Mörderfehler, die ich nie machen würde

[zimtspinne]

Einspruch, Klaus, da denke ich, war es ein Gewohnheitsreflex. Also automatisierte Handlung sozusagen, bei der das Gehirn Energie spart und deliegiert. Deshalb ist es auch so verdammt schwer, sich angewöhnte Gewohnheiten abzugewöhnen... bis man den Automatismus gelöscht oder mit was anderem überschrieben hat, dauert es etwa ein halbes Jahr.

Der Benedict hat halt immer die Nelkenprüfung gemacht - vor dem Auftritt, währenddessen und danach. Waren ja auch extra für ihn gezüchtete Blümchen. Vielleicht hat das Blümchengeraderücken auch einen Beruhigungseffekt auf ihn?
Bei der entsorgten Geliebten wurde ihm die Anti-Lampenfieber-Nelke dann leider zum Verhängnis.

Ich habe Columbo neulich nämlich mal überführt. Von wegen, man ignoriert bei Hiobsbotschaften die Post oder die Schreibtischuhr.... also ich hab mir zB völlig im Schockzustand (naja, mittlerer Schock, nix ganz schlimmes) eine Halskette umgelegt und auch mal die Post geöffnet. Einfach um was zu tun zu haben und sich abzulenken. Gewohnte Handlungen sind ein sehr gutes Selbstberuhigungsmittel. Bei mir jedenfalls funktioniert das und daher sind gewisse Beweise, die Columbo gerne auf den Tisch legt, für mich eher lau bis lausig. Jedenfalls hätten die vor einem Gericht keinen Bestand.
Um auch mal Columbo einen Ermittlungfehler anzukreiden, den ich nie machen würde!!

[Klaus]

Einspruch abgewiesen, zimtspinne, ich habe mich in diesem Fall analog zum obigen Thema nur auf mein potentielles Verhalten in diesem Moment bezogen und Alex Benedict lediglich als Protagonist dieser Szene aufgeführt. Zwar trifft der Spruch „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ auch auf mich zu, aber dieses hochexplosive Beweismittel hätte ich sofort in meiner Hosentasche verschwinden lassen, da bin ich mir ziemlich sicher. Schade eigentlich, dass Benedict nach dem Konzert nicht auch noch mit seinem Wagen zum Tatort und somit Columbo direkt in die Arme gefahren ist, dann wäre diese verwelkte Folge spätestens nach einer halben Stunde zu Ende gewesen!!!

Gruß
Klaus

[Dr. Bart Kepple]

Ich denke, auch bei einem Mord in der prä-DNA Ära wird man noch locker 20-30 Fehler machen (meine mal so etwas gelesen zu haben).
Es wäre also vermessen zu behaupten, man hätte weniger Fehler gemacht als der durchschnittliche Columbo-Mörder.

Es gibt allerdings einige grundlegende Fehler, die man einfach vermeiden kann. Die nichts mit Geschick oder Zufall zu tun haben:
1. Hochmut kommt vor dem Fall. Wiege dich nie in Sicherheit, solange der Fall nicht abgeschlossen ist. Viele geniale Mörder sind über ihren Hochmut gestolpert (Dr. Fleming z.B.).

2. Wenn du eine Mitwisserin/Komplizin hast, mit der du noch romantisch verbändelt bist, dann verdammt noch mal: Funkstille und zwar Monate lang! Das ist einer der dümmsten Fehler und meistens vom schwachen Part verursacht (Faye Dunaways Komplizin z.B.). Such' dir deine partners in crime sorgfältiger aus, nicht jeder ist dafür gemacht.

3. Fliege unterm Radar! Wenn du aus Habgier gemordet hast, dann schiebe eine ruhige Kugel. Du hast ein Vermögen verdient durch den Mord? Gib es nicht aus. Du hast die Position deines Opfers eingenommen? Zelebriere das nicht noch. Zieh nicht in sein Büro um und stell die Firma auf den Kopf. Es könnte so wirken, als wäre dir das Ableben angenehm.

4. Niemals in eine Falle locken lassen!
Columbo bittet dich, ihn zum Tatort zu begleiten? Lehne dankend ab. Falls du es doch tust, fahre nicht selbst. Er versucht dich an jeder Kreuzung dazu zu verleiten ohne Richtungsanweisung den Weg zum Tatort eigenhändig zu finden.
Identifiziere auch nie selbst die Mordwaffe (Kamera z.B.). Lädt er dich zu einer Gondelfahrt ein, lehne ab. Bleibe in deinem verdammten Büro und drehe weiterhin Däumchen.

