von smeagol » Mo, 15.07.2019 14:34
Ich musste tatsächlich nachschauen, aber ja, es ist der dritte Columbo. Darauf kommt man zwar anhand der entsprechend aus der Zeit stammenden Autos oder der Telefonanlage, die noch vermittelt werden muss. Ansonsten hebt sich diese Episode aber grandios von den anderen ersten ab, in Bezug auf die filmische Qualität und Umsetzung. Ja, man merkt klar, dass da der junge Spielberg gezaubert hat und sein riesiges Talent schon dazumal ausgeprägt war. Alles ist aus einem Guss und in einem Fluss, Kameraeinstellungen sind genial gewählt, wie es eben für Spielberg so der Fall ist. Dadurch entsteht auch eine wunderbar entschläunigte Episode, mit den Landschaftsaufnahmen macht sich da ein tolles Feeling breit.
So weit zum schönen. Die Episode selbst hat mich allerdings wenig begeistert. Das Autorenteam Jim Ferris und Ken Franklin ist an sich eine gelungene Kombination. Der Jim, der die erfolgreichen Bücher schreibt und der Ken, der das Talent zum Vermarkten hat. Beides braucht es und dagegen ist für mich erst mal nichts auszusetzen, auch wenn sich beide als Team nennen. Problematisch ist eher, dass der Ken offenbar das schöne Leben geniesst, während der Jim hinter der Schreibmaschine sitzt (aber ist das nun wirklich nur Kens verschulden?). Auf jeden Fall will nun der Jim ernsthaftere Literatur schreiben und sich von seinem Geschäftspartner trennen.
Der Mord an Jim Franklin ist gut geplant und vor allem hat sie eine grobe Kaltblütigkeit. Sein Opfer bei der Gattin noch anrufen und lügen lassen, das ist schon ziemlich mies und es passt mir gar nicht in den Kram. Normal haben die Täter in Columbo ja zumindest das nötige Charisma. Dieser Täter ist ein kaltblütiger Drecksack, der nur scheinbar gegen aussen charismatisch wirken will. Dies macht leider auch Cassidys Leistung etwas kaputt.
Nach dem Mord zieht sich das Ganze dann ziemlich hin. Offenbar hat die Story einfach nicht mehr hingegeben für das Drehbuch oder ich weiss auch nicht. Columbo kommt zwar auf ein paar Hinweise, aber wirklich gross was passieren würde nicht. Gut gibt es da noch die Lilly La Sanka, welche einen kleinen Shop betreibt und bei der sich der Ken Franklin ein Alibi machen lässt, indem er dort was einkauft. Die Lilly sieht nämlich auch den Jim im Auto sitzen und kombiniert später das Ganze richtig zusammen. Anstatt der Polizei traut sie sich dem Täter an, welcher einen Betrag zahlen soll. Nach einem gemeinsamen Dinner erschlägt Ken sie und setzt sie im See aus. Hier haben wir nochmals ein Höhepunkt der Episode. Die Lilly la Sanka ist einfach wunderbar gespielt. Ihr nimmt man die Person richtig ab. Die Witwe, die da einen kleinen Shop am laufen hält. Wo nie etwas wirklich passiert, wo sie nicht weg kommt. Und dann die Möglichkeit, endlich doch von irgendwas zu profitieren. Sie wirkt weder hinterlistig noch bösartig oder nervig. Sie ist einfach aufgeregt, dass in ihrem Leben doch noch etwas passiert, sie auch mal etwas ab haben kann. Ja, diese Figur gefällt mir gut. Ansonsten muss man sich fast bis zum Ende durchkämpfen.
Weit weniger gut gefällt mir auch die Auflösung. Columbo braucht einen Beweis. Und den findet er angeblich bei den kleinen Zetteln, den Aufzeichnungen von Jim Ferris. Dort ist der Mordplan eins zu eins abgebildet. Er stammt, als einzige, eben von Ken Franklin. Dies als Beweis zu verwenden ist nun wirklich mehr als nur an den Haaren herbeigezogen.
Punkte? Hier ist es schwierig. Die Story ist für mich nicht mehr als zwei Punkte wert. Nun haben wir aber noch Spielbergs geniale Arbeit, die die Episode doch zu etwas besonderem machen lässt. Schlussendlich ist aber doch eben der Inhalt wichtig, vor allem bei einem Columbo, und Spielberg steuert einfach noch einen dritten Punkt bei. Punkt.