Mörderfehler, die ich nie machen würde

Alles rund um die Columbo-Episoden, ihr könnt Fragen stellen oder einfach nur über die verschiedenen Folgen plaudern.

Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon zimtspinne » Sa, 23.08.2014 08:39


ich hab nach einem halben Jahr Pause mal wieder nächtliche Columbotage gehabt diese Woche....

unter anderem war das Traumschiff dran und da hab ich mich ja -mal wieder- so über Danzingers in meinen Augen großen Mörderdummheiten geärgert. Naja gut, geärgert ist das falsche Wort, ohne die dummen Fehler wärs ja auch langweiliger, aber bisschen wurmen tut mich das doch.

Als Krimifan kann ich mich ja auch immer gut in die Mörder reinversetzen, ok in manche nicht, aber bei Columbo gibts da keine Probleme, die sind ja recht "normal" gestrickt.

Bei Danzinger sehe ich das Hauptproblem darin, dass er ein kleines Mamasöhnchen ist. Seine ältere Ehefrau spielt den part der Mama. Scheinbar wird er von ihr betüdelt und verwöhnt - so gingen ihm auch die Handschuhe durch die Lappen.

Nie im Leben würde ich mich bei einem Mordplan als Danzinger, bei der eine Geliebte zu beseitigen ist, so abhängig von der Ehefrau machen.... die Handschuhe würde ich selbst einpacken und weder eine Diskussion über vergessene Golfhandschuhe starten (an die sich die Ehefrau später bei einer Befragung erinnern könnte) noch würde ich es dem Zufall überlassen, ob auf dem Kreuzfahrtsschiff Handschuhe zu finden sein werden.

Nächster Fehler: die Waffenquittung unterschieben und dann auch noch demonstrativ ganz nach oben legen.... so leichtsinnig verhält sich doch kein Täter der Welt mit einem IQ über 70.
Diese Unterschieberei hätte ich einfach unterlassen; sie ist zu offensichtlich und zu plump.

Was ich auch niemals so leichtfertig tun würde: Die Verpackung der Pillen einfach in den Pool fallen lassen. Ich hätte die auch nicht erst dort aus der Verpackung genommen, sondern schon früher unbeobachtet und dann hätte ich die Verpackung in einem unbeobachteten Moment über Bord entsorgt.
Ich gehe davon aus, er nahm das Zeug schon mit aufs Schiff (oder klaute er das aus dem Medischrank? Wohl kaum, er konnte nicht damit rechnen, dass es das dort gibt und muss sich ja vorher informiert haben, welches Medi für so eine Aktion geeignet ist), da hätte ich die Originalverpackung schon zu Hause vernichtet und es irgendwo in einer neutralen Verpackung versteckt. Was, wenn die Ehefrau das Medi gefunden hätte und dumme Fragen stellt?

Die auffällige Husterei am Pool hätte ich auch unterlassen. Keine Ahnung, ob er damit vorsorgen wollte, dass ihn auch jemand sieht und nachher retten kann... oder ob er damit begründen wollte, dass er mit den Händen an seiner Nase rumfummelt.... jedenfalls war das viel zu auffällig und viel unauffälliger wäre ein schneller Zug an dem Zeug gewesen, vielleicht versteckt hinter einem Taschentuch. Das hätte ich vorher geübt, da ich nicht schätze, er ist dran gewöhnt, sich alles mögliche in die Nase zu ziehen.

Überhaupt hätte ich mir so eine einsame herumpilgernde Geliebte nie ausgesucht, viel zu hohes Risiko, dass die anhänglich wird.
Wenn das dann schon passiert, hätte ich es lieber erstmal mit Geld versucht und sie nicht gleich ermordet und falls das dann doch nötlg wird, hätte ich mir dafür kein abgeschlossenes Kreuzfahrtsschiff ausgesucht.
Ein Mörder will doch den Tatort möglichst schnell verlassen.... und nicht gezwungen sein, noch wochenlang dort unter möglichen Zeugen zu verweilen, die sich plötzlich bei seinem Anblick erinnern könnten.

Ich denke da an den Kellner, der ihm auf der Treppe begegnete. Auch der Krankenschwester könnten Auffälligkeiten einfallen, wie etwa ein Geräusch, auf das sie im ersten Moment nicht achtete.

also nee, das würde ich mir nicht geben, alles viel zu riskant und stressig.

