Doc Brown hat geschrieben:martha hat geschrieben:Ich kenne diese Fahrten, wo man einen Beifahrer hat, bei dem man schon vor Antritt der Fahrt weiß, dass die Kommunikation eher spärlich werden wird.
Das waren für mich immer sehr unangenehme Momente, weil man auch permanent überlegen muss, was man erzählt, um den Anschein von gelungener Kommunikation aufrecht zu erhalten.
Das ist ein unglaublicher Stress, wenn man Kommunikation aufbauen muss, die einem
Ich habe nie verstanden, warum es Leute gibt, die unbedingt reden müssen. Wenn man sich nichts zu erzählen hat, dann schweigt man halt. Empfindest du schweigen als so unangenehm?
Schöne Frage.
Denn du machst mich darauf aufmerksam, dass ich mein Leben durchaus unkomplizierter gestalten könnte.
Der Punkt ist aber, dass ich es nie erstrebenswert fand, wenn sich Personen in Alltagssituationen anschweigen.
Denn wenn ich schweige, fühle ich mich noch unbehaglicher, als wenn ich zumindest den Ansatz von Kommunikation aufbaue.
Unter Stress hat man sich hier nicht vorzustellen, dass ich schweißgebadet Gesprächsthemenlisten erstelle.
Es ist einfach der Versuch, an sich selbst zu appellieren, dass hier 2 Personen zusammen sind, die durchaus zur Kommunikation fähig sind, unabhängig davon, ob die Chemie zwischen beiden stimmt.
Das führt sicher nur zu harmlosem Small-Talk, aber ich fühle mich dabei einfach besser, als wenn ich schweigen müsste.
Denn in dieser speziellen Situation ist Schweigen für mich negativ besetzt.
Ich will hier aber auch mal eine Lanze für das Schweigen brechen.
Zum einen finde ich, dass man nicht zu jedem Thema eine Meinung haben muss.
Man wird ja häufig damit konfrontiert, dass einem gesagt wird: "Aber du musst doch irgend eine Meinung dazu haben".
Nee, das muss ich nicht.
Schon dieses "Irgendeine Meinung" ist ja verräterisch.
Da soll man irgendwas sagen, nur um es als eigene Meinung auszugeben.
Diese Spielchen mach ich nicht mit.
Da schweige ich dann wirklich lieber.
Ich lass mich nicht dazu verdonnern, zu allem was sagen zu müssen.
Denn diese Dummschwätzer erleben wir auch in Talkshows ja zur genüge.
Da schweige ich lieber, selbst wenn das nicht gut ankommt.
Und zum zweiten finde ich, dass man nicht mit aller Gewalt immer das letzte Wort haben muss.
Wenn 'ne Sache geklärt ist, muss man sprachlich nicht noch mal nachlegen, um dem anderen zu zeigen:Na, jetzt hab ich es dir aber nochmal gegeben!
Für mich das unliebsame Privileg egozentrischer Leute, die extreme Probleme damit haben, abweichende Meinungen zu akzeptieren.
Das mag sprachlich oft brillant sein, interaktiv gesehen ist diese Rechthaberei aber ein Offenbarungseid.
Ich fand den Satz von Kurt Beck im letzten Jahr super:"Einfach mal das Maul halten."
Das trifft es häufig echt sehr gut.