Irgendwie schwankt die Folge zwischen Genie und Wahnsinn.
Genial ist die Atmosphäre unter Militärs ("Des Teufels Corporal" lässt grüßen) und die Chose rund um Tricks und Zauberei ("Wenn der Schein trügt" klopft auch mal an). Jedoch kommt "Tödliche Tricks" an beide atmosphärisch nicht ran. Es ist nicht Fisch und nicht Fleisch und überall, wo Technik eine Rolle spielt, merkt man natürlich auch mittlerweile meterdicken Staub, wie auch bei "Geld, Macht und Muskeln", wo Fitness-Guru Milo und seine Gerätschaften bestenfalls noch mittelalterlich wirken.
Da kommt schon mitunter unfreiwillige Komik auf, wobei ein Fax ja auch heute noch benutzt wird. Zumindest von mir
. Hightech sieht aber anders aus. Immerhin ist der Drang nach Übernatürlichem und alternativen Erklärungen zeitlos. Die Zaubererei sowieso, das ist ein Pluspunkt, denn die Tricks wirken nicht nur tödlich, sondern auch gelungen, wenn man mal von der albernen Nummer mit der Bleistiftbewegung samt hellseherischen Ableitung davon absieht.
Dem Comeback Columbos bzw. der Start in die neue Ära unterliegt eben eine Portion Genie und Wahnsinn. Daran muss man sich hier gewöhnen. Columbo scheint, kaum zurückgekommen, auch einen Hang zur Lebensmüdigkeit entwickelt zu haben. Wieso spekuliert er am Ende sonst so grobfahrlässig und tauscht die Markierungen bei der Guillotine aus, in der Hoffnung, dass der Täter ihn beabsichtigt umzubringen!? Das bringt zwar den letzten indirekten "Überführungs-Beweis", aber der Inspektor lügt hier nun wirklich nicht, wenn er die konkrete Beweislage als sehr dünn ansieht.
Lediglich der falsche Schraubenzieher in der Hand des geköpften Opfers und der weit wegstehende Holzkragen für die Guillotine mit Blutspuren drauf sind Indizien für einen Mord. Mehr aber nicht. Die Theorie, weshalb es kein Selbstmord war, hätte man sich auch sparen können. Wer sich umbringt kauft sich vorher nichts mehr zum Essen. Aha! Und der Hellseher für Arme, auch Max Dyson genannt, lässt sich davon auch noch überzeugen. Da fehlt nicht nur der Kopf, sondern auch Hand und Fuß.
Doch genug gemotzt, nach zehn Jahren Pause ist eben noch etwas Öl in der Guillotine gewesen. Man jammert ja doch wieder auf hohem Niveau. Columbo wird zum Zauberschüler und man sieht ihm die spitzbübische Freude daran förmlich an, was selbst Freude bereitet. Übrigens finde ich seinen jungen Zaubermeister bzw. späteren Assistent mal nicht so nervig, wie viele andere kleine Klugscheißer in der Serie, im Gegenteil. Wie dem auch sei, das Motiv ist stimmig bzw. die Verbindung zwischen Täter und Opfer. Erst lässt der Hellseh-Detektiv den vermeintlichen Hellseher aus Schuldgefühl nicht auffliegen, was die Rachelust von Max Dyson wegen der Vergangenheit aber nicht stillt. Das kann man noch abkaufen. Die naiven Militärs werden ferner nett verarscht und hingehalten, auch von Columbo. Wobei man sich schon fragt, wie es sich Magic Max in Zukunft vorstellt, wenn er mit neuer Identität im Nirgendwo auffliegen wird, weil so große Tomaten kann er keinem Militär der Welt auf die Augen zaubern. Das ist eben alles irgendwie gut und schlecht zugleich, man kann es schön ansehen, aber der "Columbo-Wow-Effekt" bleibt eher aus. Hier gilt nicht nur Kopf ab und große Magie, sondern auch wo Licht da Schatten.
(2,5/5)