Columbo Forum

Hallo.

Das Wort Niederlage bei Columbo ist sicher etwas hochgegriffen.
In der Fußballersprache würde man eher sagen, dass dem Mörder zwischenzeitlich der überraschende Ausgleich gelingt, ohne dass der Sieg des Inspectors am Ende ernsthaft in Gefahr wäre.
Es gibt aber halt doch diese kleinen Momente, wo die Unfehlbarkeit Columbos kurzzeitig leicht bröckelt und er davon selbst überrascht scheint.
Ich habe hier mal einige Szenen aufgelistet, in denen Columbo nicht als Gewinner dasteht.
Was fandet ihr da am reizvollsten?
Was hat euch selbst am meisten überrascht?
Fallen euch noch andere Szenen zu diesem Thema ein?

Wie immer 3 Antwortmöglichkeiten.

Danke und Grüße

Das Auftauchen von Hunter ist für mich Columbos größte "Niederlage". Da gelingt dem Mörder nicht nur der zwischenzeitliche Ausgleich, er geht sogar kurzzeitig in Führung. Zumal Columbo hier auch noch vor der Presse bloßgestellt wird, nachdem er kurz zuvor einen ziemlichen Aufwand betrieben hat, um die Leiche zu finde. Da steht in der Boulevardpresse schnell als unfähiger Steuergeldverschwender dar. Da wurde unser Inspektor ernsthaft getroffen und erlitt kurzzeitig Schlagseite.

Die Testamentseröffnung ist auch ein ernsthafter Rückschlag für Columbo. Man merkt ihm an, dass er damit nicht gerechnet hat. Da kann man auch mal in Selbstzweifel verfallen.

Eine dritte Option muss ich mir noch überlegen...

Ich nehme ohne Zögern das Auftauchen der todsicher totgeglaubten Diane sowie das Aufbuddeln des gesamten Betonfundaments Markham.

Das waren einfach zu pompöse Niederlagen, um es mal frei nach Glöööckler auszudrücken.
Da sah Columbo ganz schön angepieselt aus und ich muss freimütig zugeben, mir gefällt es immer wieder, wenn der perfekte Ermittler auch mal eine Niederlage einstecken muss und nicht immer der große Alleschecker und unfehlbare Inspektor ist. Macht ihn doch gleich nochmal sympathischer. Man weiß ja, die Niederlagen sind nie von langer Dauer.

Mir gefallen aber auch die kleinen Niederlagen. Die eigentlich gar keine sind, sondern einfach Ermittlungssackgassen, aber süß belämmert guckt Columbo dann doch immer aus der Wäsche.

Da wäre einmal die Sache mit dem Verdächtigen auf dem zufällig aufgenommenen Foto der Vermieterin. Der soll um die 40 und von vornehmer Ausstattung sein... man ist sich sicher, gleich bekommt man Dale Kingston zu Gesicht.
Und dann peng! Nix da. Ein pummeliger Oldiestudent wird sichtbar. Diese Szene amüsiert mich einfach prächtig, vor allem Columbos Seufzen während der gesamten Fotoalbum-Prozedur. Er schwelgt in Ungeduld, seine Bandnudelnerven werden arg überstrapaziert und heraus kommt für all das... Nichts.

Hehe, das ist in der Tat eine schöne kleine Niederlage für den Inspector. Tolle Szene. Vor allem, weil ich mich in Columbo in dieser Szene so perfekt hineinversetzen kann. Ich bin oft ungeduldig und alles muss sofort erledigt werden. Wenn ich dann neben jemandem stehe, der die Ruhe weg hat und Ewigkeiten braucht, bis er endlich hinne macht... Und dann war auch noch alles umsonst. Hach, da fühle ich so richtig mit.

Auch mein Favorit ist bei dieser Umfrage ganz klar der momentane Tabellenführer mit dem plötzlichen Auftauchen der totgeglaubten Dian Hunter. Eine kalte Dusche für Columbo, auch wenn er vor Dauergrinsrübe Sean Brantley frustriert nur sein Glas Schampus ausschüttet. So extrem wurde er m. W. in der gesamten Serie kein zweites Mal vorgeführt, wobei ich mich hier auch für "Mr. Spock" Dr. Mayfield entschieden habe, als Columbo nach der Operation trotz intensiver Suche kein altes Nahtmaterial im OP findet und anschließend vor Mayfield scheinbar die Waffen streckt.

Um mit Carstens Worten zu sprechen: in der Fußballersprache wirkt beides wie ein Ausgleichstreffer in der 90. Minute bei einem Finale, wobei Columbo in der Verlängerung doch noch der Siegtreffer gelingt. Tja, der sehr gelungene deutsche Titel von Episode Nr. 51 bewahrheitet sich in der Serie nicht nur bei Mayfield und Brantley immer wieder, denn wer zuletzt lacht, lacht am besten...

Gruß
Klaus

zimtspinne hat geschrieben:Da sah Columbo ganz schön angepieselt aus und ich muss freimütig zugeben, mir gefällt es immer wieder, wenn der perfekte Ermittler auch mal eine Niederlage einstecken muss und nicht immer der große Alleschecker und unfehlbare Inspektor ist. Macht ihn doch gleich nochmal sympathischer. Man weiß ja, die Niederlagen sind nie von langer Dauer.

