Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es vielleicht eine kleine Revolution auf dem Gebiet des Krimi-Genres war, als 1968 dieser erste Columbo-Film gesendet wurde. Denn Unkonventionelles ist hier doch reichlich vorhanden:
Der Mörder ist dem Publikum recht früh bekannt
Der Inspector lässt sich vom Mörder minutenlang analysieren
Der Mörder wird mit einer vorgetäuschten Leiche überführt
Es fällt kein Schuss, keine Action-Szenen-einzig die Dialoge treiben die Handlung voran
Was für uns Columbo-Fans heute eine Selbstverständlichkeit ist, war damals sicherlich eine Machart, die äusserst gewöhnungsbedürftig gewesen ist, und immerhin vergingen ja volle 3 Jahre, bis der zweite Columbo-Fall rauskam.
Und man merkt dieser ersten Ermittlungsarbeit Columbo's in "Mord nach Rezept" sicher auch ein wenig an, dass sich die Macher selber noch nicht ganz schlüssig waren, welche Zutaten sie für ein erfolgversprechendes "Rezept" verwenden sollen.
Schon die Titelmusik ist für mich ein wenig paradox, denn diese doch sehr tempogeladene und dynamische Musik lässt eher auf einen Action-Krimi schliessen und passt für mich irgendwie so gar nicht zu Columbo.
Ich fühlte mich auf jeden Fall durch diese Klänge auf's falsche Gleis geleitet.
Auch die Figur des Columbo ist noch nicht so ganz einleuchtend.
Mal spielt Falk den absolut Coolen(in der Eingangsszene mit Dr. Flemming nimmt er die Zigarre beim Sprechen gar nicht mehr aus dem Mund), dann sehen wir ihn aufdringlich(als er in Flemming's Wohnung nach dem Kleid suchen will), er ist verlegen und beinahe schüchtern(als er von Flemming analysiert wird), vor allem spielt er gegen Ende aber auch den "harten, bösen Cop", der Flemming's Geliebte ordentlich in die Mangel nimmt.
Insgesamt aber sind die typischen Eigenarten Columbo's aber auch hier schon im Ansatz erkennbar.
Auf der anderen Seite ist Gene Barry sicher das Paradebeispiel für einen erstklassigen Columbo-Mörder(ich schätze mal, dass "Columbo-Freak" ihn deshalb auch für sein Avatar gewählt hat
):
herrlich arrogant und gleichzeitig charmant, ein Muster an Selbstbeherrschung, eloquent wie kaum ein anderer Columbo-Schurke(vielleicht noch Barsini in "Selbstbildnis eines Mörders").
Schön vor allem, dass ihm seine Eitelkeit am Ende zum Verhängnis wird. Denn Columbo nutzt es schamlos aus, dass Flemming niemals zugeben würde, verloren zu haben(damit tu ich mich schon schwer
).
Und als Columbo ihm erzählt, dass durch den "vermeintlichen" Selbstmord von Joan Hudson alles umsonst war und Flemming dadurch quasi nicht mehr glücklich wird, trifft er voll den wunden Punkt des Psychiaters: Flemming könnte nie das Eingeständnis einer persönlichen Niederlage auf sich sitzen lassen.
Ein grossartiger Schachzug von Columbo-für mich eine sehr gute Überführung des Mörders, die aber sicher nicht beispielgebend für alle weiteren Columbo-Fälle ist. Denn kennzeichnend für Columbo ist fortan sicher die Überführung mit Hilfe von Indizien und nicht mit Hilfe von psychologischen Tricks.
Nachvollziehbar ist für mich auch, warum sich Columbo überhaupt an Dr. Flemming festbeisst:
Dieses kleine Detail, dass Flemming nach seinem Urlaub grußlos die Wohnung betritt, in der er eigentlich seine Frau vermuten müsste, ist für einen Anfangsverdacht durchaus überzeugend.
Schwachpunkt ist sicher, dass es darüberhinaus praktisch nur noch ein weiteres Indiz gibt(das Übergewicht des Gepäcks)-für 'ne Premiere doch etwas mager
...und die Szene mit diesem Tommy, der ein Geständnis ablegt, halte ich für völlig überflüssig
Fazit:
Die Folge leidet sicher noch unter ein paar "Kinderkrankheiten".
Das Konzept für eine neue Form des Krimis ist zwar erkennbar, aber noch nicht ganz schlüssig ausgearbeitet.
Aber wir wissen ja, wie prima sich die Serie entwickelt hat.
Sehr starke 3 Punkte