Nach genau einem Jahr und sieben Monaten will ich diese letzten Sonntag aufgetauchte Episoden-Wasserleiche mal wieder ins Leben zurückholen.
In dieser Folge verkehrt sich die Rolle des ansonsten besten Freund des Menschen ins genaue Gegenteil, wofür aber ausschließlich ein Mensch und keinesfalls die beiden Dobermänner die alleinige Verantwortung trägt.
Dr. Eric Mason alias Nicol Williamson ist zwar einer der körperlich größten, für mich aber auch einer der blassesten Mörder in der Columbo-Reihe. Etwas Farbe bringt hier eigentlich nur seine deutsche "Käpt'n BLAUbär-Stimme" Wolfgang Völz ins Spiel, die allerdings auch wie angegossen passte.
Selten hat ein Mörder in einer Columbo-Folge einen derartigen Aufwand betrieben, um sich an seinem früheren Nebenbuhler zu rächen. Dr. Mason richtet seine Hunde in einer verlassenen Westernstadt ab, baut hierfür sogar einen Lautsprecher in eine Strohpuppe ein und macht zu Beginn der Episode auch noch eine Art Abschlusstest. Dieser gehört für mich jedoch zu den spektakulärsten Eröffnungssequenzen der gesamten Columbo-Filmreihe, da er Appetit auf mehr macht. Und der Zuschauer wird auch nicht enttäuscht, denn die Folge nimmt nicht nur durch Dr. Masons leidenschaftliche Seminarführung schnell Fahrt auf und findet ihren Höhepunkt in der Mordszene, die eigentlich den grausamsten Mord in der gesamte Reihe zeigt bzw. andeutet.
Ich habe mich allerdings schon damals gefragt, weshalb Columbo nicht einfach durch die Telefongesellschaft feststellen ließ, dass kurz nach drei Uhr von der Arztpraxis ein Anruf in Masons Villa getätigt wurde. Zusammen mit dem Ruhe-EKG, das zum Tatzeitpunkt außergewöhnlich hohe Werte aufwies, wäre dies der Beweis dafür gewesen, dass Mason diesen Anruf selber getätigt hat und damit wäre er bereits überführt gewesen. Aber dann wäre uns vermutlich auch die nette Hundetrainerin vorenthalten worden, die Columbo wenig Hoffnung macht, dass sein eigener Hund zu einer tödlichen Waffe abgerichtet werden könnte und von der ich mich im übrigen auch mal gerne hätte abrichten lassen...
Mit Masons psychisch leicht gestörter Mitbewohnerin Joanne konnte ich dagegen nicht viel anfangen, diese Szenen hätte man deutlich kürzen und dafür mehr aus dem Leben einer Hundetrainerin zeigen können.
"Wirklich ganz einfach, der Fall. Nicht, dass ich besonders schlau wäre, Sir. Ich muss sagen, Sie haben mich ein bisschen enttäuscht. Ich meine durch Ihre Unfähigkeit. Sie haben Spuren hinterlassen wie eine Herde Elefanten. Ein Motiv, eine Gelegenheit, und für einen Mann von Ihrer Intelligenz, Sir, ließen Sie sich bei sehr vielen dummen Lügen erwischen. Sehr vielen." So lautet Columbos Fazit dieses Falles und dem habe ich (fast) nichts hinzuzufügen. Das ganze gipfelt nämlich in Masons unglaublicher Dämlichkeit, das Schlüsselwort "Rosebud" in Columbos Beisein doch noch auszusprechen (und dies auch noch als Charles Foster Kanes letztes Wort besonders hervorzuheben), obwohl er das kurz zuvor bei den gemeinsamen Wortspielen noch tunlichst vermieden hatte. Letztendlich ist Mason somit über seine eigene "Worte"-Philosophie gestolpert.
Da ich diese Folge bereits früher immer gerne angeschaut habe (u. a. wegen der Hundetrainerin
) und auch der Schluss mit der unerwarteten "Rosebud-Überraschung" für Dr. Mason wirklich gelungen ist, vergebe ich hierfür volle vier "Küsschen".
Gruß
Klaus