Ja, das ist genau das, was ich auch noch erfragen wollte.
Ob es nicht auch 'ne gewisse Genugtuung ist, wenn Perfektion kurzzeitig mal bröckelt.
Ich habe in letzter Zeit viel Poirot geguckt, der am Ende ja meist ein halbes Dutzend Leute vor sich sitzen hat, um kund zu tun, dass er alle durchschaut hat und den Mörder mit Leichtigkeit überführen kann.
Auch bei Columbo besteht ja dieser Hang, Fehlbarkeit auszuschließen.
Von daher finde ich diese kleinen reingestreuten Pleiten, die er zwischendurch mal erleidet recht bekömmlich.
Columbo stammt wie Poirot natürlich noch aus einer ganz anderen Tradition von Ermittlern, als wie wir sie etwa im "Tatort" präsentiert bekommen.
Da gehören Niederlagen, vornehmlich im privaten Bereich, ja quasi zum Standard.
Da gibt es Probleme in der Ehe, mit den Kindern, dem Chef oder mit dem Alkohol.
Mitunter auch mal handwerkliche Fehler bei Verhören...
Das ist ein Konvolut an ermittlungshemmenden Faktoren, so dass man am Ende ja fast schon überrascht sein muss, dass der Täter überführt wird.
Es ist 'ne Frage der Gewichtung, aber so die ein oder andere Fehleinschätzung hätte ich Columbo gerne noch erlaubt.
Not too much disaster, but also not too much perfection.
(Dann wäre auch "Blumen des Bösen" vielleicht 'ne herausragende Folge geworden )

Das intuitive Ermitteln und die Spürnase finde ich bei solchen Einzelkämpfern schon sehr wichtig, aber es würde mich stören, wenn Columbo plötzlich mitten in einer Ehekrise Amok läuft (wie beim Tatort) oder eine schwerwiegende Schaffenskrise erleidet (wie beim Tatort). Oder sich sein Instinkt völlig vertut (wie beim Tatort).

Andererseits will ich aber auch sehen, dass er sich seine Erfolge nicht nur intuitiv erschnüffelt sondern auch schon mal hart daran arbeiten und alles geben muss. Und auch mal eine Hirnflaute hat oder die Lage kurzzeitig falsch einschätzt, sich von jemandem täuschen oder einwickeln lässt oder sich seiner Sache nicht ganz sicher ist.

Es gibt Folgen, in denen er sich seinen Erfolg mit körperlichem und geistigem Einsatz richtig toll selbst erarbeitet (ich denk nur an Milo Janus und die Rennerei plus der Sand und die Pillen zum Frühstück und dann auch noch der Kampf mit der neuen Computertechnik und deren Betreuern).
Und es gibt Folgen, in denen ihm scheinbar alles mundgerecht zufliegt wie den Schlaraffen die gebratenen Tauben. Solche Folgen gefallen mir persönlich nicht so, weil mich diese hellseherische Ermittlerei stört, zu märchenhaft rüberkommt.

In seinen ersten Folgen gefällt er mir daher auch nicht so gut, viel zu perfekt und von sich eingenommen... fast schon selbstverliebt manchmal.
Columbo, der in sich selbst als Columbo verliebt ist, ist zwar logisch nachvollziehbar, geht mir aber dann doch quer durch den Magen.

Er hat es ja überwiegend mit sehr intelligenten Mördern zu tun, die ihm zeitweise ebenbürtig oder sogar erstmal immer einen Schritt voraus sind... das macht die Faszination bei Columbo ja auch aus... da erwarte ich dann eben auch, dass es gewisser besonderer Columbo-Energie (und nicht nur Genie!) bedarf, um diese Mörder dingfest zu machen.
Tut er das mal eben nebenbei und kommt auf die schrägsten Beweise mit zwei Blitzgedanken, dann fühle ich mich veräppelt. Solche Diskussionen/Kritik gabs ja auch schon im Bewertungsteil. Das geht scheinbar nicht nur mir so.

Von Niederlagen möchte ich bei Columbo eigentlich nicht sprechen. Er verliert vielleicht gelegentlich eine Schlacht, gewinnt aber doch immer den Krieg, sprich es obsiegt dank Columbo die Gerechtigkeit...

WalterJörgLangbein hat geschrieben:Er verliert vielleicht gelegentlich eine Schlacht...

Wobei "General" Columbo in der allerletzten Szene von "Tödliche Kriegsspiele" auch auf General Padgets Schlachtfeld triumphiert...

Schön, dass Du wieder hier bist, Walter!

Gruß
Klaus

Danke, Klaus! Gestern Nacht wurde mir bewusst, wie lange ich schon nicht mehr im Forum war... und habe den Weg schnell wieder gefunden, kannte sogar noch das Passwort...

Hallo Zusammen,
endlich komme ich auch mal wieder dazu hier rein zu schauen
Also seine "Niederlagen" zu thematisieren find ich ne klasse Idee
Also, ich denke das schlimmste für unseren Inspektor war die Sache mit Mrs. Hunter, dann die Verwirrung bei Tommy Brown und danach die "falsche" Identifizierung von Audrey.
Das umkrempeln der Baustelle um Beau`s Leiche zu finden ist m M nach klar kalkuliert, er will Markham in Sicherheit wiegen ...
Auch Lauren Staton hat er m M nach sofort, zumindest aber recht schnell durchschaut.
Aber solche "Niederlagen" machen den Inspektor auch wieder etwas menschlicher

Hallo, rehamann! Ich war viel, viel länger weg als Du, bin nun aber wieder dabei...

Zur Umfrage... Eine vorübergehende Niederlage gab es schon für Columbo dann und wann, doch der Sieg am Schluss war dann noch köstlicher für den Inspektor.

Ich habe gestimmt für:

-Columbo findet nach Dr.Mayfields Operation kein altes Nahtmaterial im OP...da guckt der Doktor siegessicher und Columbo ungläubig

Servus......war jetzt auch eine zeitlang weg. Schön sind auch wieder gestandene Mitglieder aktiv
Habe meine Stimmen für das Auftauchen von Hunter und die Aktion mit dem Betonpfeiler gegeben.
Schaue die Archidekten Folge gerade auf Orf 2.