Nachdem der Film bei uns fast überall für 5.99 rausgeschmissen wird, hab ich ihn mir jetzt auch mal geholt.
Hat mich ja doch interessiert, wie sich Falk so als Familienmensch schlägt.
Dabei ist die Grundsituation bei "Reine Familiensache" ja zunächst die gleiche wie bei "Columbo".
Peter Falk redet in der Rolle des Sam über seine Frau, ohne dass man sie zu sehen bekommt. Man muss sich schon mit ein paar Rückblenden begnügen, wird am Ende des Streifens aber dann doch entschädigt:
Sam hat seine Frau wiedergefunden.
Sie war ihm nämlich nach 47 Ehejahren einfach weggelaufen.
Und wenn man das erste Drittel des Films verfolgt, sagt man sich glatt: Kein Wunder!
Denn es fällt wirklich schwer, Sympathien für Sam zu entwickeln.
Das ist doch ein extrem ungehobelter Klotz:
Er furzt mehrfach ungeniert in die Szenerie, und macht seinem Sohn Ben das erstrebte Häuschen auf dem Lande madig.
Falk zieht da wirklich alle Register, doch gewisse Columbo-Eigenarten kann er wohl doch nicht ganz abstreifen.
Vor allem die ausufernde Gestik lässt einen häufiger mal an den Inspector denken.
Der Großteil des Films besteht aus Gesprächen zwischen Sam und seinem Sohn Ben, der seinem Vater vorwirft, sich nicht ausreichend um die ausgebüxte Mutter gekümmert zu haben.
Doch Sturkopf Sam hält das alles für Schwachsinn.
Ausgefochten werden diese verbalen Duelle bei einer ländlichen Tour mit einem Oldtimer.
Unterwegs gehen die beiden angeln, besuchen ein Baseball-Spiel, werden von geilen Dorfschlampen angemacht und spielen Billard.
Ist schon 'ne lustige Szene, wenn Sam seinen Queue nach dem Spiel als Waffe gegen einen schlechten Verlierer einsetzt.
Bitte diverse Weichteile festhalten!!!
Im Laufe der Story kommen sich Vater und Sohn dann immer näher.
Und obwohl sich die Dialoge meist nur um das Thema "Mutter-Sam" drehen, bieten sie genügend sprachliche Abwechslung:
Da wird kein Süßholz geraspelt, sondern oftmals lautstark diskutiert, was Sache ist.
Falls sich den Film mal jemand anschauen sollte, will ich hier den Ausgang der Story lieber nicht verraten.
Nur soviel sei verraten, dass es dann doch noch im erwarteten Rührstück endet.
Und wenn man als Zuschauer neben der Stadtwohnung zusätzlich auch noch nah am Wasser gebaut hat, wird man sich schon ein Tränchen verdrücken müssen.
Na ja, auch wenn ich anfangs etwas skeptisch über einen gelungenen Fortgang der Handlung war, haben sich meine Bedenken im zweiten Teil der Geschichte auf jeden Fall zerstreut.
Das war schon halbwegs ansprechende Unterhaltung mit einem sehr gut aufgelegten Peter Falk!!!
Nur noch ein abschließendes Wort zur deutschen Synchronstimme.
Ich finde diese nervend-aufschreiende Sprechweise von Horst Sachtleben in den letzten Jahren wirklich an der Grenze des erträglichen.
Ich hab Sachtleben ja Sonntag noch in "Mord unter 6 Augen" gehört.
Da gefiel mir seine Stimme noch ausgesprochen gut.
Doch dieser stimmliche Oktav-Sprung nach oben ist mir schon in den späten "Columbo"-Folgen bitter aufgestoßen.
In "Reine Familiensache" empfiehlt sich dann endgültig das Drücken der Audio-Taste, um sich den Film lieber im Originalton anzuhören.