Mal schauen, ob mir ein Mörder begegnet, der alles so macht, wie ich es auch tun würde als Mörder.
Benutzeravatar
zimtspinne
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 2367
Registriert: Mo, 13.07.2009 12:20

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon Tiktaalik » Sa, 23.08.2014 11:12


zimtspinne hat geschrieben:ich hab nach einem halben Jahr Pause mal wieder nächtliche Columbotage gehabt diese Woche....

unter anderem war das Traumschiff dran und da hab ich mich ja -mal wieder- so über Danzingers in meinen Augen großen Mörderdummheiten geärgert. Naja gut, geärgert ist das falsche Wort, ohne die dummen Fehler wärs ja auch langweiliger, aber bisschen wurmen tut mich das doch.

Als Krimifan kann ich mich ja auch immer gut in die Mörder reinversetzen, ok in manche nicht, aber bei Columbo gibts da keine Probleme, die sind ja recht "normal" gestrickt.

Bei Danzinger sehe ich das Hauptproblem darin, dass er ein kleines Mamasöhnchen ist. Seine ältere Ehefrau spielt den part der Mama. Scheinbar wird er von ihr betüdelt und verwöhnt - so gingen ihm auch die Handschuhe durch die Lappen.

Nie im Leben würde ich mich bei einem Mordplan als Danzinger, bei der eine Geliebte zu beseitigen ist, so abhängig von der Ehefrau machen.... die Handschuhe würde ich selbst einpacken und weder eine Diskussion über vergessene Golfhandschuhe starten (an die sich die Ehefrau später bei einer Befragung erinnern könnte) noch würde ich es dem Zufall überlassen, ob auf dem Kreuzfahrtsschiff Handschuhe zu finden sein werden.

In der Realität würde Danzinger wohl kaum seine Ehefrau nach den Handschuhen fragen, sondern sie einfach selbst suchen. Sollte er sie dann nicht finden, würde er sicher nicht seine Frau fragen, da sie sich, wie du richtig bemerkt hast, daran erinnern könnte. Für mich als Zuschauer wäre es aber ziemlich blöde, mit anzusehen, wie Danzinger zu Beginn der Episode etwas sucht, ohne, dass ich weiß, was er sucht und warum er es sucht. So ein Dialog mit der Ehefrau ist für den Zuschauer praktikabler.
Dass Danzinger durch das Fehlen seiner Golfhandschuhe ein wenig improvisieren muss, gefällt mir sogar. Dadurch muss er ein paar Handschuhe stehlen und bekommt später die scheinbare Gelegenheit, Harrington den Mord "endgültig" anzuhängen, nachdem das "L" auf dem Spiegel sowie die Quittung von der Waffe auf Harringtons Namen nicht ausreichend waren.
zimtspinne hat geschrieben:Nächster Fehler: die Waffenquittung unterschieben und dann auch noch demonstrativ ganz nach oben legen.... so leichtsinnig verhält sich doch kein Täter der Welt mit einem IQ über 70.
Diese Unterschieberei hätte ich einfach unterlassen; sie ist zu offensichtlich und zu plump.

Es ist nunmal in vielen Columbo-Episoden so, dass der Mörder den Verdacht auf jemand anderen lenkt. Davon leben einige Columbo-Episoden. Zudem sind die Überführungen der Mörder, die dadurch zustande kommen, weil sie den Verdacht auf jemand anderen lenken, sehr gelungen. Danzinger wäre ansonsten evtl. nie überführt worden.
zimtspinne hat geschrieben:Was ich auch niemals so leichtfertig tun würde: Die Verpackung der Pillen einfach in den Pool fallen lassen. Ich hätte die auch nicht erst dort aus der Verpackung genommen, sondern schon früher unbeobachtet und dann hätte ich die Verpackung in einem unbeobachteten Moment über Bord entsorgt.
Ich gehe davon aus, er nahm das Zeug schon mit aufs Schiff (oder klaute er das aus dem Medischrank? Wohl kaum, er konnte nicht damit rechnen, dass es das dort gibt und muss sich ja vorher informiert haben, welches Medi für so eine Aktion geeignet ist), da hätte ich die Originalverpackung schon zu Hause vernichtet und es irgendwo in einer neutralen Verpackung versteckt. Was, wenn die Ehefrau das Medi gefunden hätte und dumme Fragen stellt?