5. Verzichte auf Symbolik!
Dafür gibt es keine Brownie-Points. Sicher ist es cool, die markierte Whiskey-Flasche zum Opfer zu rollen. Klug ist das jedoch nicht, v.a. wenn du die gleiche Marke bei jeder Gelegenheit öffentlich trinkst und mit dem gleichen Ring markierst. Kauf dir einen anderen Ring und trink Bier!

6. Überlasse Columbo niemals deinen Schlüssel UND bringe gleichzeitig Belastendes in deine Wohnung. "Mord in Pastell" mit den Gemälden, "Mord nach Rezept" mit seiner Komplizin. Ein bisschen mehr Vorsicht ist angebracht.

7. Lenke niemals den Verdacht auf andere!
Columbo wird jeden Menschen verdächtigen, nur nicht diesen. Wenn überhaupt, lenke den Verdacht auf dich selbst. Kein Alibi ist übrigens das beste Alibi. Columbos Frau ist furchtbar untalentiert in Krimis, aber selbst sie hätte ein besseres Alibi als du (21 "Gründlich motivierter Tod"). Columbo kann nicht glauben, dass du so dämlich wärest und streicht dich sofort von der Liste.

8. Das ist der allerwichtigste Punkt von allen:
Niemals den Mord gestehen! Das sollte man der Jury überlassen. Deine Wanduhr hat während deines aufgezeichneten Anrufs nicht wie üblich gebimmelt? Lass dich davon nicht zu einem Geständnis drängen. Das hält keiner Jury stand.
Dein Handy hat in den Bergen kein Empfang, boooooo. Du hast bereits gegen Regel 4 verstoßen, aber das ist noch lange kein Grund für ein Geständnis.
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Zusammenfassend:
Nach dem Mord einfach nichts tun und so wenig wie möglich sagen. Auch wenn's schwer fällt, mit Columbo sollte man sich nicht anfreunden wenn man Dreck am stecken hat.

[WalterJörgLangbein]

Meiner Meinung nach begehen wirklich ALLE Mörder ein und denselben Fehler... Columbo entdeckt eine Unstimmigkeit, oft eine Unachtsamkeit des Mörders. Columbo trägt dann vor, was ihn stört und der Mörder versucht, die Unstimmigkeit zu erklären oder wegzuinterpretieren.

Es wäre, meine ich, sehr viel klüger, würde der Mörder gar keine Erklärung versuchen, sondern nur murmeln.. Seltsam, das kann ich auch nicht erklären... Es zeigt sich ja immer wieder, dass diese Erklärungen letztlich nur dem Mörder schaden.

[Columbologe]

Wenn man als Mörder wüsste, dass Columbo unbeirrbar an seiner Intuition und Skepsis festhält, auch wenn man ihm einen Alternativvorschlag macht, wie er die Sache auch betrachten könnte, ja - dann wäre es klüger, nichts zu sagen. Aber da jeder Mörder in seiner Hybris Grund zur Annahme hat, so ein Tolpatsch wie dieser Inspektor im Regenmantel müsste doch leicht fernzusteuern sein, verstehe ich gut, dass alle ihre Chance nutzen, Columbo auf falsche Fährten zu locken und dabei alle denselben Fehler machen, den Verdacht gegen sich damit nur noch zu verhärten.

[WalterJörgLangbein]

Wenn man als Mörder wüsste, dass Columbo unbeirrbar an seiner Intuition und Skepsis festhält, auch wenn man ihm einen Alternativvorschlag macht, wie er die Sache auch betrachten könnte, ja - dann wäre es klüger, nichts zu sagen. Aber da jeder Mörder in seiner Hybris Grund zur Annahme hat, so ein Tolpatsch wie dieser Inspektor im Regenmantel müsste doch leicht fernzusteuern sein, verstehe ich gut, dass alle ihre Chance nutzen, Columbo auf falsche Fährten zu locken und dabei alle denselben Fehler machen, den Verdacht gegen sich damit nur noch zu verhärten.

Das stimmt auffallend! Diese Hybris ist offenbar auch ein Merkmal von realen Serienmördern. Wie ich in einer US-Dokumentation vor längerer Zeit über solche Verbrecher gesehen habe, reden die sich, gefangen im Glauben viel zu intelligent zu sein, oft um Kopf und Kragen. Zum Teil wurden Serienmörder überführt, gegen die die Polizei eigentlich nichts in der Hand hatte. Andere - wie Ted Bundy - meinten sich unbedingt selbst verteidigen zu können, was schief ging... Aber ich merke schon, dass ich mich etwas vom eigentlichen Thema entferne. Was ich eigentlich nur sagen wollte: Es sind Mörderfehler, die die meisten Täter zum Verhängnis werden. Und unserem Inspektor entgeht keiner!

