Columbo und das Frauenbild

Alles rund um die Columbo-Episoden, ihr könnt Fragen stellen oder einfach nur über die verschiedenen Folgen plaudern.

Columbo und das Frauenbild

Beitragvon zimtspinne » Mo, 23.06.2014 14:56


also ich muss mir dazu jetzt mal Luft machen. Nicht, dass ich über Nacht plötzlich zum Feminismus konvertiert bin, Göttin bewahre....

Die einzig halbwegs starken Frauen sind überhaupt nur die Mörderinnen, wobei die durchweg fast ohne Ausnahme Opfer von schwächlichen & durchschaubaren Hallodris werden.
Auch meine Viveca ist da keine wirkliche Ausnahme, ihr neuester Faltenerfolg wird ihr ja auch von solch einem Exemplar geklaut. Immerhin ist der kein waschlappiger Schönling wie bei Allenby, Staton, Theresa und Freestone.

Einen wichtigen part nehmen die Putzfrauen, Haushälterinnen und sonstigen Dienerinnen ein, die zudem auch alle keinen besonders cleveren Eindruck machen.

Die Schnapsdrosseln sind der nächste Schwung, wobei dieses Schicksal immerhin keine Mörderin oder Putzmamsell trifft (das wäre ein doppelter Schlag) sondern eher Opfergattinnen oder Exen.

Nicht vergessen dürfen wir die jungen hübschen Mädels, die allesamt ehrlich und aufrichtig ihre wesentlich älteren Knilche lieben (Barsini ausgenommen), was es aber umgekehrt niemals bei Columbo gibt. Die jungen Männer mit älteren Mörderinnen denken dabei immer nur an ihre Vorteile und ans Geld.
Ganz ehrlich: Wie kann man einen Saftsack wie den Gemäldesammler lieben als junge Frau oder auch als Greisin? Oder Galesko? Oder den Alten Mann auf dem Schiff? Das ist unglaubwürdig hoch zehn. Da waren wohl alternde Säcke am Drehbuch, die vor sich hin träumten :wink:

Ein trauriges Kapitel sind auch die vielen dummen Blondchen und Brünettchen, sowie die devoten und sich unterordnenden Weibchen.
Ausnahmen werden umgehend eliminiert (die Geliebte mit dem Vögelchen zB).
Oder sie werden halt Mörderin. Sonst kann frau als selbstbewusstes und energisches Weibchen bei Columbo keine Karriere machen.

Hab ich noch was vergessen?

ach ja, die Drachinnen (diverse Mördergattinnen).
und die Teufelinnen (Lamarrs Geliebte).

Puh, da ist es doch kein Wunder, wenn es so wenig weibliche Columbofaninnen gibt :maul:
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Re: Columbo und das Frauenbild

Beitragvon rehamann » Mo, 23.06.2014 16:24


Tja, da hat zimtspinne wohl zum großen Teil recht, sehr Frauenfreundlich ist die ganze Filmreihe nicht aber ich denke das liegt auch ein wenig an der Zeit, denn alles begann ja ende der 60`er und da war das Frauenbild doch etwas anders als heute.
Obwohl man schon sagen muss das Columbo auch kompetente und energische Kolleginen hatte, na ja zumindest eine fällt mir spontan ein bei der Folge "Tödliche Liebe" :smoke:
Und auch Falks Frau hat doch oft eine "starke Frau" gespielt....
Außerdem gibt es viele Frauen die auf ältere Männer stehen und, soweit ich dies als Mann beurteilen kann, sehen Robert Vaughn, Dick Van Dyke und Co. ja nicht sooo schlecht aus...
Jedenfalls habe ich sowas schon aus Frauenmund gehört :D
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Re: Columbo und das Frauenbild