Mit der Verpackung hast du Recht. Die hätte er vorher entsorgen können.
zimtspinne hat geschrieben:Die auffällige Husterei am Pool hätte ich auch unterlassen. Keine Ahnung, ob er damit vorsorgen wollte, dass ihn auch jemand sieht und nachher retten kann... oder ob er damit begründen wollte, dass er mit den Händen an seiner Nase rumfummelt.... jedenfalls war das viel zu auffällig und viel unauffälliger wäre ein schneller Zug an dem Zeug gewesen, vielleicht versteckt hinter einem Taschentuch.

Ja, er wollte damit begründen, dass er mit den Händen an seiner Nase herumfummelt. Wenn er das Zeug einfach so, versteckt hinter einem Taschentuch, eingenommen hätte, bestünde die Gefahr, dass das jemand gesehen hätte. Da fand ich den gespielten Hustenanfall eingentlich ziemlich gut.

zimtspinne hat geschrieben:Das hätte ich vorher geübt, da ich nicht schätze, er ist dran gewöhnt, sich alles mögliche in die Nase zu ziehen.

Wer weiß, wer weiß? Vielleicht hat er das ja vorher geübt? Oder hättest du die Szene, in der die Übung zu sehen ist, gerne gesehen? Das stelle ich mir a) nicht besonders spannend und b) in diesem Moment reichlich sinnlos vor. Gut, dass man diese Szene weggelassen hat.
zimtspinne hat geschrieben:Überhaupt hätte ich mir so eine einsame herumpilgernde Geliebte nie ausgesucht, viel zu hohes Risiko, dass die anhänglich wird.

Für viele Leute ist es nicht so einfach, ihre Gefühle zu kontrollieren. Danzinger hat sich wohl einfach verliebt und Liebe macht bekanntlich blind.
zimtspinne hat geschrieben:Wenn das dann schon passiert, hätte ich es lieber erstmal mit Geld versucht und sie nicht gleich ermordet und falls das dann doch nötlg wird, hätte ich mir dafür kein abgeschlossenes Kreuzfahrtsschiff ausgesucht.

Rosanna Wells hat ihn erpresst. Das Problem dabei ist, dass Danzinger sich nie sicher sein kann, dass sie wirklich den Mund hält, auch wenn er ihr das Geld gibt. Zweitens könnte sie immer mehr und mehr Geld fordern. Sie hat ihn ja schließlich für immer in der Hand. Das Mordmotiv kann ich absolut nachvollziehen.
Dass der Mord auf einem Schiff passiert, gefällt mir sehr gut. Die Atmosphäre ist wunderbar speziell und man kann herrlich bewundern, wie einfallsreich Columbo mit seinen begrenzten zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ermittelt. Für den Mörder hat das Schiff den Vorteil, dass er Beweise eigentlich relativ gut verschwinden lassen kann, indem er sie über Bord wirft.
zimtspinne hat geschrieben:Ein Mörder will doch den Tatort möglichst schnell verlassen.... und nicht gezwungen sein, noch wochenlang dort unter möglichen Zeugen zu verweilen, die sich plötzlich bei seinem Anblick erinnern könnten.

Viele Mörder in Columbo sind anschließend noch häufig am Tatort anzutreffen, Rumford mordet in der Militärakademie, u. a. Dr. Flemming zu Hause, etc. Das ist für mich kein Kritikpunkt.
An was sollen sich die Zeugen denn erinnern können? Die Aktion, bevor er ins Wasser fiel, begründet er sehr gut mit seinem Hustenanfall. Da wird sicher keiner auf andere Erkenntnisse kommen, weil er ihm 2 Tage später auf dem Schiff erneut begegnet. Beim Mord selber war Danzinger mit seinem Opfer allein. Ich sehe da wirklich kein Problem.
zimtspinne hat geschrieben:Ich denke da an den Kellner, der ihm auf der Treppe begegnete. Auch der Krankenschwester könnten Auffälligkeiten einfallen, wie etwa ein Geräusch, auf das sie im ersten Moment nicht achtete.

Klar, da geht Danzinger ein gewisses Risiko ein. Auch, dass er für seinen Mord quasie über das ganze Schiff laufen muss und jederzeit Gefahr läuft, gesehen zu werden, habe ich bereits in meiner Bewerung geschrieben.
zimtspinne hat geschrieben:also nee, das würde ich mir nicht geben, alles viel zu riskant und stressig.

Mal schauen, ob mir ein Mörder begegnet, der alles so macht, wie ich es auch tun würde als Mörder.

