Columbo: Todesseiltanz (Teil 2)

Wir möchten versuchen, eine Columbo-Episode in Roman bzw. Comic Form zu schaffen. Falls ihr Ideen für einen neuen Fall habt schreibt es hier.

Columbo: Todesseiltanz (Teil 2)

Beitragvon Columbologe » Mi, 11.12.2024 18:46


KAPITEL 7

Delbert Holtgrave und Frederic Southwisher entfernten sich von der Menschenmenge, die aus dem Circus Sensatio strömte. Als sie sich sicher sein konnten, dass niemand mithörte, kamen sie auf ihre Wette zu sprechen, den eigentlichen Grund ihres Hierseins.
"Also, Frederic, wenn du immer noch ein Mann von Ehre sein willst, musst du mir jetzt zu meinem Wettgewinn gratulieren und mir die vereinbarten 100.000 $ aushändigen."
"Meinen höchsten Respekt, Delbert! Du hast es durchgezogen. Ich bewundere deine Skrupellosigkeit und deinen Mut. Hätte ich nicht gedacht. Dein Plan erwies sich allerdings als doch nicht so ganz narrensicher. Dieser Columbo-Clowndetektiv stellt zu kritische Fragen; das ist schlecht. Ich würde dir deswegen vorsichtshalber meine Wettschulden in bar und in wöchentlichen Raten auszahlen wollen und nicht auf dein Bankkonto überweisen, sonst wundert sich Sherlock Holmes junior beim Überprüfen deines Kontos noch, warum du deinem Freund Frederic 100.000 $ abgezogen hast, und dann hänge ich am Ende auch mit drin."
"Das ist vielleicht die schlaueste aller Alternativen", erkannte Delbert, als sie in sein Auto einstiegen.
"Dann fahren wir jetzt zu dir und du gibst mir als Anzahlung alles was du im Haus hast."
"Das ist fair."

Columbo stieg aus dem Wohnwagen der Wandernden Wendy, vor dem Andy Parma, seine Frau Melissa und deren Sohn Milano auf ihn warteten.
"Du schläfst heute Nacht bei uns!", freute sich Milano.
"Da muss ich euch am Ende des Tages ja doch dankbar sein, dass ihr mich in den Zirkus mitgeschleppt habt. Das hat sich wahrlich gelohnt. Auf diese Weise waren wir gleich am Tatort und selber Augenzeugen in dem Fall, den ich jetzt bearbeite."
Die vier fuhren in Andys Auto zu den Parmas nach Hause.

Zuhause angelangt war auch Frederic Southwisher, der seine Frau Mathilda nicht merken ließ, dass er das dort hinterlegte Bargeld an sich nahm, um es Delbert Holtgrave zu übergeben.
"Erste Zwischenstation: Mehr als diese 2.000 habe ich heute nicht flüssig, aber ich gehe morgen zur Bank und frage, wie viel ich auf einmal abheben kann und bringe dir morgen die Ausbeute. Dann erzählst du mir, ob Sherlock junior wirklich Honig kaufen gekommen ist. Schönen Abend, Delbert!"
"Danke für die erste Rate, Frederic. Das mit dem Honig hat Columbo hoffentlich nur so dahingesagt. Schlaf gut."

