Dies ist die viertletzte Folge und auch, wenn da also noch drei Folgen folgen (zu dieser Episode darf gerne ein Wortspiel eingebracht werden), zwei gute und eine schlechtere, ist dies für mich der Moment, wo sich der grosse Columbokreis schliesst, wo sich der Anfang mit dem Ende würdig vereint. Angefangen mit Mord nach Rezept hatten wir eigentlich eine Umsetzung eines Theaterwerkes. Deshalb ist dort die Story, die Handlung, der Ablauf, die Dialoge, der Spannungsaufbau, die Auflösung derart geschliffen und gut. Alles passt perfekt, es ist einfach eine Wohltat und hebt sich halt von all den Episoden ab, wo ein Drehbuch geschaffen wurde. In dieser Folge haben wir nun wieder dieses Gefühl von genialer Ausarbeitung. Nein, es geht nicht ganz alles gleich gut auf, wie bei der Ersten, aber es ist für mich wirklich vieles sehr sehr gut.
Als da wären:
Die Idee, nicht einfach Clifford Calvert umbringen zu lassen sondern eine Nebenperson und dafür Calvert die Schuld aufzubürden ist einfach genial. So wird bewusst der Verdacht vom Verbrecherpaar weggenommen.
Die Art, wie Patrick Kingsley den Mord ausführt ist wohl die Beste über alle Folgen. Absolut überlegt klingelt er beim Opfer, lässt sich wegen einem Notfalltelefonats ins Haus lassen, "führt" dieses erfundene Telefonat am Telefon, bringt im geschickten Smalltalk in Erfahrung, dass da niemand anderes im Haus ist und greift dann zur Waffe. Das ist einfach nur wow. Würde irgendwas nicht passen, Kingsley würde einfach seelenruhig das Haus verlassen und niemand würde auch nur den leisesten Verdacht schöpfen.
Kingsley als Forensiker, der dann genau an diesem Fall arbeitet, hat die allerbesten Möglichkeiten den Fall auch zu seinem Willen zu beeinflussen. Er kann Beweise streuen oder vernichten, kann Spuren legen etc. Und das, ohne dass er auch nur ansatzweise etwas auffallendes machen muss.
Kingsley lässt die Zeit für sich arbeiten und fällt nicht auf Columbos Finten rein. Etwa auf die halbe Feststellung Columbos, das müssen doch Katzenhaare sein, verweist er auf die laufenden Analysen und dass er zum Zeitpunkt noch nichts spezielles sagen kann. Er könnte da ja schon diesen entscheidenden Fakt befeuuern, das macht er aber professionell nicht. Oder als bewiesen wird, dass Calvert in fraglichem Zeitpunkt in entgegengesetzter Richtung in einem Shop was eingekauft hat, sucht Kingsley nicht nach Antworten, sondern lässt es so bewenden. Es kommen ein paar soche Momente vor.
Kingsley und Kathleen Calvert agieren als Verbrecherpaar super zusammen. Gegen aussen er der gewissenhafte Forensiker und sie die beschützende Ehefrau.
Mir gefällt die Umsetzung von Clifford sehr gut. Dieser ruppige Polterer, der jeden angeht, der ihm schräg kommt aber im inneren ein weicher Kern besitzt. Fast wie ein trolliger Hund, der rumbellt und knurrt, aber an sich kaum richtig zubeissen würde.
In der ganzen Geschichte gibt es zwei Sachen, die nicht wirklich optimal umgesetzt sind. Erstens: Columbo darf vor dem herbeigeführten Treffen im Restaurant ja nicht wissen, dass sich die Beiden kennen. Da ist es etwas schwierig, wie er auf die Idee kommt, genau dieses Treffen so zu machen. Falsch wäre, dass Columbo da bereits einen Verdacht auf Kingsley hätte. Ich würde es so definieren, wie es auch Columbo sagt: Columbo kommt nicht wirklich weiter, merkt aber, dass Cathleen ein Motiv für den Mord hätte. Er macht nun nicht ein Verhör im Polizeirevier, sondern eben ein Treffen im Restaurant und nimmt Clifford (als Mitarbeiter im Fall mit psychologischer Ausbildung) mit, auch um Druck aufbauen zu können. Das wird leider etwas zu wenig klargestellt, als Zuschauer schwimmt man etwas von wegen warum und wieso. Der etwas gröbere Schnitzer ist in dieser Restaurantszene zu finden. Columbo erkennt, dass die Beiden vertraut zueinander sind und bricht das Treffen direkt ab. Hier wird dem Zuschauer fast schon mit dem Holzhammer aufgezeigt, was Columbo sieht und was für Gedanken er sich macht. Und damit geht auch der Spannungsbogen schön baden. Richtig wäre: Es wird über einige Sachen gesprochen, die Szene mit dem Süssstoff für den Kaffee ist beiläufig zu sehen, Columbo bricht (wegen angeblicher Bauchkrämpfe) abrupt ab, die Gesellschaft geht zum Auto, die Szene mit dem Türöffnen hinten, vorne ist beiläufig zu sehen. Wenn das so gemacht worden wäre, würde der Zuschauer sich fragen: Was hat nun Columbo bewogen, das Treffen so eklatant abzubrechen, denn er muss etwas ganz entscheidendes erkannt haben. Und nur die ganz gewieften hätten das mit dem Zucker und später der Autotüre erkannt. Und genau so, und nur so, wäre auch das Ende, wo Columbo das Ganze im Restaurant extra nachspielt, passend. Um dem Zuschauer die Antwort auf seine Frage zu geben.
Sowieso wird etwas sehr sehr viel dem Zuschauer aufgedrückt. Z.B. die Katzenhaare auf dem Jackett, welche da auf dem Foto schon fast ein halber Pelz ausmachen. Ein paar wenige sichtbare Haare hätten da sicher genügt.
Genial ist aber wiederum die Auflösung von Columbo. Eben mit dem Vor und nach dem Tanz Vergleichsfoto, einmal ohne und dann mit den Katzenhaaren und dass die da bewusst beim Tanzen mit Cathleen appliziert wurden und nicht beim Tatort rangekommen sind. Dann hat Columbo triftige Hinweise für beide Täter (Katzenhaare, Zigarrenstummel falsch geschnitten). Aber er lässt die Beiden sich selbst vernichten, indem er sie gegeneinander ausspielt und auch falsche Aussagen macht. Das hatten wir schon in der Jackpot Episode, aber hier ist es nochmals viel genialer und schöner. Sowieso ist Columbo diesmal sehr direkt und spielt alle seine Fähigkeiten bewusst aus. Und auch das ist eine Analogie zu der ersten Folge, wo Columbo noch ein richtig hart agierender und kommunizierender Cop darstellt.
Alles in Allem sind für mich die 5 Punkte absolut verdient, auch mit den paar Schnitzern, die es etwas nach unten ziehen.