Da bin ich wirklich gespannt! :)
Benutzeravatar
Tiktaalik
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 2737
Registriert: Mi, 18.07.2012 13:35

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon Doc Brown » Sa, 23.08.2014 11:28


Es ist ja eine alte Diskussion. Es gibt Mörder, die haarsträubend viele Fehler machen. Eine andere Episode, die mir da ad hoc in den Sinn kommt, ist "Tödliche Liebe". Der Höhepunkt ist sicherlich das Zurechen des Beetes mit einem anderen Muster als das vom Gärtner hinterlassene. Da erkennt jedes Kind, dass jemand Spuren verwischen wollte. Durch den Indizienreichtum sind die Epsioden auf dem Traumschiff und "Tödliche Liebe" aber kurzweilig und unterhaltsam, weil Columbo ausreichend Futter für seine Ermittlungen hat. Das ist dann die andere Seite der Medaille.

Den dicksten Patzer vom Traumschiff hast du übrigens noch gar nicht aufgezählt: Das "L" auf dem Spiegel. Danzinger hat sie doch selbst erschossen und gemerkt, dass sie sofort tot war. Er muss doch wissen, dass die Mediziner das auch herausfinden werden und sie so unmöglich das L mit letzter Kraft auf dem Spiegel schreiben konnte. Das ist so eine Szene, wo ich mir jedes Mal mit der flachen Hand auf die Stirn klatsche.

Ansonsten stimme ich dir vollumfänglich zu. Es ist schon etwas unglücklich auf einem Kreuzfahrtschiff zu morden, wo man nicht weg vom Tatort kann, selbst wenn man will. Der Weg zum Mord und wieder zurück auf die Krankenstation ist auch sehr, sehr risikoreich und für einen Mord eigentlich (zu) unkalkulierbar.
Kevin kann ich mich auch anschließen.Manche Szenen müssen einfach sein, damit dem Zuschauer der Zusammenhang klar wird.

Nun gut. Mein Vater sagt immer: Es ist doch nur ein Film... :wink:
Döp döp döp de de döp döp döp
(H.P. Baxxter)
Benutzeravatar
Doc Brown
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 6880
Registriert: Di, 04.01.2011 20:01
Wohnort: Mittelhessen

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon martha » Sa, 23.08.2014 14:23


Doc Brown hat geschrieben:Den dicksten Patzer vom Traumschiff hast du übrigens noch gar nicht aufgezählt: Das "L" auf dem Spiegel. Danzinger hat sie doch selbst erschossen und gemerkt, dass sie sofort tot war. Er muss doch wissen, dass die Mediziner das auch herausfinden werden und sie so unmöglich das L mit letzter Kraft auf dem Spiegel schreiben konnte. Das ist so eine Szene, wo ich mir jedes Mal mit der flachen Hand auf die Stirn klatsche.


Ja, der Schiffsdoc ist ja auch recht sicher, dass Rosanna sofort tot gewesen sein muss.
Auf Columbos Nachfrage wird er dann etwas wacklig und gibt ihr möglichweise doch noch 2 Sekunden Lebenszeit nach dem Schuss.
Objektiv betrachtet würde das für ein L gerade noch reichen, immer vorausgesetzt, dass sie den Lippenstift schon in der Hand hatte. Für ein M etwa hätte die Zeit aber wohl nicht gereicht.
Aber von der Logik her ist es in der Tat absolut nicht überzeugend.
Wenn Lloyd Harrington der Täter gewesen wäre, hätte er dieses L ja wohl auch weggewischt.
Aber offenbar hatte Danzinger diesen festen Plan, das L auf den Spiegel zu schreiben, weil er vielleicht nicht annahm, dass sein Schuss sofort tödlich wäre.
Da fand bei ihm keine Umorientierung des Angriffsplans mehr statt.
Das wurde halt stur durchgezogen.
Viel Zeit zum überlegen hatte er ja auch nicht.
Grundsätzlich gesteh ich jedem Mörder ein oder zwei Fehler zu, weil das ja letztlich auch Columbos Indizienfutter ist.
Es gibt ja keinen Mörder, der keine Fehler macht.
Nur ob diese haarsträubend oder im Sinne der Logik verzeihbar sind beurteilt nicht jeder Zuschauer gleich.
Lässt man sich komplett unkritisch auf die Sache ein oder ist man im anderen Extrem erbsenzählerisch unterwegs?
Also ich hab immer versucht, die goldene Mitte zu finden.
Und dazu gehört auch, sich in die jeweilige Situation des Mörders hineinzuversetzen und zu prüfen, ob sein Verhalten mit dem Gesamtbild, das ich von ihm im Laufe der Folge gewinne, übereinstimmt.
Und da mein Gesamteindruck von Danzinger ohnehin nicht sonderlich hoch angesiedelt ist gesteh ich ihm auch gerne mehr als zwei Ungereimtheiten zu. :)
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
"Martha."
Benutzeravatar
martha
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 16259
Registriert: Mi, 08.03.2006 00:59
Wohnort: Bochum

