Der Film beginnt ungewöhnlich, weil wir die Mordvorbereitungen im Detail sehen, bevor wir das Opfer oder das Motiv kennenlernen. Ich habe allerdings ein großes Problem: Benedict schlägt Welles von hinten nieder (ich habe mir die Szene extra nochmal angeschaut, das ist eindeutig) und legt sie dann in eine Position, in der die Kopfverletzung vorne wäre, Da braucht man keinen Columbo, um auf Mord zu kommen. Der Rest von Mord ist OK, ist aber durchaus risikoreich: was passiert, wenn jemand in der Zwischenzeit das Fenster der Autowerkstatt richtig zumacht? Was macht er, wenn jemand den berühmten Dirigenten auf der Straße erkennt?
Die Interaktion von Columbo mit dem Mörder funktioniert wunderbar, auch wenn es ungewöhnlich ist, dass Columbo ihm schon so früh (nach ziemlich genau zwei Dritteln) unverblümt den Mord ins Gesicht sagt. Aber um Benedict zu verdächtigen, braucht Columbo diesmal keine mentalen Fähigkeiten, denn er macht viele Fehler: erst geht er unnötigerweise an den Tatort (was ist mit Columbo-Tätern, dass die nicht einfach mal auf dem Hintern sitzen bleiben können?) und dann hebt er auch noch die Steckblume auf. Auch wenn das nicht zum Plan gehört und improvisiert ist, ist das einfach nur dumm: die Polizei ist schon länger da und er muss ja nun wirklich damit rechnen, dass jemand dieses Beweisstück gesehen oder sogar photographiert hat. Und es hilft sicher auch nicht, wenn man so vehement die Suizid-Theorie verteidigt, in die man eigentlich kein Investment hätte haben dürfen.
Was mir an diesem Film so gut gefällt, ist dass wir Columbo bei richtiger Polizeiarbeit sehen. Er untersucht Beweise und befragt Zeugen. Auch wenn der Subplot mit dem Ex-Liebhaber im Nachhinein als unnötiger Füller klassifiziert werden könnte, habe ich ihn genossen. Ich habe nur ein großes Problem: warum bringt Columbo die Zeugin so offen mit? Das ist doch quasi die Aufforderung "bring sie um", wenn sie den richtigen Lover identifiziert hätte. Die Auflösung ist unspektakulär und basiert schlussendlich auf einer unzuverlässigen Zeugenaussage der gehörnten Frau.
Die Szene, in der Columbo Benedict zu seinen Vermögensverhältnissen befragt, fand ich nicht so gelungen. Irgendwie passt die nicht richtig rein und trägt nichts zur Handlung bei. Ich habe ja erst gedacht, dass Columbo das Autogramm für eine Handschriftanalysis benutzt und irgendwie mit dem Abschiedsbrief vergleicht oder das Geldthema nochmal aufgegriffen wird, aber nein.
Irgendwie liest sich das total negativ, mir scheint es leichter zu fallen zu meckern als zu loben. Aber ich mag diese Folge richtig gerne, weil trotz ein paar Fehler das Gesamtkunstwerk funktioniert und keine Langeweile entsteht. Ich gebe vier Punkte.