KAPITEL 8

Aber nein, es kam zu einer zweiten Begegnung zwischen Columbo und dem Imker. Am nächsten Mittag war der Inspektor wieder in der Heimatstadt und fuhr mit seinem eigenen privaten Peugeot in die Linda Vista Avenue. Mr. Holtgrave war gerade mit seinem Bienenstock beschäftigt, als Columbo ihm von außerhalb seines Grundstücks zuwinkte. Mit schiefem Lächeln winkte Delbert zurück, bat Columbo herein, und bot ihm an, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Er sollte ihm aber nicht zu nah kommen, um sich nicht anzustecken, weil Delbert sich einen Schnupfen geholt hatte.
"Welche Menge an Honig bekommt man denn von so einer Wabe?", fragte Columbo, neugierig, etwas über Bienen zu lernen.
"Wenn sie voll ist, etwa zwei Kilogramm Honigertrag."
Delberts Stimme klang anders als am Vortag, was an der verstopften Nase gelegen haben muss.
"Und wie pflanzen sich die Bienenbiester fort?"
Delbert schielte streng auf Columbo, der begriff:
"Stört es Sie noch immer, wenn ich diese Tiere so bezeichne?"
Tolerant begann Delbert über sein Spezialgebiet zu fachsimpeln:
"Also, in die einzelne Zelle legt die Königin jeweils ein Ei, und je nach Art der Fütterung entscheidet sich: Wird daraus eine Arbeiterin, eine Drohne oder eine Königin?"
"Aus mir wurde jedenfalls ein Arbeiter", verglich sich Columbo mit den Insekten.
"Was macht denn Ihre Arbeit am Fall Wendy? Hält sie Winterschlaf oder erblüht sie in prächtigen Farben?"
"Es sind noch lose Fäden zu einem stimmigen Gesamtbild zu verknoten."
"Kann ich Ihnen dabei behilflich sein?", bot Delbert gütig an.
"Möglicherweise ja."
"Lassen wir es auf einen Versuch ankommen, Inspektor!"
"Wenn ich Ihnen jetzt eröffne, dass ich die drei Bienen von gestern heute bei meiner investigativen Rückkehr an den Ort des Geschehens tot auf dem Boden des Zirkuszeltes liegen sah, welche Todesursache käme Ihnen dann als erste in den Sinn?"
"Flüssigkeitsmangel. Feuchtigkeitsentzug. Die armen Tiere haben nicht mehr nach draußen gefunden und sind über Nacht ausgetrocknet."
Columbo tippte mit dem Zeigefinger auf den weißen Imkerschutzanzug seines Gesprächspartners.
"Das kam mir auch sofort plausibel vor, Sir, doch dann erfuhr ich heute früh vom Gerichtsmediziner, dass die Wandernde Wendy drei frische Bienenstiche am Hals und am Mund hatte. Offenbar haben die Bienenbiester sich durch die Schlagbewegungen, die wir beide beobachten konnten, angegriffen gefühlt und haben sich gewehrt."
"In diesem Fall haben die Bienen dann wohl ihre Stacheln beim Angriff verloren. Ihr Gerichtsmediziner dürfte sie in Wendys Haut stecken gesehen haben. Dann sind die Bienen also deswegen zugrunde gegangen."
"Was hat sich die Natur bloß dabei gedacht, Bienen mit einem Stachel auszurüsten, den sie bei Benutzung sofort verlieren?"
"Das hängt auch davon ab, wen sie stechen. Stechen sie eine Wespe, behalten sie ihre Ausrüstung."
"Wie das?"
"Durch den dünnen Chitinpanzer einer Wespe dringt der Bienenstachel hindurch und beim Herausziehen verfangen sich nirgendwo die kleinen Widerhaken der Lanzetten, die bei einem Stich ins Fleisch sonst steckenbleiben und den kompletten Stachelapparat samt Giftblase aus dem Leib reißen lassen. Danach ist es nach etwa 100 Stunden vorbei mit der Honigbiene; es kann aber auch schneller gehen."