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon zimtspinne » Sa, 23.08.2014 16:35


Ob die Produzenten sich Gedanken in diese Richtung machten? Den Mördertyp auf seine Fehlerzahl abstimmten?
Der einfältige Danzinger bekommt ein paar mehr plumpe Fehler aufgebrummt als ein scharfsinniger Santini oder Dr. Flemming?

Sicher bin ich mir allerdings, einer der Macher muss schlechte Erfahrungen mit Gebrauchtwagenhändlern gemacht haben. Dieses Berufsbild kommt ja elend schlecht weg und Columbo hackt ganz offen auf ihnen rum, wie er es nur selten tut (mir fällt nur der Intelligenzclub ein) und unterstellt den lieben Autohändlern auch gleich noch ganz selbstverständlich Mauschelei und Urkundenfälschung :o

Was das L angeht, muss ich den Mörder aber mal in Schutz nehmen.
Er wusste ja, dass kein Pathologieteam da dran gehen wird, sondern "nur" ein einfacher Schiffsarzt. Der wahrscheinlich nicht mal ne Kühltruhe für die Leiche hat....
wenn man eben kurz denkt wie Danzi, dann macht man sich da keine Gedanken, ob die Zeit noch ausreichen konnte für ein L.

Was aber völlig durch den Wind ist, ist ja die Verdächtigung Lloyds durch diese Aktion.... ja, wieso sollte der als Mörder das verdächtige L stehenlassen?
Oder war das so gedacht, der Mörder könnte schon zur Tür raus sein und das Opfer schwang nochmal kurz die Hufe und malte ein L mit dem Lippenstift? Jeder Mörder würde sich aber wohl doch vom Tod seines Opfers überzeugen...?

Das ist gar nicht plausibel und grenzt schon an ziemliche Doofheit.

Ich nehme mir aber heute abend mal einen scharfsinnigen Mörder vor, mal sehen, was ich da so finde und ob die obige Theorie stimmen könnte.
Benutzeravatar
zimtspinne
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 2367
Registriert: Mo, 13.07.2009 12:20

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon Mr. Brimmer » Sa, 23.08.2014 19:38


Die größten Pfuscher und Spurenliegenlasser bei den Mördern
sind für mich immer noch Hollister und Dr. Mason...Der General
redet sich unnötigerweiser schon bei der 1. Begegnung mit Columbo
um Kopf und Kragen...und der Doc hinterläßt Spuren noch und nöcher..
Benutzeravatar
Mr. Brimmer
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 4119
Registriert: Mo, 30.03.2009 08:51

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon Trenchcoat » So, 24.08.2014 18:59


Grundsätzlich muss man ja berücksichtigen, dass eigentlich alle Mörder Ersttäter sind und oft im Affekt handeln. Dass in solchen Fällen Spuren hinterbleiben ist nur allzu logisch.

Bei Danzinger auf dem Schiff fand ich den dussligsten Fehler das verstecken der Handschuhe. Doch war dieser nur das Sahnehäubchen in einer Kette von Fehlern.

Andererseits machen viele Täter exterm unlogische Fehler. Z. B. Abigail Mitchell mit dem Schlüssel. Bloss weil ihr Columbo ein Mal am Meer begegnet gibt sie diesen eigentlich ziemlich guten Plan auf. Weshalb sie nicht später nochmals dorthin fährt konnte ich schon beim ersten Mal nicht verstehen. Jedes Mal wenn ich diese Episode sehe macht sie denselben Fehler. :D
Trenchcoat
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 712
Registriert: Di, 12.02.2013 11:45

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon zimtspinne » So, 24.08.2014 19:39


Bei Danzinger find ich einige Fehler deshalb so übel, weil der den Mord ja scheinbar schon länger auf der Agenda und im Detail auch schon Wochen vorgearbeitet hatte (Waffenkauf, Ausflugsplanung für seine Autohändler zum passenden Zeitpunkt etc).

