass an dieser Folge nimmt. Das hat aber natürlich nichts mit der schauspielerischen Leistung zu tun.
Dafür hat es aber sonst wirklich Gutes drin. Nehmen wir den Mord. Also, auf die Idee muss man doch erst mal kommen, oder? Ich war auf jeden Fall ab der Genialität verblüfft. Ein Aufgezeichnetes Telefonat auf dem Anrufbeantworter, wo der Täter das Telefon doch noch abnimmt. Da muss man wirklich seine Fantasie ankurbeln, um darauf zu kommen, dass das Gespräch auch noch von einem Nebentelefon beim Opfer pseudomässig abgenommen wird. Ein sehr gut konstruiertes Alibi. Und selbst falls der Täter vor der Tat erkannt wird oder das Opfer merkt, dass da jemand aus dem Nebenraum redet und dadurch Sachen auf dem Anrufbeantworter sind, die ihn verraten.. dann gibt es halt diese Anrufbeantworteraufzeichnung einfach nicht. Chase würde durch seinen Notruf mit Erzählung vom Telefongespräch nach wie vor ein gutes Bild abgeben.
Das Machtverlangen von Chase ist nun wirklich unglaublich. Er wirkt einerseits recht eindimensional. Aber es wird uns auch eine Figur am Abgrund gezeigt. Wie ein Abhängiger sucht er seine Quote zu toppen oder vielleicht nur zu halten. Dazu beleidigt er auch mal Anrufer, bringt Sprüche, die unter der Grenze sind. Und dem nicht schliessend, muss er auch das immer steigern. So muss dann der Senator dran glauben, den er mit einer alten, nicht halb so tragischen Geschichte kaputt machen will. Übrigens ist da Chase nicht Manns genug, die Anschuldigungen selbst zu stellen, sondern lässt diese fingiert über einen Anrufer einbringen.. Es ist dieses Streben nach Einfluss, Allmächtig- und Allwissenheit, wie man es auch in unseren Gebilden bei Talkmastern immer mal wieder erkennen kann, wenn auch zum Glück dann doch in kleinerem Masse. Das ist die einte Seite. Kontakte hat er zu allen Grössen, sein Handeln soll immer entscheidender werden. Doch er muss dieses Streben nach Macht und Besitzen auch privat führen. In seiner Villa führt er sein Traumleben abseits der Realität. Er meint sich mit Newssendungen immer aktuell zu halten, merkt aber nicht, dass er selbst immer mehr abtriftet. Seine Stieftochter will er an sich binden, obwohl sie 25 ist. Darum soll auch ihr Buch kein Erfolg werden.. Seine Angst vor Verlust der Kontrolle ist immens und krankhaft. Manchmal macht er den Kumpeltyp, obwohl man sofort wissen muss, dass bei ihm alles geplant und kontrolliert wird. Dass für so einen am Schluss der Verlust der Kontrolle am schlimmsten ist, das ist die Konsequenz.
Der Columbo ist dann so etwas zäh mit seiner Ermittlung. Aber er kommt Chase als Person immer mehr auf die Schliche und vor allem ist er sehr hartnäckig. Da klettert er auch mal das Eingangstor hinauf, um Einlass zu kriegen. Oder er organisiert sogar ein (dazumal) superteures Funktelefon. Denn er hat natürlich den entscheidenden Punkt gefunden. Und der ist nun wirklich genial. Meilenweit um Chase Haus gibt es keinen Empfang für dieses Gerät, nirgends. Chase kann also da nicht mit dem Funktelefon telefoniert haben. Was erst als eher bescheidenes Indiz aussieht, ist genauer betrachtet tatsächlich ein Fakt, aus dem Chase nicht mehr heraus kommt. Konnte er dort nicht telefonieren, so hat er auch nie das Telefongespräch in seinem Haus geführt. Hier ist besonders herauszuheben, dass gerade das wunderbar konstruierte Alibi, welches seinen genauen Aufenthaltsort vorgaukelt, ihn nun zu Fall bringt.
Interessant: Diese Folge stammt aus dem Jahr 94. So ein mobiles Telefongerät, was dazumal tatsächlich weitgehend ein Autotelefon war, war dazumal richtig exclusiv und teuer. Gerade mal zehn Jahre später gehören Handys schon fast zum Alltag.
Zu meiner Bewertung: Hier zähle ich das Alibi sowie die Lösung durch Columbo zu den Besten über alle Folgen. Wie gesagt gefällt mir der Täter nicht wirklich. Weiter sehen wir eine doch recht langwierige Vorgeschichte bis zum Mord und der Fall geht zum Teil auch etwas zähflüssig vorwärts.. Alles in Allem ist es aber durchaus 4 Punkte wert.