Beitragvon martha » Mo, 23.06.2014 17:50


Ja, das ist sicher ein sehr realistisches Frauenbild, das zimtspinne hier zeichnet.
Da ist beim weiblichen Personal der Serie doch viel Naivität, Unterwürfigkeit und Schnaps im Spiel.
Und wenn Frauen stark sind, dann sitzen sie auf dem Geld, haben sehr offensiv die Hosen an und hüten ihre Gatten wie Schäfchen.
Das ist bei Tommy Brown so, beim Commissioner, Danzinger oder Galesko.
Das ist sehr wenig differenziert.
Es geht hier sehr verstärkt darum, Extreme aufzubauen: die starke Gattin und der hilflose Eheknecht.
Danzinger hätte ja auch seine Frau beseitigen können, aber er ist derart mimosenhaft, dass er lieber die unschuldige Geliebte aus dem Weg räumt.

Eine starke Frau ist dagegen als Ausnahme etwa Jess McCurdy aus "Niemand stirbt zweimal".
Kess im Auftreten, nimmt kein Blatt vor den Mund, verströmt ihre Agilität für mich aber leider in der falschen Folge.
Denn wenn man sich als derart souveräne Person in einen Luschi wie Wayne Jennings verliebt, dann ist das irgendwie nicht sehr zwingend.
Die hätte ich mir eher so als heimliche Matrone von Colonel Rumford gewünscht. :)
"Könnten Sie mir wenigstens sagen, welcher Name es war?
War es Kensington oder Arlington?"
"Genau gesagt:Keiner von beiden. Es war Washington."
"Hatten Sie bei dem auch einen Vornamen?"
"Martha."
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Re: Columbo und das Frauenbild

Beitragvon Mr. Brimmer » Mo, 23.06.2014 19:22


Stimmt schon. Alles recht schablonenhaft und klischeebeladen.
Aber das hat auch ne gute Seite. Wenn zu viel Wert auf diese Nebenfigürchen
gelegt werden würde zwecks Charakterzeichnung etc. wäre eventuell der
Rest zu kurz gekommen um den es den Machern hauptsächlich ging...nämlich
Columbo - der Mörder / in - Ermittlung....
Bei den Mörderinnen finde ich das nicht. Die sind doch ebenso wie die Männer
gezeichnet...da gibts beiderseits gute ud weniger gute Beispiele...
...welcher gemäldesammelnde Saftsack denn ? ?-/ meinst du Kingston ?
----- Mrs. Kennicut kommt doch im Vergleich zu vielen recht plausibel rüber.
Für das abgesicherte häusliche Leben tuts der reiche alte Sack...für den Rest
sucht sich gelangweilte Gattin nen jungen Kerl..... :maul:
Dann lehnt sie sich noch gegen Brimmer auf....Alles in allem doch schon ne
recht starke Frau....aus Frauensicht, zumindest :)
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Re: Columbo und das Frauenbild

Beitragvon Klaus » Fr, 03.04.2015 15:09


Wobei eigentlich in sämtlichen Folgen der Eindruck erweckt wird, Columbo wäre quasi resistent gegenüber Frauen. Seine eigene Frau verbirgt er in der gesamten Serie erfolgreich vor den Augen der Öffentlichkeit bzw. des gemeinen TV-Zuschauers und selbst Faye Dunaway vermag ihn mit all ihren Verführungskünsten und sämtlichen auf ihn gerichteten weiblichen Waffen in der Episode "Ein Toter in der Heizdecke" nur scheinbar in selbige einzuwickeln... :wink:

Und in "Wer zuletzt lacht..." bleibt er zwischen den vielen attraktiven Playboy-Häschen ebenfalls erstaunlich cool. Das würde mir selbst in meinem fortgeschrittenen Alter wohl kaum gelingen.

Columbo aber wäre eben nicht Columbo, wenn die Aufklärung eines Mordes an seinen Gefühlen für eine Frau scheitern würde (ob weiblicher Sergeant, Zeugin oder Verdächtige). Innerlich bleibt er halt immer cool und besonnen. 8)

Passt möglicherweise nicht so richtig zu diesem Thema, aber ich habe hierfür kein anderes gefunden.