Klar, ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und kein Mörder denkt an alles... aber viele der Fehler wären auch für einen Laienmörder vermeidbar gewesen, wenn er einfach seine sieben Sinne mal zusammengenommen hätte.

Da waren ja viele Spontanmorde besser durchgeführt bzw es wurde bei bösen Überraschungen eben improvisiert. Das kann man von einem Columbomörder doch schon erwarten, er ist doch kein gewöhnlicher Dummbatz.

Abigail ließ sich wie einige andere recht clevere und fast perfekte Mörder vom Inspektor manipulieren. Sie hätte ja nur einmal mitdenken müssen - ja, was hätte Columbo eigentlich mit dem Schlüssel mehr an Beweisen in der Hand und gegen wen?
Es war doch in jedem Fall besser, den Mantel des Vergessens oder besser Verschwindens drüber zu breiten - keine Risiken.
Sie war ja auch selbst dabei, als ihr Grundstück gründlichst durchkämmt wurde. Weshalb um Himmels Willen sollte jemand den Schlüssel übersehen haben?
Da Abi aber sonst nicht durch sehr große Blödheiten auffiel, verzeih ich ihr das gut und gerne. Mir gehts aber bei jedem Ansehen genauso wie dir..... hehe.
Benutzeravatar
zimtspinne
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 2367
Registriert: Mo, 13.07.2009 12:20

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon MrGrady » So, 24.08.2014 23:27


Mich ärgern jedes Mal die überflüssigen Blödheiten in ansonsten relativ perfekten Mordplänen. Die abgebrannten Zigaretten zum Beispiel in "Der erste und der letzte Mord". Dass eine gerauchte Zigarette einem dreckigen Filter hinterlässt, weiß doch auch ein Nichtraucher. Die gesamte Fährte ist völlig absurd. Ein Herzinfarkt als langfristige Folge des Rauchens wird schließlich nicht wahrscheinlicher, wenn ein paar Kippen mehr in der Wohnung herumliegen. Einfach völliger Quatsch... Ähnlich geht es mir mit der Uhr bei "Momentaufnahmen für die Ewigkeit". Nützt dem Mörder logisch betrachtet gar nix, da sich die Zeitangabe manipulieren lässt. Belastet und überführt ihn letztlich aber sogar (Staub und Kamera-Beweis).
Wo Leben herrscht, herrscht Inkonsequenz.
Benutzeravatar
MrGrady
Ltd. Polizeidirektor
Ltd. Polizeidirektor
 
Beiträge: 327
Registriert: Do, 06.12.2012 12:51
Wohnort: Koblenz

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon zimtspinne » Mo, 25.08.2014 02:07


Diese Fehler sind aber Wade Anders wie auf den Leib geschneidert....

Ich kann mir so richtig vorstellen, wie dieser militante Nichtraucher sich tatsächlich noch nie Ziggi-Überreste näher angeschaut hat und glaubt, das ständige Gequarze legt sich mit der Zeit aufs Herz. Zu der Zeit könnte das ja auch der Erkenntnisstand gewesen sein...

Wade dachte halt dann noch ein bisschen quer und meinte, viel hilft viel... auch beim Quarzen. Ist doch niedlich! Mir gefällt er ja nach wie vor, dieser Hornhochse, ihm nimmt man den Dösel voll ab.

Ich habe mir gestern nacht mal Mayfield vorgeknöpft.
Alles in allem hab ich da nicht viel zu meckern.
Hätte an seiner Stelle allerdings das Nahtmaterial nach der OP verschwinden lassen. Es war ja zu erwarten, dass eine erfahrene OP-Schwester beim Wegräumen drüber stolpert, dass sich das Zeug diesmal komisch anfühlt... zumal sie eh schon aufgescheucht wirkte.
Das wäre dann natürlich auch wieder aufgefallen, wenns nach der OP keine Fadenreste gibt... also hätte ich echtes Permanent-Material in der Tasche bereit gehalten und schnell umgetauscht, während die Schwestern sich waschen. Er hätte ja sicherheitshalber die nervige OP-Schwester auch mal kurz ablenken und was holen schicken können oder so... Zeit genug zum Planen hatte er ja auch.
Das war bei Mayfield einfach Selbstüberschätzung und die Meinung, so eine kleine Nervzicke kann ihm schon nicht in die Quere kommen...