"Die verblutet dann, oder wie? Mir sind aber keine Blutflecken bei den Kadavern aufgefallen."
"Nein, die Biene verblutet nicht.
"Dann stirbt sie den Gnadentod, weil sie den Schmerz nicht erträgt?"
"Auch nicht."
"Trocknet sie aus?"
"Meistens rafft sie eine Infektion dahin, weil so eine große offene Wunde eine Einladung für Bakterien ist."
"Aber vorhin vermuteten Sie einen Tod durch Flüssigkeitsmangel."
"Damit meinte ich, dass es für die Bienen in dem Zelt keine Trinkgelegenheit gab, nicht dass die innere Feuchtigkeit durch die Wunden ausgetreten ist."
Columbo war nicht zufrieden.
"Aber ist das realistisch, dass man nur ein wenig mit den Händen in der Luft herumzufuchteln braucht, um von allen anwesenden Stechinsekten ins Visier genommen und erwischt zu werden?"
"Nur, wenn alle anwesenden Stechinsekten zufällig weiblichen Geschlechts sind, weil nur die Weibchen stechen. Mit dem Stachel werden sonst die Eier gelegt und das ist im Tierreich noch ausschließlich Weiberkram. Der woke Zeitgeist befällt vielleicht ein Zirkuspublikum, aber keine Insekten. Und nach dem Stich ist das Opfer mit Duftstoffen markiert, die den anderen Bienen signalisieren: Dort ist der Feind!"
Columbo begriff.
"Ach, deswegen wurde Wendy von allen Bienen attackiert."
"Wenn es stimmt, dass die Stachelapparate rausgerissen sind. Ein Blick auf die toten Bienen würde genügen, um es sicher sagen zu können. Sie können mir bei Ihrem nächsten Besuch gerne die Kadaver mitbringen, falls Sie Honignachschub brauchen."
"Erstmal muss ich Ihren selbstgemachten Honig kosten und er muss mir schmecken", stellte Columbo seine Bedingung.
"Als Allererstes müssten Sie ihn kaufen. Deswegen sind Sie ja hergekommen."
Delbert nahm das Kopfteil seines Schutzanzugs ab und führte den Inspektor in sein Haus an sein Honigregal.
"Sie haben die Auswahl zwischen fünf Sorten, die ich herstelle, Inspektor."
"Sie stellen den Honig her?", hakte Columbo verwirrt nach, "Ich dachte, der kommt fertig aus den Waben und die Bienen kotzen den aus?"
Delbert schielte kurz nach oben und erklärte sachlich:
"Natürlich ist die Honigmasse in den Honigmägen meiner Arbeitsbienen durch Umwandlung des Blütennektars entstanden und anschließend erbrochen worden, aber der Imker hat diverse Möglichkeiten zur Honiggewinnung."
"Welche sind denn das?"
"Wabenhonig kommt aus honiggefüllten Waben. Schleuderhonig wird aus brutfreien Waben zentrifugiert. Tropfhonig wird aus zerkleinerten Waben ausgeflossen. Presshonig wird aus kalten und Seimhonig aus erwärmten Waben ausgepresst."
Columbo lief das Wasser im Mund zusammen.
"Unterschiede merkt da sicher nur der Kenner. Wählen Sie doch bitte die für mich geeignetesten Sorten aus; ich wollte für den Anfang nur so ein oder zwei Gläser testen."
"Also zwei müssten es mindestens sein, sonst gibt es keinen Mengenrabatt", forderte Delbert. "Ich empfehle Ihnen Schleuderhonig und Tropfhonig."
Bereitwillig zückte Columbo seine Brieftasche und förderte mehrere einzelne Dollarscheine zu Tage, um ein Schnäppchen zu machen.