Gruß
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Re: Columbo und das Frauenbild

Beitragvon zimtspinne » Fr, 03.04.2015 15:47


Ich seh grad, die Überschrift ist ein bisschen missverständlich... klingt so, als ob es um Columbos eigenes Frauenbild geht, ich meinte aber natürlich die Serie.

Wirkt Columbo, also der Inspektor, auf euch asexuell?
Ich finde nicht. Trotz seiner scheinbaren Resistenz gegenüber weiblichen Reizen und Angriffswaffen, verschafft er sich doch immer kleine Auszeiten und angenehme Einblicke in die weibliche Welt.....
er steht eben mehr auf subtile Bauchtänzerinnen als auf vordergründige Playboyhäschen (ich kann ihn da gut verstehen :wink: ) und auch sonst schimmert immer mal wieder Interesse für die Damenwelt durch, zB in Dr. Allenbys Reich.

Ich bin aber, um beim Thema zu bleiben, nach wie vor der Ansicht, Columbo ist eine reichlich frauenfeindliche oder frauchenschlechtmachende (schlechtbetrachtende?) Serie, verglichen mit anderen Serien dieser Zeit. Da kenn ich mich zwar gar nicht so aus *g*, ist jetzt nur mal meine Vermutung.

Gut, dass wir immer noch die Mörderinnen haben und somit wenigstens ein paar Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts mit Charisma, Scharfsinn, Intelligenz und (Alkohol)Abstinenz :P
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Re: Columbo und das Frauenbild

Beitragvon Doc Brown » Fr, 03.04.2015 19:26


Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass der Inspektor ein bisschen prüde und gehemmt ist und sein sexuelles Interesse nicht in der Öffentlichkeit zeigen will. Er hat sich da in der Tat sehr gut im Griff. Früher war man bei diesem Thema doch wesentlich zurückhaltender und defensiver. Columbo hat sich diese Haltung bis zur letzten Folge behalten. Die große Ausnahme stellt in der Tat die Folge mit Lauren Staton dar.
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Re: Columbo und das Frauenbild

Beitragvon Klaus » Sa, 04.04.2015 14:03


zimtspinne hat geschrieben:Ich seh grad, die Überschrift ist ein bisschen missverständlich... klingt so, als ob es um Columbos eigenes Frauenbild geht, ich meinte aber natürlich die Serie.


Da die Überschrift zu diesem Thread aus meiner Sicht zweideutig ausgelegt werden kann, bin ich zunächst auf Columbos eigenes Frauenbild aus meiner Sicht der Dinge eingegangen. Die Serie halte ich nicht für sooo frauenfeindlich wie einige von Euch, obwohl es natürlich eine Menge Indizien (aber keine Beweise!) für diese These geben könnte, wie beispielsweise die vielen Playboy-Häschen in "Wer zuletzt lacht...", Barsinis Gespielinnen in "Selbstbildnis eines Mörders" oder einige Dummchen als Dr. Colliers Kolleginnen in "Der Schlaf, der nie endet".

zimtspinne hat geschrieben:Wirkt Columbo, also der Inspektor, auf euch asexuell?


Also asexuell wirkt er auf mich eigentlich nicht, in diesem Fall wäre er wohl kaum verheiratet. Ein wahres Feuerwerk an asexuellem Gegenteil bietet m. E. die alles andere als frauenfeindliche Episode "Black Lady" mit der äußerst phantasievollen Dr. Joan Allenby, die Columbo zunächst einiges Kopfzerbrechen bereitet. Das fängt schon mit dem Originaltitel "Sex And The Married Detective" an, den ein deutscher Verleiher so wohl nie vergeben würde. Und als Dr. Allenby ihn fragt: "Wie ist es um ihre Sexualität bestellt, Inspektor?", spricht seine Reaktion Bände: "Ich bin ein verheirateter Mann, Mam. Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen." Hier scheinen die Phantasien einer dominanten Sexualtherapeutin über einen eher verklemmten Inspektor noch zu triumphieren, aber dann kommt es eben doch wie beim Fußball: Abgerechnet wird zum Schluss! :lol:

Dass in dieser Folge eine kleine, attraktive Sekretärin der mächtigen Sex-Therapeutin den Mann wegschnappt, ist aus meiner (männlichen) Sicht durchaus eher verständlich und weniger frauenfeindlich. Und es gibt in der Serie noch einige Beispiele, die aufzuzählen ich mir hier und jetzt erspare, wo richtige Powerfrauen am Ende vor Columbo die (weiblichen) Waffen strecken müssen.

Gruß
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Re: Columbo und das Frauenbild

Beitragvon zimtspinne » Sa, 04.04.2015 14:59


Was Frauen so unter frauenfeindlich verstehen und was Männer darunter verstehen oder was Männer meinen, das für Frauen frauenfeindlich ist, darüber müsste nochmal gesondert diskutiert werden :P

Ich fand jetzt als Frau weder die Playboyhäschen besonders frauenfeindlich, noch viel weniger den Barsiniharem.

Das sind ja so Arrangements, in der Biologie von Mann und Frau begründet, die es schon immer gab und auch immer geben wird, solange sich an den genderspezifischen Tatsachen nix ändert (tut es hier und da schon).

Was ich eher meinte, sind die massenhaft vertretenen Dummchen (in verschiedenen Rollen), die weiblichen Suffies, auch die weiblichen Mörder, die überwiegend aus verletzter Eitelkeit (wegen eines Geliebten) morden... während den männlichen Mördern doch schon eher handfeste Motive zugestanden werden.
Bis auf den Schrottplatzpenner kommt auch keine männliche Rolle im Dauersuff daher, dabei eine ziemlich schlechte Figur machend. Selbst der Penner wird nüchtern zum Intellektuellen aufgepimpt....

Gerade nun die Barsinifrauen retten lustigerweise den Ruf der Frauenwelt... alle drei schießen früher oder später den Haremsherrn ab, auch wenn das einer der ladies schlecht bekommt. Der Rest verbündet sich gar gegen das Patriarchat und verpasst Barsini wohl eher den finalen Todesstoß als das Columbo mit seiner Überfürhrung tut.

Die Playboyhäschen machen ihr Aussehen zu Geld und das auf hohem Niveau mit geringem Einsatz... find ich jetzt auch nicht wirklich frauenfeindlich sondern eher geschäftstüchtig.

Mich stören wie gesagt die vielen Schnapsdrosseln, die vielen Dummchen in allen möglichen Rollen, besonders auch als Mördergattinnen und Geliebten, und einiges mehr.
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Re: Columbo und das Frauenbild

Beitragvon Klaus » So, 05.04.2015 09:03


zimtspinne hat geschrieben:Was Frauen so unter frauenfeindlich verstehen und was Männer darunter verstehen oder was Männer meinen, das für Frauen frauenfeindlich ist, darüber müsste nochmal gesondert diskutiert werden :P.


Dafür könnte man(n) glatt einen eigenen Thread aufmachen, obwohl ich glaube, außer Kopfschmerzen brächte er uns allen wenig ein. Also lass ich es lieber... :wink:

Ich fand ebenfalls weder die Playboy-Häschen noch die Barsini-Gespielinnen besonders frauenfeindlich. Deshalb sprach ich in diesen Fällen auch nur von möglichen Indizien. Dass in der Serie jedoch etliche Dummchen (die sich diese Bezeichnung wirklich hart erarbeitet haben) diesem Klischee ihren Stempel aufdrücken, sehe ich auch so. Besonders stören tun sie mich persönlich allerdings nicht, zumal es in jeder Serie gute und weniger gute Episoden bzw. Rollen gibt.

Frohe Ostern! :D

Gruß
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