Dann lässt er sie auch noch telefonieren - das hätte ich an seiner Stelle versucht zu verhindern, weil damit schon eine Spur gelegt war. Ich wäre ihr einfach nicht von den Hacken gegangen, so dass sie nicht ans Telefon gekommen wäre, bis ich dann später auf dem Parkdeck zuschlagen kann.

Aber das sind in diesem Fall dann für mich verzeihliche Fehler.

Mörder, die einem Opfer was unterschieben und damit versuchen, von sich abzulenken und auf eine bestimmte Spur zu führen, gehen eh ein enorm hohes Risiko ein.
Bei Mayfield führte das dann ja auch zur Kettenreaktion - er musste weitermachen und die Kreise immer weiterziehen. Tat mir fast ein bisschen leid, der Gute :wink:
Benutzeravatar
zimtspinne
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 2367
Registriert: Mo, 13.07.2009 12:20

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon martha » Mo, 25.08.2014 17:35


Ich fand diese Schlüsselszene von Abi und Columbo am Meer eigentlich erfreulich überraschend.
HIer geht eine Mörderin einfach mal in die Offensive. Ist ja letztlich auch 'ne mögliche Taktik.
Sie merkt ja, dass Columbo diese Schlüssel besonders interessieren, und da sagt sie sich einfach: Wenn ich sie ihm jetzt einfach gebe, dann ist diese lästige Suche definitiv beendet.
Sie belastet sich dadurch ja auch nicht sonderlich.
Ähnlich hat es ja schon Dr.Flemming in der ersten Folge gemacht.
Da hat ihn Columbo ja dauernd mit diesen unauffindbaren Handschuhen belästigt, die Mrs.Flemming wohl getragen hatte, die aber nicht bei der Wäsche gefunden wurden.
Und bevor Columbo die Wohnung noch mal durchwühlt sagt Flemming einfach:"Ich hab sie gefunden."
Ist ja letztlich auch die Überlegung eines Mörders, die Sache irgendwie in Eigenregie schneller zu beenden, wenn die Suche der Polizei keinerlei Fortschritte macht.
Für mich ein nachvollziehbares Offensivverhalten der Mörder.
Ist mir lieber als diese durchgehende Defensivtaktik von Wade Anders.
Der begeht seinen Mord und sitzt die Sache dann bis zum bitteren Ende aus.
Als einzige Maßnahme nur noch die Schönheit spazieren zu tragen ist mir dann auch zu wenig.
Da sind mir Mörder wie Dale Kingston oder Dr.Mayfield, die sich so richtig abrackern doch wesentlich lieber.
Es geht ja auch immer um den Unterhaltungswert für den Zuschauer.
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
"Martha."
Benutzeravatar
martha
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 16259
Registriert: Mi, 08.03.2006 00:59
Wohnort: Bochum

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon zimtspinne » Di, 26.08.2014 18:52


Ihr habt mich bisschen missverstanden.

Mir geht es hier nicht so sehr um die Mörderfehler aus Logik- oder Stimmigkeitssicht. Die haben wir ja in den Bewertungen schon immer mal wieder erwähnt und durchgekaut.

Mich hat eher interessiert, welche Fehler ihr selbst nicht machen würdet, wenn ihr in den Stapfen der Mörder wärt. Welche Details würdet ihr bei eurem jeweiligen Mordplan anders machen oder weglassen? bzw bei der Umsetzung des Mordplanes, der Begegnung mit Columbo oder auch bei der Überführung?

Ich kam darauf, weil ich mich bei manchen Fehlern einfach immer wieder frag, was sich der Mörder dabei gedacht hat... ich meine nicht den Aha-Effekt "also das würde ich eventuell vielleicht...anders machen" sondern wo man sich recht sicher ist, man wäre als Mörder andres herangegangen.