KAPITEL 9

Inspektor Columbo war auf dem Weg, Delbert Holtgraves Anwesen zu verlassen, um die erworbenen zwei Honiggläser zu seinem Wagen zu tragen. Delbert begleitete ihn dabei und stellte Fragen zum Alter des Autos.
"1950 ist dieser Peugeot gebaut worden", schwärmte Columbo, "und weil ich ihn so gut auf meine spezielle Art pflege, läuft er noch immer!"
"Wie pflegen Sie ihn denn konkret auf Ihre spezielle Art?", fragte Delbert interessiert.
"Ich streichele ihm jeden Abend sein Verdeck, nachdem ich ihn in der Garage geparkt habe, und rede ihm gut zu: >>Danke, dass du mich heute wieder zu all meinen Zielen gebracht hast. Mach das bitte auch morgen wieder.<< Ich glaube, diese Liebe lässt ihn gut altern."
Delbert lachte teilweise mit und teilweise über Columbo. Da plötzlich traten Andy und Milano Parma unerwartet in die Szenerie.
"Oh, Großonkel Columbo, dich hier zu treffen ist eine Überraschung! Guck mal, was ich uns mitbringe."
Columbo lächelte erfreut und zugleich erstaunt.
"Milano, du auch hier? Andy, grüß dich! Mr. Holtgrave, dieser Herr ist mein Neffe und Mitarbeiter Andy Parma, mit dem ich gestern die Zirkusvorstellung besucht habe, und der kleine Matz mit dem Korb ist sein Sohn Milano. Warum bist du denn auch schon wieder hier in Los Angeles, Milano?"
"Hast du vergessen, dass heute meine Herbstferien beginnen? Ich helfe Papa bei seiner Polizeiarbeit. Du weißt, ich will später auch mal Polizist werden."
"Tüchtig, tüchtig! Du wirst mal ein großer Detektiv, das weiß ich. Die Gabe dazu hast du von deinem Papa geerbt", prophezeite Columbo stolz. Andy erklärte:
"Wir waren mit Direktor Hogan im Wohnwagen die privaten Gegenstände der Wandernden Wendy durchkämmen. Diesen Korb voll Zeug hat er Milano zum Dank für seine sorgfältige Arbeitsunterstützung geschenkt. Er meinte, es würde sich sowieso nicht rentieren, den Kram in die nächste Stadt mitzunehmen."
"Das ist ja nett", fand Columbo, "Vielleicht können wir davon etwas gebrauchen."
Andy wühlte in den Tiefen des Körbchens.
"Die benutzte Zahnbürste jedenfalls schon mal nicht, aber die Zahncreme dazu."
Columbo besah sich in Ruhe die Tube und wunderte sich:
"Warum wollte Mr. Hogan denn diese gute fluoridfreie Zahnpasta weggeben?"
"Eben deswegen. Er will nur Zahncreme mit Fluorid, das habe ihm sein Zahnarzt so empfohlen", erklärte Andy.
"Weil der hochgebildete Zahnarzt vielleicht nicht weiß, dass Fluorid toxisch ist."
"Ja. Gut für den Zahnschmelz, aber schlecht fürs Gehirn", stimmte Andy seinem Onkel zu. Delbert hatte auch eine Frage:
"Hat Ihr kleiner Großneffe zufällig auch die drei Bienenkadaver mitgebracht, die ich mir noch anschauen wollte? Das wäre doch jetzt praktisch."
Milano holte aus seinem Korb eine Haarbürste hervor und rief grinsend:
"Bienen nicht, aber etwas ähnlich Stacheliges!"
Delbert belehrte den Jungen:
"Zwischen den beiden ist der Unterschied, dass Bienenstacheln innen hohl wie eine Injektionsnadel, Bürstenborsten jedoch massiv sind."
Milano rief amüsiert:
"Sagen Sie bitte nochmal Bürstenborsten, das Wort finde ich witzig!"
Columbo relativierte:
"Das hört sich nur deshalb witzig an, weil Mister Holtgraves Stimme zur Zeit verschnupft klingt. Bestimmt hat er sich bei einem von den vielen Leuten im Zirkus angesteckt. Oktobertage sind Erkältungstage."
Hilfsbereit sah Milano wieder in sein Krempelkörbchen.
"Vielleicht habe ich ein Nasenspray in meinem Korb, soll ich mal gucken?"