[Columbologe]

Ted Bundy - ist das etwa "der berüchtigte Massenmörder Bundy drüben in Florida", den Columbo in der Überführungsszene von "Mord nach Termin" erwähnt? Ist der wirklich wegen Bissabdrücken zum Tode verurteilt worden und ist der Beweis, der Oscar Finch zur Strecke bringt, der Realität abgeschaut? Das wäre dann eine heiße neue Information für mich.

[WalterJörgLangbein]

Ted Bundy - ist das etwa "der berüchtigte Massenmörder Bundy drüben in Florida", den Columbo in der Überführungsszene von "Mord nach Termin" erwähnt? Ist der wirklich wegen Bissabdrücken zum Tode verurteilt worden und ist der Beweis, der Oscar Finch zur Strecke bringt, der Realität abgeschaut? Das wäre dann eine heiße neue Information für mich.

Mag sein, dass sich unser Inspektor auf Bundy bezog. Theodore Robert Bundy, genannt Ted Bundy, war viel unterwegs. Er hat zwischen 1974 und 1978 mindestens 30 junge Frauen und Mädchen in den Bundesstaaten Washington, Utah, Colorado, Oregon, Idaho und Florida ermordet.

Zu Deiner Frage: Es ist richtig, dass Bundy zumindest einem Opfer Bisswunden beibrachte, die ausgewertet werden konnten. Das Zahnschema, das nach den Wunden rekonstruiert werden konnte, soll mit dem von Bundy überein gestimmt haben. Ich glaube nicht, dass Bundy wegen Bissabdrücken allein zum Tode verurteilt wurde, es soll einen Berg erdrückender Beweise gegeben haben. Bundy hat schließlich gestanden. Er hat angeboten, weitere Morde aufklären zu können, die er auch begangen habe, um den Hinrichtungstermin zumindest zu verschieben. Die Behörden sind nicht auf sein Angebot eingegangen.

[WalterJörgLangbein]

Nachtrag: In der Nacht des 15. Januar 1978 hat Ted Bundy Lisa Levy (*1. Februar 1957; †14. Januar 1978) und Martha Bowman (*6. Januar 1957; † 15. Januar 1978) brutal mit einem Holzknüppel erschlagen. Der Mörder hat Lisa Levy gebissen und deutliche Spuren hinterlassen. Zahnarzt Dr. Souviron konnte nachweisen, dass Ted Bundy diese Bissspuren am Opfer hinterlassen hat.

[Columbologe]

Nach diesen Informationen muss Columbo eindeutig von genau diesem nicht fiktionalen Ted Bundy in "Mord nach Termin" gesprochen haben. Danke für die bereichernde Auskunft!

[WalterJörgLangbein]

Nach diesen Informationen muss Columbo eindeutig von genau diesem nicht fiktionalen Ted Bundy in "Mord nach Termin" gesprochen haben. Danke für die bereichernde Auskunft!

Mir war der Hinweis Columbos auf diesen realen Hintergrund, derdoch recht deutlich war, nicht aufgefallen... So habe ich etwas hinzugelernt!
Danke!
Ich wollte vor vielen Jahren ein Buch über Ted Bundy schreiben, dazu ist es nicht gekommen...

[Columbologe]

Ich wollte vor vielen Jahren ein Buch über Ted Bundy schreiben, dazu ist es nicht gekommen...

Wenn es stattdessen dazu kommt, dass Du ein weiteres Buch über Columbo schreibst (denn immer mehr willkommene Sachbücher zu meinem Lieblingsdetektiven schießen seit den 1990er Jahren aus dem Boden), trauere ich dem ungeschriebenen Bundybuch nicht lange nach.

[WalterJörgLangbein]

Ein Buch über Columbo... Ich fürchte da gibt es viele sehr viel bessere Autoren...

[Columbologe]

Ein Buch über Columbo... Ich fürchte da gibt es viele sehr viel bessere Autoren...

Bisher ist noch jedem, aber wirklich jedem deutschsprachigen Autoren mindestens ein sachlicher Fehler in seinem Columbo-Sachbuch nachgewiesen worden, den meisten eher mehrere. Ich warte noch auf das Buch, bei dem alles stimmt, und da Du sowieso schon Autor bist, wärest Du der Mann, der es schreiben könnte. Vielleicht weißt Du am Ende sogar mehr über die Serie als ich.

[WalterJörgLangbein]

Columbologe, Du hast geschrieben: "Vielleicht weißt Du am Ende sogar mehr über die Serie als ich. " Das ist ausgeschlossen!