In einige Böswichter und Mordgeschehen kann ich mich gar nicht eindenken - zB Der alte Mann/die Brenner-Story/Bluthochzeit/und paar andere- oder aber ich finde die Mordstory so gelungen, dass ich gar nicht auf Fehler achte -zB bei Santini-.

ok, wer sich allgemein nicht in Mordpläne und Mördergehirne reindenken kann, ist da außen vor. Ich hab aber so den Eindruck, die meisten Columboanhänger machen das ganz gerne :oops:

Ich werde das hier auf jeden Fall noch vervollständigen. Immer mal wieder.
Benutzeravatar
zimtspinne
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 2367
Registriert: Mo, 13.07.2009 12:20

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon Doc Brown » Di, 26.08.2014 19:13


Einen Fehler, den ich nie machen würde, ist das abgebissene Käsestück von Oscar Finch. Damit hinterlässt er eine völlig unnötige Spur von sich am Tatort. Es sind ja nicht nur die Bissspuren, sondern auch der Speichel. Auch wenn die Forensik damals vielleicht noch nicht soweit war, kann er sich diese unnötige Spur wirklich schenken. Er denkt an alles, sogar an die Schmauchspuren auf den Händen und schießt dann am Ende des Mordes einen solchen Bock. Das ist mir jedes Mal wieder ein *facepalm* wert. :mauer:

Ein Fehler, der mir auch passieren würde, ist die Einladung von van Wyck. Das ist einfach eine gewisse Schusseligkeit bzw. Fahrigkeit, die perfekt zu van Wyck und zu mir passt. Da schnappt man sich nach dem Mord ohne nachzudenken die Einladung und denkt gar nicht daran, dass man dazu über die Leiche steigen muss und man die Einladung während des Mordes noch auf dem Band sieht. Das ist für mich ohnehin eine der besten Auflösungen der gesamten Reihe. Wahnsinns a-ha-Effekt und ein absolut nachvollziehbarer Fehler.
Döp döp döp de de döp döp döp
(H.P. Baxxter)
Benutzeravatar
Doc Brown
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 6880
Registriert: Di, 04.01.2011 20:01
Wohnort: Mittelhessen

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon Tiktaalik » Di, 26.08.2014 20:28


Doc Brown hat geschrieben:Einen Fehler, den ich nie machen würde, ist das abgebissene Käsestück von Oscar Finch. Damit hinterlässt er eine völlig unnötige Spur von sich am Tatort. Es sind ja nicht nur die Bissspuren, sondern auch der Speichel. Auch wenn die Forensik damals vielleicht noch nicht soweit war, kann er sich diese unnötige Spur wirklich schenken. Er denkt an alles, sogar an die Schmauchspuren auf den Händen und schießt dann am Ende des Mordes einen solchen Bock. Das ist mir jedes Mal wieder ein *facepalm* wert. :mauer:

Warum würdest du diese Spur am Tatort nicht hinterlassen? Weil du bereits in unzähligen Krimiserien gesehen hat, dass man so ein wichtiges Beweismittel hinterlassen würde. Deshalb ist heutzutage das Aufklären von Verbrechen schwieriger geworden. Jeder Idiot weiß mittlerweile natürlich, dass er bei einer Straftat Handschuhe tragen sollte, etc. Damals war die Zeit aber eine andere.

Aber okay, der Thread heißt "Mörderfehler, die ich nicht machen würde". Dein Beitrag passt natürlich. Wärest du aber 20 Jahre jünger, würdest du evtl. den gleichen Fehler wie Oscar Finch machen :)
Benutzeravatar
Tiktaalik
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 2737
Registriert: Mi, 18.07.2012 13:35

Re: Mörderfehler, die ich nie machen würde

Beitragvon Doc Brown » Di, 26.08.2014 20:43


Tiktaalik hat geschrieben: Wärest du aber 20 Jahre jünger, würdest du evtl. den gleichen Fehler wie Oscar Finch machen :)


Kann ich mir nicht vorstellen. Bei einem Mord muss doch die Prämisse gelten: Hinterlasse so wenig wie möglich von dir am Tatort. Auch vor 20 Jahren schon. Daher ist das abgebissene Käsestück völlig unnötig, weil es keinen Zweck erfüllt. Wenn er damit wenigstens eine falsche Spur legen würde, könnte ich es ja noch verstehen, dass er in Unkenntnis über die Möglichkeiten der Gebissrekonstruktion diesen Fehler begeht. Aber einfach so ohne Sinn und Verstand in den Käse beißen? Ich weiß nicht, das passt überhaupt nicht zum ansonsten sehr perfektionistisch durchgeführten Mord.
Döp döp döp de de döp döp döp
(H.P. Baxxter)
Benutzeravatar
Doc Brown
Inspektor
Inspektor
 
Beiträge: 6880
Registriert: Di, 04.01.2011 20:01
Wohnort: Mittelhessen

Nächste


Zurück zu Die Episoden

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste

cron