Milano kramte eifrig in seinen Utensilien und holte einen weiteren Gegenstand hervor.
"Eine Sprühdose kann ich Ihnen anbieten, ich weiß nur nicht, was drin ist, das müsste man erstmal ausprobieren."
Ohne lange zu zögern drückte Columbos Großneffe zwei volle Sekunden auf den Sprühknopf und zielte mit der Spraydose auf Delberts Nase, die sogleich eingenebelt wurde, was diesem gar nicht zu gefallen schien.
"Nicht sprühen, du Junge! Hier fliegen doch überall meine Bienen herum!", wurde Delbert laut. Milano schaute sich um.
"Ich sehe keine."
Columbo pflichtete ihm bei:
"Das sind ja sowieso keine gefährlichen Biester nach Ihrer Meinung."
Delbert sah verängstigt herüber zu seinen Bienenstöcken hinter dem Gartenzaun und eilte mit großen Schritten ins Haus zurück.
"Entschuldigen Sie mich, Columbo; ich muss mal eben auf Toilette."
"Er rennt wie von der Tarantel gestochen", bemerkte Andy.
"Bleibt ihr hier! Ich begleite ihn schnell", entschied Columbo und folgte Delbert im gleichen Tempo ins Haus und sogar wie selbstverständlich ins Badezimmer.
"Auf Toilette gehe ich alleine, damit das mal klar ist!", meckerte Delbert von seinem Waschbecken aus. Er war wenig amüsiert. Columbo schaltete in einen sanfteren Gang.
"Bleiben Sie ganz ruhig, Mister Holtgrave. Sie brauchen sich nicht panisch das Gesicht zu waschen. In der Spraydose war nur Wasser."
"Als ob Sie das wissen könnten, ohne auf die Aufschrift gesehen zu haben! Und seit wann verkauft man Wasser in Spraydosen? Lesen Sie doch mal, mit was Ihr frecher Bengel von Großneffe mich da besprüht hat!"
"Sie haben recht, es ist laut Aufschrift kein Wasser sondern ein Parfum. Aber auch daran würde wohl niemand sterben, auch nicht in der Nähe harmloser Bienenstöcke. Aber ich kann Sie beruhigen. Ich habe, um Sie keinesfalls zu gefährden, den Inhalt gegen einfaches Wasser ausgetauscht. Können Sie das nicht riechen?"
Delbert trocknete sich das Gesicht ab und drehte das laufende Wasser aus dem Wasserhahn ab.
"Meine Nase ist zu. Verschnupft. Aber was reden Sie da bloß? Sie haben die Dose doch vorhin erst in die Finger bekommen, als Ihr Großneffe mit seinem Korb ankam und Sie haben sich vorher die Aufschrift nicht angesehen."
Columbo holte weit aus, um zu erklären:
"Doch, habe ich gestern schon. Den Wohnwagen der Wandernden Wendy inspizierte ich im Alleingang, sofort nachdem Sie und die übrigen Zirkusbesucher nach Hause geschickt worden waren. Der markante Duft, den meine Nase auf der Bühne... ich meine in der Manege wahrgenommen hatte, ließ mich glauben, dass der dazu beigetragen haben könnte, dass die Bienen Wendy angriffen. Darum gab ich das Parfum gleich nach meinem Fund zur Analyse in ein Labor. Mein Kollege Andy holte das Ergebnis und das Parfum dort heute ab und fügte die Spraydose zu dem Geschenkekorb hinzu. Der Ergebnisbefund spricht von einer Zutat, die nicht auf der Dose steht: Weißer Olibanum aus Argentinien, ein Weihrauch, den Bienen lieben. Irgendwer muss diese Substanz dem Parfum beigemischt haben, weil sie nicht bei den Inhaltsstoffen aufgeführt ist."
Delbert spielte den Ahnungslosen.
"Und wer denken Sie war derjenige?"
"Ihr Verhalten von vorhin hat mir endgültig die Antwort gegeben. Sie wussten, was in der Sprühdose drin sein musste, weil Sie der heimliche Verehrer waren, der Wendy gestern vor der Show diese Aufmerksamkeit geschenkt hat. Dass inzwischen nur noch Leitungswasser drin ist, hat Ihre Schnupfennase Ihnen nicht verraten können."
