"Mord nach Takten" ist wohl der musikalischste Columbo. Wir hören einen bunten Reigen von Musik und Columbo selbst betätigt sich als Sänger, obwohl er mal behauptete, als einziger Italiener nicht singen zu können.
Der humorvolle Grundton wird ergänzt durch eine quälend langsame Autofahrt, in der Columbo den angetrunkenen Komponisten Crawford nach Hause "geleitet".
Columbo kann noch nicht beweisen, dass Crawford seinen Schüler Gabriel getötet hat. Dieser wollte offenlegen, dass die Musikstücke, die Crawford als seine eigenen ausgab und mit denen er sogar einen Oscar gewann, in Wirklichkeit von ihm, Gabriel, stammten.
zimtspinne hat geschrieben:Was ich am meisten bemängele, ist das Motiv. Selten gab es ein so dünnes, unsinniges, mit dem der Täter sich selbst sein Grab schaufelte.
Selbst wenn der Mordplan aufgegangen wäre... spätestens beim nächsten Auftrag wäre aufgeflogen, dass der Meister es einfach nicht mehr drauf hat.
Es ist wohl häufig so, dass gerade der Betroffene die Wahrheit nicht oder zu spät erkennt, und Gabriel setzt Crawford ja unter Druck.
Es ist schon eine seltsame Situation: Der Regisseur lobt Crawford für die Arbeit, die Gabriel gemacht hat, Crawford lobt sich selbst, und Gabriel, der geistige Erfinder der Musik, hört zu und muss sich vom nichts ahnenden Regisseur sagen lassen, er, Gabriel, solle sich reinknien, um vom "Maestro" zu lernen.
Die Indizien, die Columbo zusammenträgt, sind teilweise wirr.
Da ist die Sache mit den Schuhen. Gabriel hatte Größe 9, trug beim Sturz aber Schuhe der Größe 11. Crawford hatte sie dem Bewusstlosen angezogen. Wo kommen die Schuhe aber her? Kauft Gabriel Schuhe, die zwei Nummern zu groß sind?
Dann sind da ein verschwundener Hausschlüssel und verschwundene Partituren, die Gabriels Eigentümerschaft belegen könnten, wie seine Verlobte Rebecca aussagt. Für einen Columbo ist dieser Punkt aber dünn.
Höhepunkt der Wirrnis ist die Schlussszene: Columbo präsentiert auf einer Tafel zwei Zeilen von Noten.
Die obere Zeile enthält die Noten auf dem Taktstock. Es sind: g-a-b-e---b-e-c-c-a (für Gabriel von Rebecca).
Die untere Zeile enthält die Noten, die Gabriel auf Papier ausdruckte.
Es sind: b-e-c-c-a---g-a-b-e (für Rebecca von Gabriel).
Die Takte wurden also vertauscht. Was beweist das? Etwa, dass Gabriel und Rebecca verliebt sind? Vielleicht sollte Columbo das noch mal erklären, oder besser: der Drehbuchautor.
Immerhin gibt es überzeugende Indizien. Das Opfer schrie nicht beim Fall. War es bewusstlos oder schon tot?
Ein fehlender Taktstock macht Columbo misstrauisch, denn Gabriel hatte die Gewohnheit, auf dem Dach zu dirigieren.
Crawford verwendete ein Schlafmittel, das im Körper rasch abgebaut wird. Zu seinem Pech zieht sich Gabriel nach seinem Fall in Crawfords Wohnung eine Schnittverletzung zu, weil sein Arm auf eine Scherbe fällt, die von dem Glas stammt, aus dem Gabriel zuvor getrunken und welches er fallen gelassen hatte. Das Blut trocknet und konserviert das Schlafmittel, welches nun nachweisbar ist. Columbo weiß nun: Es war Mord und nicht etwa ein Unfall. Vielleicht hätte Columbo Crawfords Wohnung durchsuchen sollen!
Nun kommt ein ansonsten stillgelegter Aufzug ins Spiel.
Das Fehlen von Staub auf den Schaltern bedeutet: Der Aufzug wurde vor Kurzem benutzt.
Eine Musikaufnahme vom Konzert, welches die Aufzugsgeräusche enthält, beweist, dass der Aufzug zu Gabriels Todeszeit nach oben fuhr.
Der Taktstock im Aufzugsschacht, gefunden von Columbo, beweist, dass Gabriel genau zu dieser Zeit oben lag.
Columbo kann so den Tathergang rekonstruieren. Derjenige, der kurz vor Aufführungsbeginn den Aufzug betätigt hat, muss der Mörder sein. Nach Lage der Dinge kommt dafür nur Crawford infrage, der angeblich seinen Taktstock holte und dem Regisseur die Eröffnungsrede halten ließ. Crawford gehört zu den wenigen, die vom Aufzug überhaupt wussten.
Bei Beginn des Konzerts dirigierte Crawford also die Musik zu seinem eigenen Mord.
Mich nervt gelegentlich Columbos Fistelstimme, sowie seine Darstellung als seniler, netter Onkel. Der unverständliche Schluss macht einiges kaputt. Ich gebe dem Columbo 3 Punkte.
"So was wie den perfekten Mord gibt es nicht. Das ist nur eine Illusion."