"Ich verstehe nicht, was Sie meinen mit mein Verhalten hat Ihnen die Antwort gegeben."
Columbo erklärte weiter:
"Um die Wandernde Wendy zu Tode zu stechen, wären die drei Bienenbiester im Zirkuszelt zu wenige gewesen. Diese sollten die Artistin nur aus ihrer Konzentration bringen, damit sie runterfällt. Jedoch ganze Bienenstöcke voller wild gemachter Stechinsekten könnten lebensgefährlich sein, wenn man mit argentinischem Olibanum eingenebelt ist. Deswegen sind Sie vorhin so aus der Haut gefahren und in Panik ins Haus geflüchtet, obwohl der neutrale Geruch des eingefüllten Wassers keine einzige Biene angelockt hat. Haben Milano und ich Sie nicht echt clever aufs Kreuz gelegt?"
Verdutzt schaute Delbert aus seinem Imkeranzug und wusste nicht, mit welchen Ausreden er jetzt noch glaubwürdig alles abstreiten konnte. Columbo beendete seine Rede mit einigen nicht verknoteten losen Fäden:
"Wie Sie Ihre Bienenbiester ins Zirkuszelt geschmuggelt haben, das kann ich mir mit Ihrem seltsamen Talisman erklären: Pappschachtel mit Luftlöchern. Aber wozu das Ganze? War Ihnen die Show zu langweilig ohne so einen Todessturz? Hatte Wendy Ihre Annäherungsversuche allzu unfreundlich abgeblockt? Wollten Sie sich an ihr rächen? Oder wollten Sie einfach mal in einem praktischen Experiment ausprobieren, ob Ihre Bienenbiester auch als Mordwaffe taugen?"
Delbert wollte dieses Rätsel ungelöst lassen und fragte nur, während er sein Bad verließ:
"Kann ich mal telefonieren?"
Er griff zu seinem Telefon, drückte auf eine Taste, und eine eingespeicherte Nummer wurde automatisch gewählt. Columbo lauschte Mr. Holtgraves Monolog.
"Du brauchst heute nicht zu mir zu kommen, Frederic. Sherlock junior ist ein ganz Großer. Von seiner Schnüffelnase bleibt niemand verschont. Ich fürchte, wir sehen uns eine Zeitlang nicht, weil ich so ein Trottel bin. Habe ich dir immer gesagt."
Columbo horchte auf und unterbrach das Gespräch:
"Frederic - so hieß gestern doch Ihr Begleiter. Der, den Mr. Hogan als wiederkehrenden Zuschauer identifizieren konnte."
Delbert legte den Hörer auf und wunderte sich, wie Columbo auch das wieder wissen konnte.
"Mein Begleiter hatte sich doch gar nicht namentlich vorgestellt!"
"Aber beim Verlassen des Zeltes hat auch er vor den Polizeibeamten seine Identität nachweisen müssen. Hat dieser Frederic etwa auch irgendeinen Dreck am Stecken?"
Seinen Kumpel schützend, lud Delbert alle Schuld auf sich und sprach verbittert:
"Nein, der hat nur von dem Todesseiltanz geschwärmt und mich Idiot damit auf eine dumme Idee gebracht, für die ich ganz alleine verantwortlich bin."
Columbo schwieg und dachte nach. Delbert wollte wissen:
"Was denken Sie jetzt, Sie Superhirn?"
"Ich überlege, ob ich Ihren Honig noch probieren möchte. Vielleicht haben Sie da auch etwas untergemischt, was nicht wirklich hinein gehört. Wenn Sie mir meine Dollars zurückgeben, kriegen Sie Ihre Honiggläser wieder. Mit einem Menschen wie Ihnen möchte ich offen gesagt keine Geschäfte machen."

Nachdem Andy Parma in seiner Rolle als Polizist Delbert Holtgrave zwei herbeigerufenen Kollegen übergab, feierte Inspektor Columbo seinen kleinen Großneffen dafür, dass Milano, der angehende Detektiv, mit seiner scheinbar unbekümmerten Sprühaktion seinen ersten eigenen Fall gelöst hatte.

ENDE
Columbologe
1. Polizeihauptkommissar
1. Polizeihauptkommissar
 
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Registriert: Mi, 10.10.2018 16:07

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